Название: Die Brüder Karamasow
Автор: Федор Достоевский
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Große verfilmte Geschichten
isbn: 9783955012083
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»Haltet ihn!« kreischte Fjodor Pawlowitsch, als er Dmitri wieder erblickte. »Er hat mir im Schlafzimmer Geld gestohlen!« Und er riß sich von Iwan los und stürzte abermals auf Dmitri los. Der aber hob beide Hände, packte den Alten an den beiden letzten Haarbüscheln, die ihm an den Schläfen verblieben waren, riß ihn hoch und schmetterte ihn dann mit einem Faustschlag zu Boden. Er fand noch Zeit, ihm zwei- oder dreimal mit dem Absatz ins Gesicht zu treten. Der Alte stöhnte laut. Iwan Fjodorowitsch umfaßte seinen Bruder Dmitri, obwohl er nicht so stark war wie dieser, und riß ihn mit aller Kraft von dem Alten weg. Auch Aljoscha, half ihm, so gut er konnte, indem er den Bruder von vorn umklammerte.
»Du Wahnsinniger, hast ihn totgeschlagen!« rief Iwan.
»Geschieht ihm ganz recht!« schrie Dmitri keuchend. »Sollte er nicht vollkommen tot sein, komme ich wieder und hole es nach. Ihr werdet ihn nicht davor bewahren!«
»Dmitri. Geh augenblicklich von hier fort!« rief Aljoscha gebieterisch.
»Alexej. Du bist der einzige, dem ich glaube. Sag mir, war sie hier oder nicht? Ich habe sie aus der Seitengasse am Zaun entlang herschlüpfen sehen. Ich rief sie an, aber sie rannte davon ...«
»Ich schwöre dir, sie war nicht hier. Es hat sie auch niemand hier erwartet!«
»Aber ich habe sie gesehen ... Also muß sie ... Ich werde gleich erfahren, wo sie ist ... Leb wohl, Alexej! Sag dem alten Satyr kein Wort von dem Geld, geh sofort zu Katerina Iwanowna und bestell ihr, ich lasse sie grüßen! Und ihr Lebewohl sagen! Schildere ihr diese Szene!«
Unterdessen hatten Iwan und Grigori den Alten auf einen Lehnstuhl gesetzt. Sein Gesicht war blutig, aber er war bei Bewußtsein und hörte Dmitri begierig zu. Er glaubte immer noch, Gruschenka sei wirklich irgendwo im Haus. Dmitri Fjodorowitsch warf ihm beim Hinausgehen einen haßerfüllten Blick zu.
»Ich fühle keine Reue wegen deines Blutes!« rief er. »Nimm dich in acht, Alter! Nimm dich in acht mit deiner Hoffnung, ich hege auch welche! Ich verfluche dich und sage mich für immer von dir los ...« Er lief aus dem Zimmer.
»Sie ist hier, bestimmt ist sie hier! Smerdjakow, Smerdjakow!« rief der Alte kaum vernehmbar mit heiserer Stimme und winkte dabei mit dem Finger.
»Nein, sie ist nicht hier, Sie verrückter alter Mann!« schrie Iwan ärgerlich. »So, nun wird er ohnmächtig! Wasser, Handtuch! Schnell, Smerdjakow!«
Smerdjakow holte das Verlangte. Dann entkleideten sie den Alten, trugen ihn in das Schlafzimmer und legten ihn auf das Bett. Um den Kopf wurde ihm ein nasses Handtuch gewickelt. Entkräftet von dem Kognak, der großen Aufregung und den Mißhandlungen, schloß er die Augen, sowie er das Kissen berührte, und verlor das Bewußtsein. Iwan Fjodorowitsch und Aljoscha kehrten in den Saal zurück. Smerdjakow trug die Scherben der Vase hinaus, Grigori stand am Tisch und sah finster zu Boden.
»Du solltest dir auch einen feuchten Umschlag machen und dich ins Bett legen«, wandte sich Aljoscha an Grigori. »Wir werden schon auf ihn achtgeben. Der Bruder hat dir ja einen furchtbaren Schlag versetzt, genau auf den Kopf!«
»Er ... hat sich ... an mir vergriffen!« sagte Grigori finster und stockend.
»Er hat sich auch am Vater vergriffen, nicht nur an dir!« bemerkte Iwan Fjodorowitsch und verzog den Mund.
»Ich habe ihn im Waschtrog gebadet, und er vergreift sich an mir!« wiederholte Grigori.
»Zum Teufel, hätte ich ihn nicht weggerissen, er hätte den Alten am Ende erschlagen! Viel gehört nicht dazu bei dem alten Satyr«, flüsterte Iwan Fjodorowitsch seinem Bruder zu.
»Davor behüte uns Gott!« rief Aljoscha.
»Warum soll er uns davor behüten?« fuhr Iwan, noch immer flüsternd, mit boshaft verzogenem Antlitz fort. »Ein Reptil frißt das andere auf, und beiden geschieht recht!«
Aljoscha zuckte zusammen.
»Ich werde selbstverständlich keinen Mord geschehen lassen, wie ich ihn auch jetzt verhindert habe. Bleib hier, Aljoscha, ich will ein bißchen auf dem Hof auf und ab gehen. Ich habe Kopfschmerzen bekommen.«
Aljoscha ging zum Vater ins Schlafzimmer und saß ungefähr eine Stunde am Kopfende des Bettes. Der Alte schlug plötzlich die Augen auf und sah Aljoscha lange an, offenbar suchte er sich zu erinnern und seine Gedanken zu ordnen. Auf einmal malte sich eine ungewöhnliche Aufregung auf seinem Gesicht.
»Aljoscha«, flüsterte er, »wo ist Iwan?«
»Auf dem Hof, er hat Kopfschmerzen. Er schützt uns.«
»Gib mal das Spiegelchen her; da steht es!«
Aljoscha reichte ihm den kleinen runden Klappspiegel, der auf der Kommode stand. Der Alte sah hinein. Die Nase war stark geschwollen, und auf der Stirn, über der linken Braue, befand, sich eine auffällige, blutunterlaufene Stelle.
»Was sagt Iwan? Aljoscha, mein lieber, einziger Sohn, ich fürchte mich vor Iwan, mehr als vor dem anderen. Du bist der einzige, vor dem ich keine Furcht habe ...«
»Fürchten Sie sich auch vor Iwan nicht. Er ist zwar reizbar, doch er beschützt Sie.«
»Aber der andere? Er ist Gruschenka nachgelaufen! Sag mir die Wahrheit, du mein lieber Engel – war Gruschenka vorhin hier oder nicht?«
»Kein Mensch hat sie gesehen. Es ist ein Irrtum, sie war nicht hier.«
»Mitka will sie heiraten. Jawohl, er will sie heiraten!«
»Sie wird ihn gar nicht nehmen.«
»Sie wird ihn gar nicht nehmen ... Sie wird ihn gar nicht nehmen. Um keinen Preis wird sie ihn nehmen!« platzte der Alte erfreut heraus, als hätte man ihm in diesem Augenblick nichts Angenehmeres sagen können. In seinem Entzücken erfaßte er Aljoschas Hand und drückte sie fest an sein Herz. Ihm schimmerten sogar Tränen im Auge. »Das kleine Bild der Muttergottes, von dem ich vorhin erzählt habe, soll dir gehören, nimm es an dich. Auch in das Kloster darfst du zurückkehren. Ich habe vorhin nur gescherzt, sei mir nicht böse deswegen! Der Kopf tut mir weh, Aljoscha. Ljoscha, tröste mein Herz, sei mein Schutzengel, sag die Wahrheit!«
»Sie reden immer noch davon, ob sie hier war oder nicht?« fragte Aljoscha betrübt.
»Nein, nein, ich glaube dir. Aber ich will dir etwas sagen! Geh selbst zu Gruschenka, oder sieh zu, daß du sie irgendwie triffst. Frag sie recht bald, sobald wie möglich, oder errate mit eigenen Augen, zu wem sie will – zu mir oder zu ihm. Wie ist es? Was magst du? Kannst du es, oder kannst du es nicht?«
»Wenn ich sie sehe, werde ich sie fragen«, murmelte Aljoscha verlegen.
»Nein, sie wird es dir nicht sagen«, unterbrach ihn der Alte. »Sie ist ein mutwilliges Geschöpf. Sie wird dich küssen und dir sagen, dich wolle sie heiraten. Sie ist eine Betrügerin, schamlos. Nein, du darfst nicht zu ihr gehen, du darfst nicht!«
»Es wäre auch unschicklich, Vater, höchst unschicklich.«
»Wohin СКАЧАТЬ