Название: Der Frosch mit der Maske
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Große verfilmte Geschichten
isbn: 9783955012199
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»Lieber Elk, ich möchte womöglich alles über Lola Bassano erfahren«, sagte Dick. »Wer ihre Freunde sind, warum sie sich so plötzlich an Ray Bennett angeschlossen hat, der ein kleiner Beamter bei den Vereinigten Maitlands ist. Besonders aber, warum sie ihn gestern nacht an der Ecke von St. James Square abgeholt und nach Horsham gefahren hat. Ich sah sie durch Zufall, als ich aus meinem Klub kam, und folgte ihnen. Sie saßen fast zwei Stunden in ihrem Wagen ungefähr hundert Meter von Bennetts Haus entfernt und sprachen miteinander. Ich stand im Regen hinter dem Wagen und lauschte. Wenn er ihr den Hof gemacht hätte, so hätte ich es verstanden. Aber sie redeten und redeten nur von Geld. Und dabei hat der junge Bennett keinen Pfennig in der Tasche.«
Elk rauchte gedankenvoll. »Bennet hat eine Schwester«, sagte er plötzlich zu Dicks Erstaunen. »Sie ist sehr hübsch, aber der alte Bennett ist bestimmt irgendeine Art von Gauner. Er leistet keine regelmäßige Arbeit, sondern bleibt manchmal tagelang fort und sieht merkwürdig schlecht aus, wenn er zurückkommt.«
»Sie kennen die Familie?«
Elk nickte. »Der alte Bennett interessiert mich. Irgend jemand hat über seinen Lebenswandel schon als verdächtig berichtet. Die Lokalpolizei hat ja nichts zu tun, als Lämmchen zu hüten und sieht natürlich jeden, der kein Lämmchen ist, als verdächtigen Charakter an. Ich habe den alten Bennett beobachtet, bin aber seinen Handlungen nie auf den Grund gekommen. Er hat eine Menge der sonderbarsten Berufe gehabt. Jetzt hat er sich auf Bildaufnahmen geworfen. Ich würde wirklich etwas dafür geben, zu erfahren, was sein wirklicher Beruf ist. Regelmäßig einmal im Monat, manchmal zweimal, manchmal noch öfter, verschwindet er, und man kann ihn nicht auffinden. Ich habe jeden Stromer in London nach ihm gefragt, aber sie sind alle genauso ratlos und verblüfft darüber wie ich. Lew Brady hat sich auch für ihn interessiert. Er haßt Bennett. Vor Jahren machte er sich an den alten Mann heran und versuchte aus ihm herauszubringen, was für ein Spiel er treibt. Aber Bennett hat es ihm heimgezahlt.«
»Der alte Mann?« fragte Dick ungläubig und sah ihn an.
»Jawohl! Er ist stark wie ein Stier ... Also, ich werde Lola besuchen. Sie ist kein schlechtes Mädel, aber mir persönlich sagen Vampire nicht zu. Also, Genter ist tot? Halten Sie den Frosch auch dabei für beteiligt?«
»Ohne Zweifel«, sagte Dick aufstehend. »Und hier, Elk, ist einer der Leute, die ihn umbrachten.«
Er ging ans Fenster und beugte sich hinaus. Der Mann, den er minutenlang beobachtet hatte, war plötzlich verschwunden.
»Wo?« fragte Elk hinter ihm.
»Er ist jetzt eben fort. Ich ...« Im gleichen Moment zerbrach das innere Fenster, und die Glassplitter verletzten sein Gesicht. In der nächsten Sekunde riß ihn Elk heftig zurück.
»Vom Dach der Onslow-Gärten«, sagte Dick ruhig.
»Der Schütze hat ein Dutzend Wege, um zu entwischen, die Feuerleiter nicht ausgenommen. Es geschieht zum zweiten Male, daß sie heute bei hellem Tageslicht hinter mir her sind. Als ich nach Hause zurückkehrte, war es das erste Mal. Ein geradezu genialer Versuch, mich mit einem leichten Auto zu überfahren. Das verdammte Ding erkletterte sogar das Trottoir.«
»Haben Sie sich die Nummer gemerkt?«
»10 L. 19741. – Es gibt keine solche Nummer im Register, und der Fahrer war fort, bevor ich irgend etwas unternehmen konnte, um ihn aufzuhalten.«
Elk kratzte sich am Kinn und betrachtete den jugendlichen Staatsanwalt mit zweifelndem Blick. »Das klingt ja sehr interessant. Ich habe bisher viel zuwenig auf die Frösche geachtet. Heutzutage sind geheime Gesellschaften so üblich, daß jedesmal, wenn mir ein Herr die Hand schüttelt, er mich enttäuscht ansieht, wenn ich nicht mein Ohr zupfe oder mit dem Fuß aufstampfe.
Eine Räuberbande von großem Format habe ich immer als etwas angesehen, wovon man nur in Romanen liest.«
Elk nahm Abschied und ging auf dem größtmöglichen Umweg nach Scotland Yard zurück, anscheinend ein arbeitsloser kleiner Angestellter mit schlechtgerolltem Regenschirm und verbogener Stahlbrille. Er schlenderte nach Trafalgar Square, stand gedankenvoll still und kehrte wieder um. Dem Büro des Staatsanwaltes gegenüber hatte ein langer Straßenverkäufer mit einem kleinen Tragbrett voller Zündhölzchen, Schlüsselringen, Bleistiften und den tausenderlei Kleinigkeiten, die solche Leute verkaufen, Posten gefaßt. Seine Waren waren im Augenblick mit einem regennassen Wachstuch bedeckt.
Elk hatte ihn früher nie bemerkt und wunderte sich, warum der Mann einen so ungünstigen Standpunkt gewählt hatte, denn das Ende der Onslow-Gärten, der windigste Punkt in Whitehall, ist auch an schönen Tagen nicht der Ort, an dem der eilige Fußgänger sich aufhalten würde, um einen Gegenstand zu erstehen. Der Händler trug einen schäbigen Regenmantel, der bis zu den Stiefelabsätzen reichte. Sein weicher Filzhut war tief in die Stirn gezogen, aber Elk sah das Gesicht, das an einen Raubvogel gemahnte, und blieb stehen.
»Guter Verdienst?«
»Ne-in.«
Elk war sofort gefesselt. Dieser Mann war Amerikaner und wollte seine Aussprache verstellen, um als Cockney zu gelten.
»Sie sind Amerikaner, aus welchem Staat?«
»Georgia«, war die Antwort, und diesmal machte der Hausierer keinen Versuch mehr, seine Sprache zu verstellen.
Elk streckte die Hand aus. »Zeigen Sie mal Ihre Lizenz!«
Ohne Zögern wies der Mann den geschriebenen Polizeierlaubnisschein vor, der ihn zum Straßenverkäufer ermächtigte. Er lautete auf den Namen »Joshua Broad« und war in Ordnung.
»Sie sind nicht aus Georgia –«, sagte Elk, »aber das macht nichts. Sie sind aus Hampshire oder Massachusetts.«
»Connecticut, um ganz genau zu sein«, sagte der andere kühl. »Aber ich habe in Georgia gewohnt. Brauchen Sie keinen Schlüsselring?« In seinen Augen zeigte sich ein belustigtes Zwinkern.
»Nein, ich habe nie einen Schlüssel besessen, habe nie etwas Einschließenswertes gehabt«, sagte Elk und befingerte die Sachen auf dem Brett. »Das ist aber kein guter Platz hier.«
»Nein«, sagte der Hausierer, »viel zu nahe bei Scotland Yard, Herr Elk.«
»Woher kennen Sie mich?«
»Das tun doch die meisten! Nicht?« fragte der Mann unschuldig.
Elk musterte den Hausierer von den Sohlen seiner starken Schuhe bis zu dem durchweichten Hut und ging mit einem Nicken weiter. Der Händler sah dem Detektiv nach, bis dieser außer Sicht war, dann befestigte er das Wachstuch wieder über seinem Tragbrett, schnallte es fest zu und ging in der Richtung, die Elk eingeschlagen hatte, weiter.
Als Ray Bennett aus Maitlands Haus trat, um zum Mittagessen zu gehen, sah er einen schäbigen und schwermütig aussehenden Mann an der Ecke des Gehsteiges stehen, der ihm aber nur einen flüchtig schweifenden Blick schenkte. Er kannte Elk nicht und ihm fiel auch nicht auf, daß er von jenem in das kleine Wirtshaus verfolgt wurde, wo Philo Johnson und er ihr bescheidenes Essen einzunehmen pflegten. Der Beobachter würde Ray sicherlich sonst unter keinen Umständen entgangen sein, aber in seiner heutigen Gemütsverfassung hatte er keinen anderen Gedanken als den an sich selbst und an das beleidigende Gehaben des СКАЧАТЬ