Название: VERLIEBT IN DAS LEBEN
Автор: Osho
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
Серия: Edition Osho
isbn: 9783947508273
isbn:
Und eines Morgens stand er mit der Morgenröte auf, trat vor die Sonne hin und sprach zu ihr also: „Du großes Gestirn! Was wäre dein Glück, wenn du nicht die hättest, welchen du leuchtest!
Die Tragweite dieser Worte ist ungeheuer. Zarathustra sagt hier: Die Vögel jubeln, denn die Sonne ist aufgegangen. Der ganze Planet scheint sich zu freuen, wach und voller Energie zu sein, voller Hoffnung auf den kommenden Tag. Die Sonne ist aufgegangen …
Aber er will mit diesen Worten auch sagen, dass die Sonne ebenfalls erfreut sein muss, weil so viele Blumen aufgeblüht sind, so viele Vögel singen. Wären keine Vögel da und keine Blumen, und würde niemand auf sie warten – die Sonne wäre traurig. Was damit gemeint ist, ist klar: Wir alle hängen zusammen. Selbst der kleinste Grashalm hängt mit dem größten Stern am Himmel zusammen. Diese Zusammenhänge sind nur nicht sichtbar. Wir wissen, dass mit der Sonne, falls sie eines Tages nicht aufgehen sollte, alles Leben von diesem Planeten verschwinden würde. Ohne die Wärme und lebensspendende Energie der Sonne kann hier nichts mehr leben.
Aber die Mystiker haben seit jeher auch den Umkehrschluss betont: Würde alles Leben von der Erde verschwinden, dann würde die Sonne nicht mehr aufgehen. Für wen denn?
Zarathustra will damit Folgendes sagen: „Ich ströme über von Freude, von Frieden. Jetzt brauche ich jemanden, der es mir abnimmt. Ich bin übervoll. Ich muss es mit anderen teilen, sonst wird mir selbst das Glück zu schwer.“ Selbst das Glück kann schmerzvoll werden, wenn man es nicht mit anderen teilt.
Du großes Gestirn! Was wäre dein Glück, wenn du nicht die hättest, denen du leuchtest!
Zehn Jahre kamst du hier herauf zu meiner Höhle: du würdest deines Lichtes und dieses Weges satt geworden sein, ohne mich, meinen Adler und meine Schlange.
Zarathustra hat zwei Symbole: den Adler und die Schlange. Die Schlange steht für Weisheit, und der Adler steht für den Mut, furchtlos ins Unbekannte zu fliegen. Er hatte Adler und Schlange bei sich. Man muss so bewusst, so weise und so intelligent sein wie nur möglich; und man muss den Mut aufbringen, immer von Neuem ins Unbekannte und schließlich ins Unerkennbare vorzudringen. Der Sprung ins Unerkennbare ist der Sprung in die Göttlichkeit der Existenz.
Aber wir warteten deiner an jedem Morgen, nahmen dir deinen Überfluss ab und segneten dich dafür.
Was immer du uns gegeben hast – für dich war es Überfluss, du hattest zu viel davon, es lastete schwer auf dir, du wolltest es mit jemandem teilen. Und wir haben dir deine überflüssige Energiefülle abgenommen, und dafür haben wir dich gesegnet.
Siehe! Ich bin meiner Weisheit überdrüssig …
So wie du deines Lichtes überdrüssig bist, und es mit jemandem teilen möchtest, bin auch ich meiner Weisheit überdrüssig. Sie wird mir zu viel. Ich kann sie nicht länger bei mir halten. Ich muss jemanden finden, mit dem ich sie teilen kann. Ich muss mich entlasten.“ Was für eine ungeheure Einsicht – dass einem sogar Weisheit zur Last fallen kann … Aber Zarathustra hat absolut recht …
… wie die Biene, die des Honigs zuviel gesammelt hat, bedarf ich der Hände, die sich ausstrecken.
Ich möchte verschenken und austeilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Torheit froh geworden sind …
So etwas kann nur einer sagen, der erkannt hat. Ein gewöhnlicher Mensch, der einfach nur viel weiß, aber dessen Wissen geborgt ist, kommt noch nicht einmal auf den Gedanken. Nietzsche sagt – durch den Mund Zarathustras:
Ich möchte verschenken und austeilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Torheit und die Armen wieder einmal ihres Reichtums froh geworden sind.
Der wahrhaft Weise ist nicht ernst – er ist spielerisch. Denn er versteht, dass die ganze Schöpfung spielerisch ist. Die wahren Weisen mögen den Leuten ein bisschen wirr und albern vorkommen, denn die gewöhnliche Menschheit weiß ganz genau, was ein Weiser ist – dass er ernst ist, dass er nicht verspielt sein darf, dass er nicht lachen kann, dass er nicht tanzen darf. Dererlei Dinge tun nur alberne Leute. Und Zarathustra sagt: „Ich will meine Weisheit mit euch teilen, bis die Weisen unter den Menschen so weise geworden sind, dass sie sogar Dinge akzeptieren, die dem gewöhnlichen Menschen albern vorkommen.“
… und die Armen wieder einmal ihres Reichtums froh geworden sind.
Denn was den inneren Reichtum betrifft, so hat die Natur den Armen so gut damit ausgestattet wie den Reichen. Und der Reiche befasst sich zu sehr mit der äußeren Welt, um noch den Weg oder die Zeit zu finden nach innen zu gehen. Da ist der Arme glücklicher dran. Er hat nichts da außen, was ihn beschäftigt hält. Er kann die Augen schließen und nach innen gehen. Und Zarathustra sagt: „Um die Weisen so weise zu machen, dass sogar Torheit zur bloßen Spielerei wird, und um die Armen so glücklich zu machen, als hätten sie den größten Schatz gefunden …
… dazu muss ich in die Tiefe steigen: wie du des Abends tust, wenn du hinter das Meer gehst und noch der Unterwelt Licht bringst, du überreiches Gestirn!
Ich muss, gleich dir, untergehen, wie die Menschen es nennen, zu denen ich hinab will.
So segne mich denn, du ruhiges Auge, das ohne Neid auch ein allzugroßes Glück sehen kann! Segne den Becher, welcher überfließen will, dass das Wasser golden aus ihm fließe und überallhin den Abglanz deiner Wonne trage! Siehe! Dieser Becher will wieder leer werden, und Zarathustra will wieder Mensch werden.“
Dies ist einmalig an Zarathustra. Es hat Unzählige gegeben, die gern Übermenschen wären, die gern Buddhas, Jainas, Heilande, Avatare wären. Aber Zarathustra will als Einziger in der Menschheitsgeschichte nur wieder Mensch sein. Eben weil er die Gipfel kennt, die Abgründe kennt, um die letzte Einsamkeit weiß, voller Weisheit ist, will er hinabgehen und einfach nur Mensch unter Menschen sein – kein Überlegener.
Also begann Zarathustras Untergang.
Dieser „Untergang“ Zarathustras ist so einmalig und so bedeutsam, dass das Schicksal der Menschheit sich nicht eher wenden kann, als bis jeder Weise denselben Mut aufbringt. Wäre jeder Gautam Buddha und jeder Jesus von Nazareth und jeder Moses und Mohammed zur Menschheit zurückgekommen, einfach als Mensch, dann hätten sie der Menschheit zu Würde verholfen, hätten sie der Menschheit enormen Mut eingeflößt, wären sie Quellen großer Inspiration geworden. Aber dafür sind sie viel zu erhaben – der Abstand ist so riesig, dass er nur entmutigen kann. Nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Jünger haben alles daran gesetzt, die Kluft immer noch zu vertiefen.
So ist zum Beispiel Jesus das Kind eines jungfräulichen Mädchens! Da kann ja kein Mensch mehr mithalten; denn ihr seid Kinder „der Sünde“. Er ist der eingeborene Sohn Gottes, und wer seid ihr? Noch nicht einmal seine Vettern! Und warum ist Gott so kleinlich, dass er nur einen einzigen Sohn gezeugt hat? Trat er für Geburtenkontrolle ein? Wo doch alle Christen dagegen sind! Trotzdem, eine Tochter hätte wenigstens noch drin sein müssen; aber nur, um die Gesamtheit der Frauen zu demütigen, darf Gott keine Tochter haben. Eine Frau hat er auch nicht. Dafür aber einen Sohn. Sein Sohn geht auf dem Wasser – ihr könnt das nicht. Er holt Tote ins Leben zurück – ihr könnt das nicht. Er wird gekreuzigt – kommt aber wieder zurück – und steht von den Toten auf. So etwas kriegt ihr nicht hin. Natürlich ist da die Kluft zu groß. Du bist ein bloßer Mensch. Er ist ein Gott. Allenfalls kannst du СКАЧАТЬ