Название: Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Staffel
isbn: 9783740924935
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Fee packte ihre Einkäufe von den Tüten direkt in die Koffer, die wie hungrige Monster mit weit aufgesperrten Mäulern im Schlafzimmer standen.
»Die Etiketten lasse ich vorsichtshalber dran, dann kann ich alles, was ich nicht brauche, nach der Reise wieder zurückgeben«, erklärte sie ihren beiden Töchtern Anneka und Dési, die ihr in den letzten Stunden vor der Abreise nach New York Gesellschaft leisteten.
Über diese Bemerkung konnte Anneka nur lachen.
»Das kannst du vergessen. Du wirst noch um jedes einzelne Teil froh sein«, prophezeite sie. »Ich hab mir das Schiff mal im Internet angeschaut. Es gibt allein zehn Restaurants und ungefähr vierzehn Bars.« Sie saß auf dem Bett und unterzog jedes Teil einer eingehenden Musterung, bevor sie es ihrer Mutter reichte.
Fee sah sie an, einiges an Skepsis im Blick.
»Ich muss mich doch hoffentlich nicht bei jedem Wechsel der Lokalität umziehen.« Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Jumpsuit zu, den Anneka hoch hielt. So ein Kleidungsstück hatte sie noch nie besessen. Aber die Verkäuferin hatte ihr glaubhaft versichert, dass der Hosenanzug ein absolutes Muss dieser Saison war.
»Das Etikett kannst du auf jeden Fall abmachen. Den nehm ich, wenn du ihn doch nicht willst«, erklärte Dési in einem Anfall von Großmut.
Fee schnitt eine Grimasse.
»Sehr freundlich von dir. Hoffentlich stört es dich nicht, dass er knapp 150 Euro gekostet hat.« Wenn Felicitas an die Summe dachte, die sie für Kleidung ausgegeben hatte, wurde ihr noch immer schwindlig. »Für ein Kleidungsstück! Was für eine Verschwendung.«
Anneka lachte.
»Erstens finde ich, dass du dir das mal verdient hast. Und zweitens denkst du das nur so lange, bis du das Leuchten in den Augen der Männer gesehen hast. Danach ist alles andere vergessen.«
»Klingt danach, als hättest du schon einschlägige Erfahrungen gemacht«, mutmaßte Fee und sah ihre Tochter aus schmalen Augen an.
»Keine Angst. Die mit Noah genügen mir. Aber es macht doch immer wieder Spaß, ihm den Kopf zu verdrehen.«
»Und das mit so einfachen Dingen wie Klamotten.« Unwillig schüttelte Felicitas den Kopf. »In manchen Dingen sind Männer wirklich schlicht gestrickt.«
Dési saß im Schneidersitz neben ihrer Schwester auf dem Bett und verfolgte das Gespräch der Fachfrauen mit gespitzten Ohren. Als Küken der Familie konnte sie nur von den Erfahrungen ihrer älteren Mitbewohner profitieren.
»Funktioniert das wirklich mit allen Männern?«, erkundigte sie sich interessiert.
Fee und Anneka tauschten vielsagende Blicke.
»Ja!«, klang es wie aus einem Munde.
»Das glaube ich nicht.« Dési schüttelte den Kopf, und sofort hatten Mutter und ältere Schwester den gleichen Gedanken.
»Dann werden wir es dir beweisen.«
Das Gelächter der drei Frauen war bis ins Erdgeschoss zu hören.
»Na, die Damen scheinen ja mächtig Spaß zu haben«, stellte Danny fest, der eben mit seiner Freundin Tatjana zur Tür herein gekommen war.
Um gebührend Abschied zu feiern, hatte sich die ganze Familie vor der Reise noch einmal zum gemeinsamen Abendessen verabredet.
»Ich bin mir nur nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen ist oder nicht.« Daniel Norden schnitt eine Grimasse und bat seine Gäste ins Esszimmer, wo schon eine festlich gedeckte Tafel auf sie wartete.
Die Haushälterin Lenni hatte das Ihre zu dem besonderen Ereignis beigetragen und ein wahres Seemannsmenü gezaubert.
»Feldsalat mit geräucherter Forelle, Dorade aus dem Ofen mit Zitronen-Kapern-Butter und als Nachtisch …«
»… Crème brulée von der Fischflosse«, fiel Felix ihr ins Wort und verzog angewidert das Gesicht. »Gibt’s auf einem Kreuzfahrtschiff etwa nur Fisch? Dann hätte ich mir das mit der Reise nochmal überlegt.« Er schickte der langjährigen Haushälterin einen verzweifelten Blick. »Darf ich dir meinen Platz abtreten?«
»Um Gottes willen!« Lennis Miene sprach Bände. »Ich setz doch keinen Fuß auf so ein schwankendes Ding. Am Ende stößt es noch mit einem Eisberg zusammen und geht mit Pauken und Trompeten unter. Wie die Titanic. Oder wir treffen Piraten und werden geentert. Nein, vielen Dank. Da bleib ich lieber hier. Die Art Abenteuer, die ich mit dieser Familie auf festem Boden erlebe, reicht mir vollkommen.« Mit diesen Worten machte sie kehrt und verschwand wieder in ihr Reich, die Küche, wo sie sich sicher wie nirgendwo anders auf der Welt fühlte.
»So schnell kann sich ein vermeintliches Glück in Unglück wandeln«, wandte sich Janni, jüngster Sohn der Familie, an seinen Bruder. Wie immer, wenn er einen gewichtigen Gedanken loswerden musste, schob er die Brille mit dem dunklen Rand zurück auf die Nase. »Aber keine Sorge. Die Kollision mit einem Eisberg müsst ihr nicht befürchten. Im Gegensatz zur Titanic reist ihr gen Süden. Das kann sich aber auch als Problem erweisen. Erst im März dieses Jahres wurde ein Deutscher auf einer ostkaribischen Insel Opfer von Piraten. Und du kannst mir glauben: Die machen keine Geiseln. Lenni tut also gut daran, dass sie lieber zu Hause bleiben will.« Nicht der Hauch eines Lächelns zuckte um seine Mundwinkel.
Felix war kein ängstlicher Typ. Doch während er zuhörte, waren seine Augen immer größer geworden.
»Das ist doch Seemannsgarn«, wollte er sich einreden. »Du willst mir nur Angst einjagen, weil du neidisch auf mich bist.«
Janni lächelte und schüttelte den Kopf.
»Eine Kreuzfahrt ist nichts für mich. Die Zeit lege ich lieber gewinnbringend an und informiere mich über die Süßwassererzeugung auf modernen Überseeschiffen durch Unterdruckverdampfung aus Meerwasser. Ein unglaublich spannendes Thema übrigens.«
Obwohl er seinen Bruder kannte, stand Felix der Mund offen vor Staunen. Aber nur kurz.
»Schön, dass sich wenigstens einer in dieser Familie mit was Sinnvollem beschäftigt. Da können wir ja beruhigt verreisen. Nicht wahr, Dad?«, wandte er sich an seinen Vater, der aber mit den Gedanken weit weg schien. Zumindest verriet das sein abwesender Blick. Felix drehte sich um.
»Wow!« Mehr konnte auch er nicht sagen.
Durch die offen stehende Tür sah er, was sein Vater und alle anderen auch sahen. Seine Mutter wandelte die Treppe hinunter. In dem cremefarbenen Shirt aus Seidenjersey und der weich fließenden, schwarzen Hose, zu der sie schwarze Plateausandalen trug, sah sie aus wie eine Göttin. Als Dési – sie folgte ihrer Mutter mit einigen Schritten Abstand – die Blicke sämtlicher anwesenden Männer sah, wusste sie, dass sie die Wette verloren hatte.
Sogar Janni vergaß für einen Moment seine Unterdruckverdampfung.
»Ich muss mich korrigieren«, erklärte er. Durch die Brillengläser wirkten seine Augen noch größer als die seiner Angehörigen. »In Mums Fall werden die Piraten eine Ausnahme machen und doch eine Geisel nehmen.«
Danny, der als erster die Sprache wiederfand, stupste seinen Vater an.
»Du weißt, dass СКАЧАТЬ