Название: Dr. Norden Staffel 7 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Staffel
isbn: 9783740924935
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Nachdem Lars Forberg seine Frau aus dem Hospital gezerrt hatte, war Felicitas Norden noch eine Weile bei ihrem Mann geblieben. Ehe sie aber Gelegenheit gehabt hatten, die Situation zu reflektieren, war ein neuer Patient ins Hospital gekommen, um die Hilfe des Arztes zu suchen. So war Fee schließlich nichts anderes übrig geblieben, als den Rückzug anzutreten.
In Gedanken versunken fuhr sie mit dem Aufzug ganz hinauf auf Deck 14. Dort erhoffte sie sich Ablenkung und Zerstreuung. Noch immer lag das Schiff am Hafen von Puerto Plata. Einen Augenblick erwog die Ärztin, ein paar Stunden an Land zu gehen, um sich auf der Insel umzusehen, doch allein hatte sie keine Lust dazu. Andererseits wollte sie auch nicht mit ihren Gedanken an Nele allein sein, der sie ohnehin nicht helfen konnte. Sie haderte noch mit sich, als sie auf eine Gestalt aufmerksam wurde, die allein an der Reling lehnte.
»Herr Hartung!« Sofort erkannte Felicitas den Mann, mit dem sie sich kurz in der Ambulanz unterhalten hatte. »Wollten Sie nicht einen Landgang machen?«
Als Jakob die Arztfrau erkannte, erhellte sich seine Miene.
»Ach, wissen Sie, allein macht das keinen Spaß.«
Felicitas Norden musterte den unglücklichen jungen Mann und dachte kurz nach. Daniel würde bis abends im Hospital beschäftigt sein. Ihr Sohn Felix trieb sich weiß Gott wo herum. Und an die Forbergs wollte sie erst gar nicht denken.
»Ich bin auch allein«, hörte sie sich sagen, bevor sie ihre Überlegungen zu Ende gebracht hatte. »Warum sehen wir uns nicht zusammen ein bisschen um?«
Über diesen Vorschlag dachte Jakob nicht lange nach.
»Einverstanden. Ich hol nur schnell meine Sachen.«
Fee, die ihre Handtasche dabei hatte, versprach zu warten und nutzte die Zeit, um die Assistentin der Ambulanz von ihrem Vorhaben zu unterrichten und zu bitten, diese Nachricht an Daniel weiterzuleiten.
Nur eine Viertelstunde später fand sie sich gemeinsam mit Jakob in einem Taxi wieder, das sie in die Innenstadt brachte.
Nach und nach taute ihr Begleiter auf und zeigte sich von seiner geselligen Seite. Wenn Fee Zweifel gehabt hatte, ob ihre Spontaneität richtig gewesen war, vergaß sie sie spätestens, als sie neben Jakob durch den Stadtkern mit seiner schönen viktorianischen Architektur schlenderte. Er war unterhaltsam und witzig und offenbar viel lebenslustiger, als seine meist deprimierte Miene verriet.
»Wie schön! Sehen Sie nur die Häuser!« Begeistert zeigte sie auf die Holzhäuser mit ihren großen, teils überdachten Terrassen. Sie präsentierten sich in einer farbigen Vielfalt von gelb über rot und grün bis hin zu intensivem Blau. »Diese Farben! Und die Holzschnitzereien sind fantastisch.« Sie wusste gar nicht, was sie zuerst bewundern sollte.
Jakob lachte.
»Wie wär’s mit einem Tänzchen?«, ließ sich der verschmähte Liebhaber von ihrer Begeisterung anstecken und streckte die Arme nach Fee aus, um mitten auf der Straße zu den allgegenwärtigen Merengue-Klängen das Tanzbein zu schwingen. Nur zu gern ließ sich die Ärztin mitreißen und beendete die Tanzeinlage schließlich mit einer geschickten Drehung. »Erbarmen mit einer alten Frau!«, lachte sie atemlos.
Jakob lachte mit ihr und schüttelte den Kopf. In seinem Gesicht stand offene Bewunderung.
»Von wegen alte Frau. Sie sind keinen Tag älter als 25. Da kann sich manche Junge eine Scheibe abschneiden«, lobte er überschwänglich.
Ehe sie weitergingen, kaufte er eine Flasche Wasser, die er Fee mit großer Geste überreichte. Lachend und plaudernd setzten sie ihren Weg fort. Je länger Felicitas mit dem charmanten Besitzer einer Schreinerei unterwegs war, umso weniger verstand sie Valerie, die seinem Werben so hartnäckig widerstand. Zwar kannte sie die Geschichte aus dem Munde ihres Mannes, wollte sie aber unbedingt noch einmal von Jakob selbst hören, um sich ein möglichst objektives Urteil bilden zu können.
»Valerie scheint ein sehr entschlossener Mensch zu sein«, schnitt sie das Thema an, als sie sich in einem Straßencafé ausruhten. »So hartnäckig, wie sie Ihnen widersteht …« Sie sah zu Jakob hinüber und versuchte, seine Gedanken zu ergründen.
Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, stimmte ihn der Gedanke an Valerie traurig.
»Eigentlich kann ich es ihr nicht verdenken, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Umgekehrt würde es mir vielleicht genauso gehen.«
Diese Selbsterkenntnis kam so überraschend, dass sich Fee an ihrem Kaffee verschluckte.
»Wie bitte? Warum sind Sie dann hier? Immerhin kostet Sie diese Reise ein Vermögen«, krächzte sie, als sie sich von ihrem Hustenanfall erholt hatte.
»Mein ganzes Erspartes ist draufgegangen«, gestand Jakob und drehte sein Glas in den Händen. Die Eiswürfel klirrten leise.
»Warum haben Sie das getan?« Fees Frage war berechtigt.
»Weil sie hier nicht davon laufen kann. Und weil ich immer noch hoffe, dass sie mir endlich zuhört. Dass ich ihr erklären kann, was wirklich passiert ist.«
Allmählich wurde die Geschichte interessant.
»Ich kenne die Version, die Valerie meinem Mann erzählt hat. Dass Sie kurz vor der Hochzeit kalte Füße bekommen haben und ausgebüxt sind.«
»Das erzählt sie?« Täuschte sich Felicitas, oder war Jakob Hartungs Lächeln eine Spur spöttisch? Doch der Eindruck verflüchtigte sich sofort wieder. »Interessant. Von dieser Warte aus habe ich das noch gar nicht betrachtet. Aber Sie haben recht. So kann man das auch sehen, zumal sie mir nie Gelegenheit für eine Erklärung gegeben hat …« Er schickte der Ärztin einen sinnenden Blick, ehe er anfing, die ganze Wahrheit zu erzählen.
Während Felicitas seiner Stimme lauschte, vergaß sie alles um sich herum. Sie hörte nicht mehr die schwatzenden, lachenden Stimmen und auch nicht die Musik, die die Luft erfüllte. Als Jakob geendet hatte, dauerte es eine ganze Weile, bis sie ins Hier und Jetzt zurückkehrte.
»Das müssen Sie Valerie unbedingt sagen«, erklärte sie endlich im Brustton der Überzeugung.
Jakob lachte leise und leerte sein Glas, in dem nur noch das Wasser der geschmolzenen Eiswürfel schwamm.
»Deshalb bin ich hier, schon vergessen?«, erinnerte er sie nachsichtig. »Dummerweise läuft sie mir auch an Bord immer davon. Das haben Sie vorhin im Hospital ja selbst mitbekommen.«
»Dann müssen wir dafür sorgen, dass sie Ihnen endlich zuhört«, entschied Fee und hob die Hand, um die Rechnung zu bestellen.
Die Zeit mit Jakob war wie im Flug vergangen und es wurde Zeit, die malerische Karibikinsel zu verlassen und aufs Schiff und zu ihrer Familie zurückzukehren. Die Rückfahrt wollte sie dazu nutzen, um mit dem sympathischen jungen Mann einen Schlachtplan zu entwerfen.
*
Als Daniel Norden an diesem Abend aus dem Hospital in seine Suite zurückkehrte, suchte er vergeblich nach seiner Frau. Obwohl er Fee vertraute, schwante ihm Übles.
»Vielleicht war es doch keine so gute Idee, die Stelle in der Ambulanz anzunehmen«, murmelte er vor sich hin und trat hinaus auf den Balkon, um wenigstens ein wenig von der Abendstimmung zu genießen, ehe die Sonne als glühender Feuerball im Meer versank.
Doch СКАЧАТЬ