Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach
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Название: Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman

Автор: Viola Maybach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der kleine Fürst

isbn: 9783740927226

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СКАЧАТЬ im Flugzeug gut schlafen können, sie bedauerte das und beneidete die Leute glühend, denen es anders ging. Der dicke Mann jenseits des Ganges zum Beispiel schlief seit Stunden tief und fest.

      Sie seufzte. Es war nun einmal nicht zu ändern.

      *

      »Wir sollten schlafen gehen«, schlug die Baronin vor, wobei sie ein Gähnen unterdrückte. »Tina kommt morgen ja schon sehr früh an.«

      »Danke für alles, Alexa«, sagte der kleine Fürst. »Das war ein ganz toller Tag hier in Frankfurt – wir hätten die Stadt sonst vielleicht nie kennengelernt.«

      »Ich bin froh, dass es euch gefallen hat«, versicherte Alexa. »Und ich selbst habe es auch genossen, euch hier zu haben.«

      »Und ich bin froh, dass ihr heil zurückgekommen seid«, setzte die Baronin hinzu. »Als es halb sieben wurde, ohne dass wir etwas von euch hörten, hatte ich allmählich ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, das muss ich schon sagen.«

      »Das lag an der Straßenbahn, Mama! Die hatte Verspätung. Außerdem haben wir dann ja angerufen.«

      »Ich weiß, ich weiß – und ich freue mich, dass ihr so ein tolles Konzert hören konntet.« Anna und Christian hatten begeistert davon berichtet und durchblicken lassen, dass sie gern auch noch länger geblieben wären.

      »Ihr seid hier jederzeit herzlich willkommen«, meinte Alexa. »Ihr seht ja selbst: Platz ist genug da.«

      Sie erhoben sich alle gleichzeitig. Das Essen war sehr gut gewesen, sie hatten sich währenddessen lebhaft über ihre Eindrücke von Frankfurt unterhalten. Das Fazit fiel einstimmig aus: Die Stadt war besser als ihr Ruf.

      »Fast ist es ein bisschen schade, dass wir morgen schon zurückfahren, oder?«, fragte Anna, als Chris­tian und sie auf ihre Gästezimmer zusteuerten.

      Er nickte, sagte aber nichts. Sein Gesicht war ernst.

      Sie wusste, dass er an seine Eltern dachte, die auf dem Familienfriedhof am Rande des Sternberger Schlossparks ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Er stattete ihnen jeden Tag einen Besuch ab und unterhielt sich in Gedanken mit ihnen. Es gab Leute, die das sicher seltsam gefunden hätten, doch Anna fand es ganz normal. Sie glaubte ihrem Cousin auch, dass seine Eltern ihm Zeichen schickten, denen er entnehmen konnte, dass sie ihn hörten und seinen Lebensweg weiterhin begleiteten.

      »Schlaf gut, Chris.«

      Er lächelte schon wieder. »Gut vielleicht, aber mit Sicherheit nicht lange genug. In sechs Stunden landet die Maschine ja schon.«

      Anna verschwand gähnend in ihrem Zimmer.

      *

      Konstantin fluchte leise vor sich hin. Er hatte das Kapitel, in dem er den Fehler entdeckt hatte, umgeschrieben, war aber noch immer weit davon entfernt, zufrieden zu sein. Er würde es noch mindestens zwei Mal gründlich überarbeiten müssen, dabei war er auch mit dem restlichen Manuskript noch längst nicht fertig. Die Zeit lief ihm davon, und er wusste nicht, wie er es schaffen sollte, den Abgabetermin einzuhalten, obwohl er immer bis tief in die Nacht arbeitete.

      So auch heute. Es war drei Uhr morgens, er konnte einfach nicht mehr denken. Wenn er jetzt nicht aufhörte, würde er wahrscheinlich irgendwann anfangen, Unsinn zu schreiben. Er fuhr den Computer herunter und schaltete ihn aus. Dann stand er auf, dehnte und streckte sich und fluchte erneut. Ihm tat der Rücken weh, der Nacken war verspannt und als er sein Gesicht im Badezimmerspiegel betrachtete, erschrak er regelrecht. Dieses bleiche Gespenst mit den dunklen Rändern unter den Augen sollte er sein, Konstantin von Klawen, ein attraktiver groß gewachsener Mann mit braunen Haaren und braunen Augen, dem man nachsagte, dass er eine große Anziehungskraft auf Frauen ausübte?

      »Wenn sie mich jetzt sehen könnten«, brummte er, »würden sie garantiert allesamt die Flucht ergreifen.«

      Sein Telefon klingelte, er konnte es kaum glauben. Aber dann beeilte er sich, den Apparat zu suchen – um diese Zeit rief nur eine an: seine verrückte Verlegerin Helen Marienhagen. Sie war eine Nachteule wie er und wusste, dass er vermutlich noch nicht im Bett lag oder sich gerade erst hineingelegt hatte.

      »Habe ich dich geweckt?«, lautete ihre erste Frage.

      »Nein, Helen, das hast du nicht. Ich habe eben erst aufgehört zu arbeiten. Der Zeitdruck macht mich ziemlich fertig, wenn ich ehrlich sein soll.«

      »Deshalb rufe ich ja an«, erklärte sie. »Ich habe mit meinen Leuten hier gesprochen, ob wir dir irgendwie mehr Zeit verschaffen können. Also, wir bieten dir zwei Wochen an – mehr geht nicht.«

      »Sag das noch mal«, bat er. »Hast du eben gesagt, dass ich zwei Wochen zusätzlich bekomme?«

      »Das habe ich gesagt«, bestätigte sie. »Aber wenn du noch einen Fehler entdeckst …«

      Er hatte ihr offen gesagt, dass eins der Kapitel auf einer falschen Voraussetzung beruhte – mit Helen hatte er schon immer offen reden können. Er wusste, dass sie ihr Wissen niemals gegen ihn verwenden würde.

      »Garantiert nicht«, erklärte er energisch. »Ich könnte dir jetzt auch erklären, wie es passieren konnte, dass mir diese Information entgangen ist, aber das würde zu weit führen. Wenn ich zwei Wochen zusätzlich kriege, schlafe ich jetzt erst einmal vierundzwanzig Stunden, wenn es recht ist.«

      Sie lachte. Er sah sie vor sich: eine hübsche junge Frau mit roten Locken, die er nur in Jeans und Lederjacken kannte. Beides stand ihr ausgezeichnet, was sie natürlich wusste. Ihr Mann war Rockmusiker. Die meisten Leute ahnten nicht einmal, dass Helen verheiratet war – glücklich zudem. Clemens vergötterte sie, und sie verpasste keins seiner Konzerte. Clemens und seine Band waren mittlerweile ziemlich erfolgreich, von Jahr zu Jahr waren sie bekannter geworden. Er gönnte Helen ihr Glück von Herzen. Sie gehörte zu den Menschen, denen er vorbehaltlos vertraute, und davon gab es nicht allzu viele.

      »Von mir aus kannst du noch länger schlafen, du musst nur wissen, dass es keine weitere Verlängerung geben wird. Aber da du bisher mein pünktlichster Autor warst und mich außerdem noch nie mit einem Manuskript enttäuscht hast, fand ich, dass wir dir jetzt mal ein wenig entgegenkommen sollten.«

      »Und was hast du den anderen erzählt? Welchen Grund hast du angegeben?«

      »Eine hartnäckige Grippe, die dich aus dem Zeitplan geworfen hat«, antwortete sie unbekümmert. »Der wahre Grund geht außer uns beiden doch niemanden etwas an, oder?«

      »Helen, du bist die Größte.«

      »Ja, das sagt Clemens auch immer. Schlaf schön, Tino, und geh danach möglichst schnell wieder an die Arbeit, hörst du?«

      »Versprochen.«

      Bis eben hatte er noch bis zu den Haarspitzen unter Stress gestanden, nun hatte er plötzlich genügend Zeit, sein Manuskript so zu bearbeiten, wie er es sich wünschte. Er fühlte sich wie ein Ballon, aus dem ganz langsam die Luft wich. Die Vorstellung, sich ausschlafen zu können, keinen Wecker stellen zu müssen und irgendwann am morgigen Tag – oder auch erst übermorgen – mit frischen Kräften wieder ans Werk zu gehen, war überwältigend.

      Er blieb, erschöpft, aber glücklich, noch eine ganze Weile sitzen und beobachtete sich selbst dabei, wie er immer schlaffer und entspannter wurde. Als er schließlich zu Bett ging, schlief er umgehend ein.

      *

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