Название: Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden
isbn: 9783740914288
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Als sein Sohn mit nacktem Oberkörper vor ihm saß, konnte der Arzt die Schulter auf Bewegungseinschränkungen und sichtbare Veränderungen überprüfen. Eine Tastuntersuchung und Ultraschall gaben schließlich Aufschluss über die Verletzung.
»Mit deiner akrobatischen Einlage hast du dir eine Schulterdistorsion eingehandelt«, erklärte Dr. Norden, nachdem er die Untersuchung beendet hatte. »Du kannst dich wieder anziehen.«
»Eine Zerrung?«, hakte Danny nach und schlüpfte in T-Shirt und Hemd. »Das bedeutet eine Sportpause, die Einnahme von Schmerzmitteln und Physiotherapie«, zählte er die erforderlichen Maßnahmen lehrbuchmäßig auf.
»Wenigstens hast du diese Vorlesung beim Studium nicht verpasst«, lächelte Daniel amüsiert und ging hinüber ins Sprechzimmer, um seinen Computer anzuschalten und alles für die Behandlung des ersten offiziellen Patienten vorzubereiten. »Zu dumm, dass Jennys Physiotherapeut im Augenblick urlaubsbedingt ausfällt«, dachte er laut nach. »Sie hat zwar eine Vertretung organisiert. Aber ich weiß nicht, wie sie arbeitet.«
»Ach, bei ein bisschen Krankengymnastik kann man nicht so viel falsch machen«, winkte Danny unbeschwert ab.
»Wenn du das so siehst, kannst du ja mal bei ihr vorbei schauen. Du bist ja heute Mittag eh in der Klinik und besuchst ein paar Patienten. Vielleicht hat sie ja noch ein paar Termine frei«, tat Daniel seine Hoffnung kund.
»Gute Idee.« Danny war seinem Vater gefolgt und knöpfte den letzten Knopf seines Hemdes zu.
Daniel musterte seinen Sohn, ein belustigtes Funkeln in den Augen.
»Und in Zukunft solltest du besser davon absehen, deine Freundin mit waghalsigen Kunststücken beeindrucken zu wollen. Dafür scheinst du inzwischen zu alt zu sein.«
Danny entging der amüsierte Unterton in der Stimme seines Vaters nicht, und er lachte gutmütig auf.
»Und was schlägst du stattdessen vor? Aber halt, lass mich raten.« Ehe Daniel antworten konnte, machte sein Sohn eine abwehrende Geste. »Einen ruhigen Spaziergang bei Sonnenuntergang an der Isar. Wahlweise einen ruhigen Abend vor dem heimischen Kaminfeuer. Oder ein ruhiges …«.
»Ich schlage vor, du machst dich jetzt ganz schnell an die Arbeit, bevor mein ruhiges Blut in Wallung gerät«, empfahl Dr. Norden lachend.
Danny zwinkerte seinem Vater gut gelaunt zu und verließ dann das Zimmer. Inzwischen hatte sich das Wartezimmer gefüllt, und wenn er an diesem Mittag die Pläne wahr machen und in die Klinik fahren wollte, musste er sich langsam an die Arbeit machen.
*
»Schön, dass Sie gleich heute einen Termin für mich hatten«, begrüßte Danny Norden die Physiotherapeutin. Wie sein Vater ihm geraten hatte, war er mittags bei Lilly Seifert vorbei gegangen und hatte sich vorgestellt. Natürlich war ihm das Leuchten ihrer grünen Augen nicht entgangen, als sie ihn von oben bis unten gemustert hatte. Doch er wäre kein richtiger Mann gewesen, wenn ihm die offensichtliche Bewunderung einer aparten Frau wie Lilly nicht geschmeichelt hätte.
Lilly saß gerade an ihrem Schreibtisch und blickte auf, als sie die markante Stimme des jungen Arztes hörte. Wieder war da dieses Leuchten, und ein Lächeln spielte um ihre vollen Lippen, als sie sich sich erhob und ihm mit ausgestreckter Hand entgegen kam.
»Herr Norden, einen Mann wie Sie lässt eine kluge Frau doch nicht warten«, gab sie zurück, und Danny war sich nicht sicher, ob nicht ein Hauch Ironie in ihrer Stimme mitschwang.
»Freut mich, wenn Sie das so sehen«, beschloss er, selbstbewusst aufzutreten, und erwiderte ihr Lächeln.
Diese Antwort schien Lilly nicht erwartet zu haben. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, strich sie sich mit einer anmutigen Geste eine braune, gewellte Strähne aus dem Gesicht und dachte kurz nach.
»Schön, dann fangen wir an. Sie leiden also unter einer Schulterdistorsion?«, erkundigte sie sich und brachte ihn hinüber in ihr Behandlungszimmer, das mit einer Massageliege ausgestattet war. Sie bat ihn, den Oberkörper frei zu machen und sich bäuchlings auf die Liege zu legen. »Wie ist das passiert? Im Fitness-Studio ein paar Kilo zu viel aufgelegt?«
Danny spürte, wie sie mit ihren schlanken Händen forschend über seinen Rücken strich.
»Ich gehe nicht ins Studio. Dafür hätte ich gar keine Zeit«, erwiderte er und stöhnte auf, als sie mit einer Kraft, die er diesen zierlichen Fingern gar nicht zugetraut hatte, in seine Schultern griff.
»Oh, dafür sind Sie aber erstaunlich gut trainiert. Verraten Sie mir Ihr Geheimnis?«
»Gute Erbmasse«, lächelte Danny. Ihm gefiel das offensichtliche Interesse der jungen Physiotherapeutin. Trotzdem beschloss er, die Karten lieber gleich auf den Tisch zu legen, bevor ein Missverständnis die zukünftige Behandlung erschweren konnte. »Außerdem habe ich eine Freundin, die mich ziemlich auf Trab hält.«
»Das macht sie offenbar ziemlich gut.« Zu Dannys Erstaunen schien Lilly Seifert nicht im Mindesten beeindruckt oder gar enttäuscht zu sein. Nicht das leiseste Zucken ihrer Hände verriet ihre Gedanken. »Aber jetzt weiß ich immer noch nicht, wo Sie sich verletzt haben.« Sie hatte sich ein Bild über seine Verletzung verschafft und nahm die Hände vom Rücken des jungen Arztes.
»Das sage ich nur, wenn Sie versprechen, mich nicht auszulachen«, gab Danny zurück und sah ihr dabei zu, wie sie durch den Raum ging und den Kühlschrank in der Ecke es Zimmers öffnete.
»Das kann ich nur versprechen, wenn es nicht um Details aus Ihrem Intimleben geht«, erwiderte sie schlagfertig und sorgte mit diesem Kommentar dafür, dass Danny bis über beide Ohren rot wurde.
»Sie denken in die völlig falsche Richtung«, erklärte er schnell. »Es ist beim Rock’n Roll passiert. Eine verunglückte Hebefigur.«
»Dann sollten Sie vielleicht doch mal in Erwägung ziehen, ins Fitness-Studio zu gehen.« Mit einer Kältepackung in den Händen kehrte Lilly zu ihrem Patienten auf der Liege zurück. »Genauso wichtig ist allerdings, sich vor jeder körperlichen Betätigung gut aufzuwärmen.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, legte sie die kühle Packung auf Dannys Rücken und deckte den Rest seines Rückens sorgfältig zu.
Danny verdrehte die Augen und lachte.
»Komisch, diese Worte kommen mir irgendwie bekannt vor.«
Die Physiotherapeutin stand einen Moment lang neben ihm und musterte ihn sinnend.
»Keine Angst, ich sage das nicht, um Sie zu bloßzustellen.« Plötzlich war ihre Stimme verändert, und sie fasste sich an den Ellbogen. Dabei verzog sie das Gesicht. »Mir passieren auch immer wieder dumme Fehler. Ich hab mir zum Beispiel beim Tennisspielen eine Entzündung im Ellbogengelenk geholt. Selbst schuld.« Lakonisch zuckte sie mit den Schultern. »Ich hätte nur auf die Warnsignale meines Körpers hören sollen.«
»Da müssen Sie bei Ihrem Beruf aber vorsichtig sein. Jede weitere Belastung ist Gift für den sogenannten Tennisellbogen.«
Lilly nickte und seufzte.
»Ich weiß. Aber was soll ich tun? Ich kann ja im Moment schlecht krank machen. Schließlich bin ich Stellvertreterin. Außerdem macht es sich gut in meinem Lebenslauf, wenn СКАЧАТЬ