Название: Der Marquis und das arme Madchen
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781782138525
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Sie öffnete die Tür zum Krankenzimmer. Ihr Vater hatte die Hemdsärmel aufgerollt und war gerade dabei, den Patienten wieder zuzudecken.
„Ist es sehr schlimm?“ fragte Rowena.
„Schlimm genug“, erwiderte der Doktor. „Ich vermute, daß zwei oder drei Rippen gebrochen sind. Und der Magen ist gequetscht. Aber es ist schwer zu sagen, was für innere Verletzungen er noch erlitten hat.“
„Hast du eine Ahnung, wer er ist?“
„Ja, sein Stallbursche sagte mir, er ist der Marquis of Swayne.“
„Der Marquis of Swayne!“ wiederholte Rowena mit großen Augen. „Dann wohnt er in Swayneling Park, in dem großen Haus in der Nähe von Hatfield?“
„So ist es“, antwortete Dr. Winsford.
„Und was wirst du mit ihm machen?“
„Sein Reitknecht, der nicht verletzt worden ist, fährt nach Hause und wird dort berichten, was geschehen ist. Er hat sicher einen Sekretär oder irgendjemanden, der sich mit uns in Verbindung setzen wird. Aber ich bin der Meinung, er sollte nicht transportiert werden, bevor ein Spezialist ihn untersucht hat.“
„Ein Spezialist?“ rief Rowena aus. „Wo sollen wir hier in der Umgebung denn einen finden?“
„Zweifellos werden sie jemanden aus London holen. Ich glaube nicht, daß das für den Marquis etwas Besonderes ist.“
Er lächelte seine Tochter an. Das Lächeln ließ sein dünnes Gesicht leuchten. Er war einmal ein sehr schöner Mann gewesen. Und alle Leute die ihn früher gekannt hatten, wußten, warum alle seine Kinder so außerordentlich hübsch waren.
„Sieh mich nicht so erschrocken an, meine Liebe”, fuhr Dr. Winsford fort. „Ich bin ganz sicher, der Marquis wird uns nicht lange zur Last fallen. Und je eher er in die Hände von einem Spezialisten kommt, desto besser!“
„Ich glaube nicht, daß es besser für ihn ist“, antwortete Rowena. „Du weißt genau, daß du so etwas wie ,heilende Hände’ hast, wie die alten Frauen es nennen. Ich bezweifle, ob ein Spezialist mehr für ihn tun kann als du.“
„Ich wünschte, du hättest recht“, erwiderte der Doktor. „Aber ich kenne meine Grenzen.“
Der Marquis lag mit geschlossenen Augen da und fragte sich, wo er war.
Er fühlte sich sehr schwach und müde, aber der Nebel, der seinen Kopf gefüllt hatte und ihn am Denken gehindert hatte, schien geschwunden zu sein. Er war jetzt sicher, daß sich jemand im Raum befand. Er hatte die Gegenwart dieser Person, die sich sehr leise bewegte, schon vorher gefühlt, aber es war ihm unmöglich gewesen, sich zu konzentrieren.
Plötzlich fühlte er, wie jemand seinen Arm berührte. Sein Kopf wurde ein wenig hochgehoben und eine Tasse wurde an seine Lippen gehalten.
„Versuchen Sie, ein wenig zu trinken“, sagte eine weiche Stimme.
Automatisch befolgte er die Aufforderung. Plötzlich wußte er, daß er dieser Stimme schon vorher gehorcht hatte.
Er schmeckte etwas Süßes, und da er durstig war und sein Hals wehtat, trank er noch ein wenig mehr.
„Das ist sehr gut“, sagte die Stimme. „Nun schlafen Sie ein wenig, und dann werde ich Ihnen etwas Kraftbrühe bringen.“
„Warum kann ich nicht auch ein wenig Brühe haben?“ fragte eine andere Stimme.
Der Marquis erkannte, daß es ein Kind war.
„Lotty, wie oft habe ich dir gesagt, daß du nicht in dieses Zimmer kommen sollst?“ fragte die erste Stimme.
„Aber ich schau’ ihn so gerne an“, erwiderte Lotty trotzig. „Hermoine sagt, er sieht aus wie ein gefallener Gladiator. Ich glaube, sie ist in ihn verliebt!“
„Du sollst nicht solchen Unfug reden! Geh’ jetzt hinunter. Und weder du noch Hermoine wird hier noch einmal hereinkommen. Ist das klar?“
„Ich finde, du bist sehr egoistisch, Rowena. Du willst ihn nur für dich haben“, widersprach Lotty. „Wir wollen ihn auch ansehen.“
„Du gehst sofort hinunter!“
Der Ton in Rowenas Stimme verfehlte seine Wirkung nicht. Der Marquis hörte, wie jemand die Treppe hinunterlief, und Rowena, wer immer sie auch sein mochte, schloß die Tür.
Ganz vorsichtig öffnete der Marquis die Augen. Er hatte Angst, daß diese entsetzlichen Kopfschmerzen wiederkehren würden.
Wie er erwartet hatte, lag er in einem Bett in einem fremden Raum.
Am Waschtisch stand die schlanke Figur einer Frau und wusch die Tasse aus, aus der er getrunken hatte. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Der Marquis erinnerte sich an die weiche Stimme, mit der sie zu ihm gesprochen hatte, und an die sanfte Berührung, mit der sie seinen Kopf gehalten hatte, und er wünschte, sie würde sich zu ihm wenden, damit er ihr Gesicht sehen konnte.
Sie trocknete die Tasse ab und stellte sie lautlos auf einen Teller, legte das Handtuch zusammen und drehte sich dann um.
Er hatte zwar erwartet, daß sie ihrer Stimme ähnlich war. Aber auf das, was er jetzt sah, war er nicht vorbereitet. Er glaubte für einen Augenblick, sie sei eine Halluzination.
Das Mädchen, das sich jetzt seinem Bett näherte, war lieblicher als irgendjemand, den er zuvor gesehen hatte.
Sie war in Gedanken, und ihre großen Augen, die fast ihr ganzes zartes Gesicht ausfüllten, sahen ihn nicht wirklich, bis sie an seinem Bett stand.
Als sie das Betttuch zurecht ziehen wollte, bemerkte sie, daß er sie ansah. Sie hielt inne.
„Sie sind wach?“ fragte sie. Ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr sie schnell fort: „Bitte, versuchen Sie nicht, zu reden. Sie waren lange Zeit bewußtlos. Aber ich glaube, daß Sie mich jetzt hören können. Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Sie sind in guten Händen.“
Trotz ihrer Bitte versuchte der Marquis zu sprechen. Seine Stimme klang fremd und heiser.
„Wo bin ich?“
„Sie sind in Little Powick, wo Sie einen Unfall hatten.“
Rowena machte eine Pause, um ihm Zeit zu geben, sie zu verstehen.
Dann sagte sie: „Es wurde niemand außer Ihnen verletzt. Ich nehme an, daß Sie gerne wissen möchten, daß auch Ihren Pferden nichts geschehen ist, außer daß sie einen Schrecken erlitten haben.“
„Es freut mich ... das zu hören ... aber ... wer sind ... Sie?“
„Ich bin die Tochter des Doktors, Rowena Winsford.“
„Doktor... Winsford?“ wiederholte der Marquis, als versuchte er, sich an diesen Namen zu erinnern.
Er sah das Lächeln, das Rowenas Gesicht erhellte.
„Sie СКАЧАТЬ