Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 120

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ du von Pric gekommen?« fragte Agnes.

      »Ich bin von Pric gekommen«, antwortete Witiko; »aber ich habe von Pric den hochehrwürdigen Bischof von Olmütz, Zdik, der auf der Flucht ist, nach Passau geleitet, und bin dann von Passau donauabwärts nach Wien gefahren.«

      »So ist der Bischof Zdik auf der Flucht?« fragte Agnes.

      »Wegen der Mächtigen in seinem Lande, die einen schweren Groll gegen ihn tragen«, sagte Witiko.

      »Es ist immer so, und immer so«, entgegnete Agnes. »Wie lange hast du deine Mutter nicht gesehen, Witiko?«

      »Vier Jahre«, antwortete Witiko.

      »Er ist in dem nämlichen Gewande gekommen, in welchem er Abschied genommen hat«, sagte die Mutter.

      »So hast du dein Jugendgewand angelegt?« sprach Agnes.

      »Ich habe das Gewand angelegt«, antwortete Witiko, »weil ich dachte, daß auch die Mutter daran Freude habe, und dann ziemt mir ein schönes Ritterkleid noch wenig, weil ich noch keine Rittertaten habe vollbringen können, die von dem Herrn des Landes, dem man dient, und von fürstlichen Gebietern mit Verleihungen ausgezeichnet werden, und die den Ruhm und den Glanz vor den Menschen erringen.«

      »Dieser junge Ritter spricht auch wieder von Taten«, sagte Agnes, »und weiß man denn, was Taten sind? Siehe, Witiko, heute ist hier ein Gedenktag, und ich habe, als du kamest, eben den Frauen von der Vergangenheit erzählt. Ich will weiter erzählen, dir kann es auch fruchten, Witiko, wenn du es hörst, und in deinen Gedanken überlegst.«

      Sie schwieg eine Weile, dann sprach sie: »Mein Vater hat seinen Sohn Konrad zum erwählten römischen König gemacht, und er sollte nach ihm römischer Kaiser werden. Aber Konrad stand gegen den Vater auf, und wollte ihm die Herrschaft entreißen. Die Fürsten entsetzten ihn auf dem Reichstage in Mainz seines Königtumes und seines Anrechtes auf das Kaisertum, weil keine Gewalt auf Frevel gegründet werden sollte. Der Vater zog jetzt seinen geliebten jungen Sohn Heinrich hervor, und derselbe wurde zum römischen Könige und Nachfolger des Vaters erwählt. Er wurde in Aachen gekrönt, und schwur, daß er dem Vater in allem gehorchen, und sich nie gegen seine Pflicht erheben werde. Mich vermählte der Vater, da ich noch sehr jung war, dem herrlichen Manne, Friedrich von Büren, der immer treu gewesen war, der sich die Burg auf dem hohen Staufen erbaut hatte, und den der Vater zum Herzoge von Schwaben gemacht hatte. Ich gebar ihm die Söhne Friedrich und Konrad. Als fünf Jahre nach der Krönung meines Bruders verflossen waren, ging dieser zu den Empörern nach Bayern. Der Vater sandte meinen Gatten, dann die Erzbischöfe von Trier und Köln zu ihm, daß sie ihm seinen Schwur und das vierte Gebot vorhielten. Aber er blieb unbeweglich. Er gewann die Sachsen und manche andere, und zog gegen den Vater. Da starb mein Gatte. Der Bruder sagte, er wolle nicht gegen den Vater kämpfen, er wolle nur, daß sich derselbe von dem Banne löse, und mit seinen Kindern, die ihm dann gehorchen werden, christlich lebe. Im Erntemonate kam die Heeresmacht meines Vaters bei Regensburg gegen die Heeresmacht meines Bruders. Die Heeresmacht des Vaters war größer als die Heeresmacht des Bruders. Es waren viele getreue Herren bei dem Vater, es war Leopold, der Markgraf von Österreich, bei ihm, es war Boriwoy, der Herzog von Böhmen und Mähren, bei ihm, und es waren noch andere bei ihm. Es war vorauszusehen, daß, wenn eine Schlacht würde, dem Vater der Sieg bliebe. Da ging der Bruder in der Nacht vorher zu dem Markgrafen Leopold, und sagte, er wolle mich ihm zur Gemahlin geben, wenn er dem Vater in der Schlacht nicht beistünde. Leopold versprach es, ging zu dem Vater, und sagte ihm, daß er für ihn nicht kämpfen werde. Darauf sagte Boriwoy, der Herzog von Böhmen und Mähren, man könne dann überhaupt nicht kämpfen, weil die Macht zu geringe sei. Als dieses geschehen war, sandte mein Bruder einen Boten an den Vater, der melden sollte, es sei eine Verbindung in dem Heere des Vaters geschlossen worden, ihn zu verlassen, und ihm nach dem Leben zu streben. Weil der Markgraf Leopold den Kampf verweigert hatte, weil der Herzog Boriwoy gesagt hatte, daß man nicht kämpfen könne, glaubte der Vater die Botschaft, er verzweifelte, und floh in der Nacht aus dem Lager. Mein Bruder ließ mich am andern Tage in seine Zelte bringen, und sagte mir, ich sei die Braut Leopolds, des Markgrafen von Österreich. Ich weiß, daß ich einen Schrei tat, und daß mir dann die Sinne vergingen. Als ich erwachte, lag ich auf dem Boden. Mein Bruder stand vor mir, und sah mich an. Die Frauen halfen mir nicht, weil sie den Bruder fürchteten. Da saß ein böhmisches Mädchen bei meinem Haupte auf der Erde, das Mädchen träufelte Wasser auf meine Stirne, und befeuchtete meine Lippen damit. Und als ich wieder in dem Leben war, drückte es seinen Mund auf den meinen, und streichelte meine Wangen, und liebkoste mich. Ich faßte mit meiner Hand den Arm des Mädchens, und das Mädchen half mir auf einen Stuhl. Und es ist den ganzen Tag und dann mehrere Tage bei mir geblieben. Dann zog es wieder mit den Ihrigen in das Land Böhmen. Ich sagte, daß ich Leopold, den Markgrafen von Österreich, ehelichen werde. Es ist das Sterbejahr meines Gatten gewesen, und es sind seitdem siebenunddreißig Jahre verflossen. Das böhmische Mädchen aber habe ich erforscht, es ist meine Freundin geworden, ich bin seine Freundin geworden, und wir haben uns Liebe durch das ganze Leben gewährt. Das Mädchen hat den böhmischen Herrn Zaton geheiratet, und das erstgeborne Kind dieser Ehe ist deine Mutter geworden, Witiko, und diese hat mir auch ihre Liebe während des Lebens und nach dem Tode ihrer Eltern gegeben.«

      »Meine Mutter hat nur eine Christenpflicht geübt«, sagte die Mutter Witikos.

      »Und mein Dank ist auch nur eine Christenpflicht gewesen«, antwortete Agnes.

      Dann sprach sie: »Mein Eheleben mit Leopold ist sehr glücklich geworden. Er ist fromm und gut gegen seine Untertanen gewesen, er hat Münster und Klöster gestiftet, durch diese Fenster kann man auf das Kloster der neuen Burg hinab schauen, das er gegründet hat. Unsere Kinder sind in der Liebe zu uns und in der Liebe zu einander aufgewachsen. Dann ist er gestorben, und ich trauere hier um ihn.«

      Sie schwieg eine kleine Zeit, und die andern schwiegen auch.

      Dann sprach sie wieder: »Der Vater ist nach Böhmen geflohen. Der Herzog Boriwoy ist ihm nachgezogen, und hat ihn dann ehrerbietig behandelt. Er geleitete ihn zu seinem Schwager Wipprecht von Groitsch. Wipprecht von Groitsch geleitete ihn weiter, bis er an den Rhein kam. Bei Koblenz sammelte er ein neues Heer. Mein Bruder zog auch an den Rhein, und es standen wieder die Männer des Sohnes gegen die Männer des Vaters. Da schickte mein Bruder Boten an den Vater, welche die Worte melden mußten: Auf die heilige Weihnachtzeit ist ein Reichstag nach Mainz angeordnet worden, ich bitte meinen Vater demütig, daß wir vorher zusammen kommen, und bereden, was unserer beiden Sache ist, und daß wir uns versöhnen. Der Vater kam zu der Unterredung, und als er den Sohn erblickte, flossen Tränen aus seinen Augen, und er sagte: Heinrich, um Gott des Allmächtigen willen bitte ich dich, lade nicht die Tat auf dich, die weder in diesem Leben noch in jenem Leben verziehen wird. Wir müßten beide verzweifeln. Mein Bruder fiel auf die Erde, und faßte die Knie des Vaters, und sagte, er bereue alles, was er gegen ihn getan habe, er bitte um Verzeihung, er werde gehorsamen, der Vater möge sich mit der Kirche versöhnen, und beide wollen sie auf den Reichstag nach Mainz gehen, und dort die Versöhnung besiegeln. Der Vater verzieh. Dann sagte mein Bruder, er wolle nach Mainz gehen, und dort alles vorbereiten, der Vater möge indessen warten. Er ging fort, der Vater wartete. Er kam wieder zurück, und schwor, er sei bereit, für den Vater Leib und Leben zu opfern, und er wolle ihn weiter geleiten. Sie zogen fort, und kamen bis gegen Bingen. Ein jeder hatte dreihundert Begleiter. Auf dem Wege wurden die Begleiter meines Bruders immer mehr. Vor Bingen sagte er: Vater, meine Besorgnis wächst, daß Euch der Erzbischof von Mainz wegen des Bannes nicht in seine Stadt einlassen werde. Bleibet in Bingen, und feiert dort das Weihnachtfest, ich werde nach Mainz gehen, und für Euch wirken. Der Vater antwortete: Heinrich, Gott richtet zwischen mir und dir, ich vertraue auf dich. Mein Bruder schwor zum dritten Male, daß er das Leben für den Vater lassen wolle. Er zog nach Mainz, der Vater nach Bingen. Aber in Bingen wurde er von Männern meines Bruders Heinrich, welche dort waren, und von Männern Gebharts, des Bischofes von Speyer, welche sich zu ihnen gesellt hatten, umringt, die Männer des Vaters wurden besiegt, und er wurde gefangen genommen. СКАЧАТЬ