Название: Der Klosterjaeger
Автор: Ludwig Ganghofer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 4064066114039
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„Und wenn ich komm — und bring’s?“
„Was ich gesagt hab! Ich bin der Eggebauer.“ Er streckte die Hand, und Wolfrat schlug ein mit festem Druck.
Als der Sudmann sein Haus erreichte, stand Gittli wartend in der finsteren Tür.
„Aber geh, wie kannst du so lang ausbleiben?“ schmollte sie. „Die Seph hat sich schon gelegt. Komm! Ich hab dein Essen heraußen auf dem Herd stehen, weißt, drin in der Stub könnt das Kindl wieder wach werden.“
Er ging in die Küche und setzte sich an den Herd, auf dem die letzten Kohlen schon zu erlöschen begannen; nur noch ein roter Schimmer füllte den Raum. Gittli wollte sich an seine Seite setzen; er schob sie von sich und sagte: „Geh schlafen.“
Sie schüttelte den Kopf, denn sie wollte mit ihm von der Hilfe sprechen, die sie sich ausgesonnen. Aber kaum begann sie vom Lehent zu reden, da sagte er: „Sorg dich nimmer! Ich hab das Lehent. Der Eggebauer leiht mir das Geld.“
Gittli war sprachlos vor Freude; nur die Hände schlug sie ineinander; dann rannte sie davon, huschte in die Stube, tappte zum Bett und fiel der Seph um den Hals. „Er hat’s! Er hat’s!“
Das Weib verstand sofort, was Gittli meinte. „Gelt, daß er’s noch nit gehabt hat?“
„Ich hab dir nur die Sorg ersparen wollen!“
„Woher hat er’s denn?“
„Der Eggebauer hat’s ihm geliehen.“
„Ist das ein guter Mensch!“ weinte Seph und faltete die Hände. So kräftig ist für den Eggebauer wohl noch nie gebetet worden, außer von ihm selbst vielleicht.
Gittli hauchte einen Kuß auf die heiße Stirn des schlummernden Kindes und schlüpfte in ihre Kammer. Als sie in den Kissen lag, weinte und kicherte sie, immer eins ums andere. Dazu sprach sie das Vaterunser, und noch ein zweites als Dreingabe; das hatte der liebe Herrgott heut verdient, der diese zwei guten, guten Menschen erschaffen hatte, den Eggebauer und den Haymo. Und von den beiden war Haymo gewiß noch der bessere; daß es bei ihm gar nicht zum Helfen kam, das war nicht seine Schuld. Sie wollte dem Eggebauer gewiß nichts abzwacken von seinen Verdiensten. Aber der Haymo! Der hätte dem Bruder das Geld nicht nur geliehen, nein, geschenkt! Hätt er’s denn aber auch gehabt?
Gittli mußte lachen, als sie in ihrer Gedankenreihe zu diesem Ende kam. Sie streckte sich vergnügt, verschränkte die Hände unter dem Nacken und summte das Lied von der Schneerose vor sich hin:
„Auf steiler Höh,
Tief unterm Schnee —“
Als sie zu der Stelle kam, an der es heißt:
„Im Herzen tief
Ein Blüml schlief,
Gar lieblich und an Schönheit reich —“
da verstummte sie. Was für ein Blüml war das? Sie hatte das nur immer so hingesungen. Jetzt zum erstenmal kam diese Frage. Was für ein Blüml war das?
So lag sie mit offenen Augen und träumte in die Nacht hinein.
Und draußen in der Küche saß Wolfrat beim neu entfachten Feuer und schnitzte aus einem Birnbaumzweig den Bolzen für die Armbrust.
Vergangene Zeiten erwachten bei dieser Arbeit: das war nicht der erste Bolz, der aus seinen Händen kam. Die Bilder und Abenteuer seiner Jugend und seiner Kriegsjahre zogen an ihm vorüber. Einmal hob er den Kopf und blickte langsam gegen die Wand, hinter welcher Gittlis Kammer lag. Dabei spielte ein seltsam verlorenes Lächeln um seinen bärtigen Mund.
Neben dem Herde sah er Federn liegen; mit ihnen fiederte er den Pfeil. Es waren die Federn, mit denen das ‚Mimmidatzi‘ gespielt hatte, bevor es entschlummert war.
[12] Füllen
Seit zwei Tagen hauste Haymo wieder einsam in der Röt. Spät abends hatte er am ‚grünen Donnerstag‘ die Jagdhütte erreicht. Walti, den er in der Nähe der Kreuzhöhe getroffen, hatte den Jäger in der Dämmerung für einen Raubschützen angesehen und nicht übel Lust gezeigt, die Armbrust auf ihn abzuschießen. Dann gab es freilich ein lachendes Erkennen. Während des ganzen Heimwegs hatte der Bub zu erzählen; für ihn war jeder Schritt ein Abenteuer gewesen.
Als sie zur Hütte kamen, fanden sie den Frater Severin schnarchend auf dem Heubett. Sie weckten ihn, und da meinte der Frater, es ginge zur Mette.
„Ui jei!“ sagte er lachend, als er sich die Augen gerieben hatte. Aber aus dem Lachen geriet er gleich wieder in flammende Entrüstung. Haymo, so meinte er, hätte wohl auf den guten Einfall kommen können, einen Krug voll ‚Güte Gottes‘ oder eine Flasche mit ‚des Himmels höchster Gnade‘ aus dem Kloster heraufzubringen. Haymo sah ein, daß seine Sünde groß war, zwar nicht vor Gott, aber wohl vor einem seiner ‚Knechte‘. Nun mußte sich der arme Frater Severin nach dem fetten Sterz, den es zum Nachtmahl gab, mit einem Trunk Wasser schlafen legen. Brrr! Er liebte das Wasser nicht einmal in den Schuhen, viel weniger im Magen.
Das ‚himmelschreiende Unglück‘ schien ihm aber den Schlaf nicht zu verkümmern. Er schnarchte gewaltiger als je.
Haymo und Walti hatten wieder auf dem Herd ihr Nachtquartier aufgeschlagen, die glimmenden Kohlen zwischen ihnen. Draußen das dumpfe Rauschen des Föhns.
„Walti?“ fragte Haymo nach langem Schweigen mit leiser Stimme. „Schlafst du schon?“
Der Bub richtete sich auf.
„Walti, ich möchte dir was schenken, eh du fortgehst. Was willst du haben?“
„Die Feder von deiner Kappe!“ platzte der Bub heraus.
„Sollst sie haben, nimm sie dir nur morgen früh! Mußt mir aber auch einen Gefallen tun.“
„Was?“
„Weißt du, wo die Gittli haust?“
„Die Müllerdirn?“
„Nein, die Schwester des Sudmanns.“
„Ach die! Ja. Warum?“
„Dann geh zu ihr, morgen, und frag sie, warum sie geweint hat in der Vogtstub?“
„Was soll ich fragen?“ wiederholte Walti, dem die Sache etwas dunkel vorkam.
„Du sollst sie fragen, warum sie geweint hat, heut, wie sie bei Herrn Schluttemann in der Stub war. Sag ihr, daß ich es wissen will. Und wenn ich zum Ostertanz hinunterkomm, dann sag es СКАЧАТЬ