Der Seewolf. Джек Лондон
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Название: Der Seewolf

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783963619649

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СКАЧАТЬ ihn nicht sehen, erschaffen. Das ist alles – der Rausch des Lebens, das Aufbrausen des Gärstoffes, das Murmeln des Lebens, das trunken ist von dem Bewusstsein, zu leben. Und – pah! Morgen muss ich dafür zahlen, wie der Säufer zahlen muss. Morgen weiß ich, dass ich sterben muss, höchstwahrscheinlich auf dem Meere, dass ich nicht mehr selbsttätig kriechen, dass ich mich nur noch in Fäulnis bewegen werde mit den Bewegungen der See, dass ich gefressen werde, um alle Kraft und Beweglichkeit meiner Muskeln zu verwandeln in die Kraft und Beweglichkeit von Flossen, Schuppen und Eingeweiden der Fische. Pah! Schon ist der Champagner schal geworden. Das Funkeln und Prickeln ist vorbei, und es ist ein fades Gesöff.«

      Er verließ mich ebenso plötzlich, wie er gekommen, lautlos mit der Wucht und Leichtigkeit eines Tigers. Die ›Ghost‹ pflügte sich ihren Weg. Das Gurgeln am Bug tönte wie Schnarchen, und als ich darauf lauschte, da verließ mich allmählich der Eindruck, den Wolf Larsens rascher Wechsel von hoher Begeisterung zu tiefer Verzweiflung auf mich gemacht hatte. Dann erklang mittschiffs der kräftige Tenor eines Matrosen, der das ›Lied des Passats‹ sang:

      Ich bin der Wind, den der Seemann liebt –

      Ich bin die Stärke und Treue,

      Er folgt meiner Spur in den Wolken hoch.

      Über die unergründliche Bläue.

      Durch Licht und Dunkelheit folg’ ich der Spur

      Des Schiffes wie ein Hund,

      Morgens und mittags und mitternachts

      Blas ich die Segel ihm rund.

      8

      Manchmal glaube ich, dass Wolf Larsen verrückt oder doch wenigstens nicht ganz richtig ist wegen seiner seltsamen Launen und Grillen. Dann wieder halte ich ihn für einen großen Menschen, für ein Genie, das sein Ziel verfehlt hat. Und schließlich bin ich überzeugt, dass er der Urtyp des primitiven Menschen ist, Jahrtausende zu spät geboren, ein Anachronismus in diesem Kulminationszeitalter der Zivilisation. Sicherlich ist er ein ausgesprochener Individualist. Und dazu ist er sehr einsam. Seine gewaltige Männlichkeit und Geisteskraft verleihen ihm eine Sonderstellung. Es besteht keine geistige Gemeinschaft zwischen ihm und den anderen Männern an Bord. Sie erscheinen ihm wie Kinder, selbst die Jäger, und wie Kinder behandelt er sie, lässt sich zu ihnen herab und spielt mit ihnen wie mit jungen Hunden. Sonst aber behandelt er sie mit der Grausamkeit eines Vivisektors, er wühlt in ihren geistigen Prozessen und prüft ihre Seelen, als wolle er sehen, aus welchem Stoff sie gemacht seien.

      Dutzende von Malen habe ich gesehen, wie er bei Tisch diesen oder jenen Jäger mit kühlen, wachen Augen und vor allem mit einer gewissen Neugier beleidigte und dann seine Entgegnungen und seine kleinlichen Wutausbrüche mit einem Interesse beobachtete, das mir, dem verstehenden Zuschauer, beinahe lächerlich erschien. Ich bin überzeugt, dass seine eigenen Wutausbrüche nicht echt sind. Zuweilen mögen es Experimente sein, hauptsächlich aber eine Pose, die er einmal den Menschen gegenüber eingenommen und sich dann angewöhnt hat. Ich weiß, dass ich ihn – vielleicht mit Ausnahme des Zwischenfalls mit dem toten Steuermann – nie wirklich zornig gesehen habe. Ich hege aber auch nicht den Wunsch, ihn in wahrer Wut zu sehen, wenn alle seine Kräfte zur Entfaltung gelangen müssen.

      Um einen seiner Einfälle zu zeigen, will ich erzählen, was Thomas Mugridge in der Kajüte zustieß. Ich vervollständige damit gleichzeitig den Bericht über die Angelegenheit, die ich schon zweimal berührt habe. Eines Tages, gleich nach dem Essen, als ich eben mit dem Aufwaschen fertig war, kamen Wolf Larsen und Thomas Mugridge die Treppe herunter. Sonst wagte sich der Koch nicht in die Kajüte. War er dazu gezwungen, um zu seiner Koje zu gelangen, so flitzte er wie ein furchtsames Gespenst hindurch.

      »So, du kannst ›Nap‹ spielen!« sagte Wolf Larsen vergnügt. »Ich hätte mir denken können, dass ein Engländer das Spiel kennt. Ich hab’ es selbst auf englischen Schiffen gelernt.«

      Thomas Mugridge war außer sich vor Freude, dass er sich an einen Tisch mit dem Kapitän setzen durfte. Sein Dünkel und seine peinlichen Anstrengungen, sich die ungezwungene Haltung eines Mannes zu geben, der von Geburt für einen würdigen Platz im Leben ausersehen ist, würden ekelerregend gewesen sein, hätten sie nicht so lächerlich gewirkt. Meine Gegenwart ignorierte er völlig, wobei ich ihm jedoch zugute halten will, dass er einfach nicht imstande war, mich zu sehen. Seine blassen, wässerigen Augen schwammen in Verzückung, wenn mir auch unerfindlich war, was für selige Visionen er haben mochte.

      »Hol’ die Karten, Hump«, befahl Wolf Larsen, als sie am Tische Platz nahmen. »Und bring’ Zigarren und Whisky aus meiner Koje.«

      Als ich wiederkam, hörte ich gerade, wie der Cockney sich in Andeutungen erging, dass irgendein Geheimnis über ihm läge: er sei sicher der Sohn eines vornehmen Herrn, und er bekäme Geld, wogegen er sich hätte verpflichten müssen, England nicht wieder zu betreten – – »schönes Geld, Käptn«, drückte er sich aus, »schönes Geld, damit ich mich packe und wegbleibe.« Ich hatte die gewohnten Schnapsgläser gebracht, aber Wolf Larsen runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und gab mir einen Wink, dass ich Wassergläser bringen sollte. Ich füllte sie zu zwei Drittel mit unvermischtem Whisky – »ein Gentlemangetränk«, sagte Thomas Mugridge –, sie stießen auf gutes Spiel an, steckten sich Zigarren an und begannen dann, die Karten zu mischen und auszuteilen.

      Sie spielten um Geld. Sie erhöhten die Einsätze. Sie tranken Whisky, leerten die Gläser, und ich holte mehr. Ich weiß nicht, ob Wolf Larsen betrog oder nicht – er wäre sicher fähig dazu gewesen –, aber jedenfalls gewann er andauernd. Der Koch machte wiederholt einen Abstecher nach seiner Koje, um Geld zu holen. Jedes Mal schwankte er mehr, brachte aber immer nur einige wenige Dollar auf einmal. Er wurde sentimental, vertraulich, konnte kaum noch die Karten sehen und aufrecht sitzen. Als er den nächsten Ausflug nach seiner Koje antrat, hakte er Wolf Larsen seinen fettigen Zeigefinger ins Knopfloch und wiederholte mehrmals ausdruckslos: »Ich kriege Geld, ich kriege Geld, sag’ ich Ihnen. Ich bin der Sohn eines feinen Herrn.«

      Schließlich setzte der Koch unter der Beteuerung, er könne verlieren wie ein Gentleman, sein letztes Geld und verlor. Worauf er den Kopf auf die Hände sinken ließ und weinte. Wolf Larsen betrachtete ihn neugierig, als dächte er daran, ihn zu vivisezieren, änderte jedoch seine Absicht, nachdem er zu der Erkenntnis gekommen, dass eine Untersuchung hier ergebnislos bleiben müsse.

      »Hump«, sagte er mit vollendeter Höflichkeit zu mir, »wollen Sie die Freundlichkeit haben, Herrn Mugridges Arm zu nehmen und ihm an Deck zu helfen. Er fühlt sich nicht ganz wohl. – Und sagen Sie Johansen, dass er ihn mit ein paar Pützen Seewasser duschen soll«, fügte er leise hinzu, sodass nur ich es hören konnte. Ich überließ Herrn Mugridge an Deck den Händen einiger grinsender Matrosen, die Johansen zu diesem Zwecke gerufen hatte. Herr Mugridge faselte immer noch davon, dass er der Sohn eines vornehmen Herrn sei. Als ich jedoch die Kajütstreppe hinabstieg, um den Tisch abzuräumen, hörte ich ihn kreischen; der erste Guss hatte ihn getroffen.

      Wolf Larsen zählte seinen Gewinn.

      »Genau hundertfünfundachtzig Dollar!« sagte er laut. »Gerade wie ich mir dachte. Der Lump kam ohne einen Cent an Bord.«

      »Und Ihr Gewinn gehört mir, Käptn«, sagte ich beherzt.

      Er beehrte mich mit einem spöttischen Lächeln. »Ich habe mich seinerzeit ein wenig mit Grammatik beschäftigt, Hump, und ich glaube, Sie bringen die Zeiten durcheinander. ›Hat mir gehört‹, hätten Sie sagen sollen.«

      »Hier ist nicht die Rede von Grammatik, sondern von Ethik«, erwiderte ich.

      Er СКАЧАТЬ