Der Seewolf. Джек Лондон
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Название: Der Seewolf

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783963619649

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СКАЧАТЬ Schlafen ins Zwischendeck geschickt, während ich die Koje in der winzigen Kajüte, die schon am ersten Tage meiner Seereise von zwei Personen besetzt gewesen war, erhielt. Den Grund des Wechsels erfuhren die Jäger bald, und er weckte ziemlich viel Unbehagen unter ihnen. Johansen schien im Schlaf die Ereignisse des Tages jede Nacht noch einmal zu durchleben. Sein unaufhörliches Reden, Schreien und Kommandieren war Wolf Larsen zu viel gewesen, und er hatte den lästigen Schlafgenossen deshalb zu seinen Jägern abgeschoben.

      Nach einer schlaflosen Nacht erhob ich mich, müde und leidend, um meinen zweiten Tag auf der ›Ghost‹ zu beginnen. Um halb sechs purrte Thomas Mugridge mich heraus, ungefähr so, wie Bill Sykes seinen Hund hinausgejagt haben würde; aber seine Rohheit gegen mich wurde Herrn Mugridge in gleicher Münze zurückgezahlt. Der unnötige Lärm, den er schlug, musste einen von den Jägern geweckt haben, denn ein schwerer Schuh sauste durchs Halbdunkel, und ich hörte, wie Herr Mugridge vor Schmerz aufheulte und demütig um Entschuldigung bat. Später bemerkte ich, dass sein eines Ohr gequetscht und angeschwollen war. Es bekam seine frühere Form nie ganz wieder und wurde von den Matrosen von jetzt an ›Blumenkohlohr‹ genannt.

      Der Tag wurde eine Kette von Verdrießlichkeiten verschiedenster Art. Ich hatte am Abend meine getrockneten Kleider vom Kombüsendach heruntergeholt und wollte sie nun zunächst wieder mit dem Zeug des Kochs vertauschen. Ich sah nach meiner Börse. Außer einigem Kleingeld (ich habe ein gutes Gedächtnis für derlei) hatte sie 185 Dollar in Gold und Scheinen enthalten. Die Börse fand ich, aber bis auf das Kleingeld war sie leer. Ich fragte den Koch danach, und wenn ich auch eine schroffe Antwort erwartet hatte, so überstieg ihre Niedertracht doch alle Grenzen.

      »Sag’ mal, Hump«, begann er knurrend, und seine Augen leuchteten vor Bosheit, »willst du, dass ich dir die Nase einschlage? Wenn du meinst, dass ich ein Dieb bin, dann hast du dich geirrt. Ich will blind sein, wenn das nicht der schwärzeste Undank ist, den ich je erlebt habe. Da kommt so ein elendes Gestell von Mensch, ich nehme es in meine Kombüse auf und behandle es gut, und das hab’ ich nun davon! Das nächste Mal kannst du meinetwegen zum Teufel gehen, ich werde schon dafür sorgen!«

      Damit hob er die Fäuste und ging auf mich los. Zu meiner Schande sei gesagt, dass ich dem Schlage feige auswich und zur Kombüse hinauslief. Was hätte ich tun sollen? Gewalt, nichts als rohe Gewalt herrschte auf diesem Schiffe. Moralische Begriffe galten hier nicht. Stellt euch vor: ein Mann von Mittelgröße mit schwachen, ungeübten Muskeln, der ein friedliches, ruhiges Leben geführt und nie eine Gewalttat gekannt hatte – was konnte der wohl machen? Es mit dieser menschlichen Bestie aufzunehmen, wäre für mich dasselbe gewesen, wie dem Angriff eines wütenden Bullen standzuhalten.

      So dachte ich jedenfalls damals aus dem Bedürfnis heraus, mein Gewissen zu beschwichtigen. Aber befriedigend war diese Rechtfertigung nicht. Noch heute leidet mein Mannesstolz schwer darunter, wenn ich an diese Dinge zurückdenke, und ich kann mich nicht freisprechen.

      Aber das gehört nicht hierher. Mein schnelles Laufen aus der Kombüse verursachte qualvolle Schmerzen in meinem Knie, und hilflos sank ich neben der Kajütentür zu Boden. Aber der gewalttätige Koch hatte mich nicht verfolgt.

      »Sieh mal, wie er laufen kann! Wie er laufen kann!« hörte ich ihn rufen. »Und mit dem Bein! Komm nur wieder her, Mamas Liebling. Ich schlage dich nicht, wirklich nicht.«

      Ich kam zurück und nahm meine Arbeit wieder auf. Für diesmal war von der Sache nicht mehr die Rede, wenn sich auch später weitere Verwicklungen daraus ergeben sollten. Ich deckte den Frühstückstisch in der Kajüte, und um sieben Uhr wartete ich Jägern und Offizieren auf. Der Sturm hatte sich im Laufe der Nacht etwas gelegt, wenn die See auch noch hoch ging und immer noch ein steifer Wind wehte. Die Segel waren wieder gehißt worden, sodass die ›Ghost‹ jetzt unter voller Leinwand bis auf die beiden Toppsegel und den Außenklüver dahin schoss. Diese drei Segel sollten, wie ich der Unterhaltung entnahm, gleich nach dem Frühstück gesetzt werden. Ich erfuhr auch, dass Wolf Larsen bedacht war, soviel wie möglich aus dem Sturm herauszuholen, der ihn nach Südwest, der Gegend zutrieb, wo er erwarten konnte, in den Nordostpassat zukommen. Mit diesem stetigen Wind hoffte er den größten Teil der schnellen Fahrt nach Japan zurücklegen zu können, und deshalb schlug er jetzt einen Bogen nach Süden in die Tropen, um dann, wenn er sich der asiatischen Küste näherte, wieder nach Norden umzubiegen.

      Nach dem Frühstück hatte ich wieder ein recht unangenehmes Erlebnis. Als ich das Geschirr abgewaschen und den Herd gereinigt hatte, trug ich die Asche an Deck, um sie über Bord zu schütten. Wolf Larsen und Henderson standen, in ein Gespräch vertieft, in der Nähe des Steuerrades. Johansen steuerte. Als ich nach Luv ging, sah ich, wie er eine Bewegung mit dem Kopfe machte, die ich aber missverstand und für einen Gutenmorgengruß hielt. In Wirklichkeit war es ein Versuch, mich zu warnen, die Asche in Luv über Bord zu werfen. Ohne zu ahnen, was ich anrichtete, ging ich an Wolf Larsen und dem Jäger vorbei und warf die Asche gegen den Wind über Bord. Der Wind aber wehte sie zurück und überschüttete nicht nur mich, sondern auch Wolf Larsen und Henderson damit Im nächsten Augenblick hatte mir der Kapitän einen Stoß versetzt, als wäre ich ein Hund, einen Stoß, der so heftig war, dass ich gegen die Hütte taumelte, wo ich mich halb ohnmächtig gegen die Wand lehnte. Alles schwamm mir vor den Augen, und mir wurde übel. Mit Mühe gelang es mir, an die Reling zu kriechen. Wolf Larsen folgte mir nicht. Er klopfte sich die Asche von der Kleidung und nahm seine Unterhaltung mit Henderson wieder auf. Johansen, der den ganzen Auftritt mit angesehen hatte, schickte ein paar Matrosen nach achtern, um das Deck zu säubern.

      Später am Morgen erlebte ich eine Überraschung ganz anderer Art. Nach Anweisung des Kochs war ich in Wolf Larsens Kajüte gegangen, um aufzuräumen. An der Wand, dicht neben dem Kopfende der Koje, befand sich ein volles Büchergestell. Ich warf einen Blick darauf und sah zu meinem Erstaunen Namen wie Shakespeare, Tennyson, Poe und De Quincey. Auch wissenschaftliche Werke gab es, darunter Bücher von Tyndall, Proctor und Darwin. Astronomie und Naturwissenschaften waren vertreten, und ich bemerkte Bulfinchs ›Zeitalter der Fabel‹, Shaws ›Geschichte der englischen und amerikanischen Literatur‹ und Johnsons Naturgeschichte in zwei dicken Bänden. Ferner eine Anzahl Grammatiken, wie die von Metcalf, Reed, Kellog und so weiter. Und ich musste lächeln, als ich ein Exemplar von Deans ›Die englische Sprache‹ sah. Ich konnte diese Bücher nicht mit dem Manne, wie ich ihn bisher kennengelernt hatte, in Einklang bringen. Ob er sie wirklich las? Als ich aber das Bett machte, fand ich zwischen den Decken die vollkommene Cambridge-Ausgabe von Browning, die ihm offenbar beim Einschlafen aus der Hand geglitten war. In dem Buche war ›Auf einem Balkon‹ aufgeschlagen, und ich sah, dass er mehrere Stellen mit einem Bleistift angestrichen hatte. Als ich bei einer heftigen Bewegung des Schiffes den Band fallen ließ, fiel ein Blatt Papier heraus. Es war über und über mit geometrischen Figuren und Berechnungen bekritzelt.

      Es war klar, dass dieser furchtbare Mensch nicht der unwissende Dummkopf sein konnte, für den man ihn nach seinen Ausbrüchen von Brutalität unweigerlich halten musste. Er wurde mir plötzlich ein Rätsel. Ich hatte schon bemerkt, dass seine Sprache ausgezeichnet war, nur gelegentlich konnte sich ein kleiner Fehler einschleichen. In der Unterhaltung mit Seeleuten und Jägern strotzte sie natürlich von Slang-Ausdrücken, aber die wenigen Worte, die er bisher mit mir gewechselt hatte, waren klar und korrekt gewesen.

      Der Schimmer, den ich von der anderen Seite seines Wesens erblickt hatte, muss mich ermutigt haben, denn ich entschloss mich, über den Verlust meines Geldes mit ihm zu sprechen.

      »Ich bin bestohlen worden«, sagte ich zu ihm, als ich ihn bald darauf traf, wie er allein auf dem Hinterdeck auf und ab schritt.

      »Käptn«, verbesserte er mich, nicht rau, aber ernst. »Ich bin bestohlen worden, Käptn«, machte ich meinen Fehler wieder gut.

      »Wie ist das zugegangen?« fragte er.

      Da erzählte ich ihm die ganze Geschichte, wie ich mein Zeug zum Trocknen in der Kombüse gelassen hatte und später, als ich dem Koch gegenüber etwas davon erwähnte, beinahe von ihm geschlagen worden war. Er lächelte bei meinem Bericht. СКАЧАТЬ