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СКАЧАТЬ Du weißt ja gar nicht, wie sie das has­sen, wenn ein Mann in der Ge­fahr weint. Sie glau­ben ja alle, das sei schlech­tes Ge­wis­sen. Oder sie glau­ben noch viel Schlim­me­res – um Got­tes wil­len, Vin­cent, wein’ doch nicht, sie glau­ben ja dann, dass du ein Feig­ling bist. Die­se Leu­te wis­sen ja nichts von Ner­ven! Sie wis­sen ja nicht, dass du nur weinst, weil du emp­find­li­che­re Ner­ven hast als sie.«

      In­zwi­schen war der Zeu­ge in sei­ner Aus­sa­ge schon sehr weit ge­kom­men.

      »Der frem­de Dok­tor schlägt also mit Hän­den und Fü­ßen um sich«, er­zähl­te er. »Aber nun ge­hen wir ran, ich und der Pier­re, und pa­cken ihn und zie­hen ihn in die Hüt­te her­ein. Er schreit und schreit, wie ein an­ge­sto­che­nes Schwein, und steht da und schreit.«

      »Wer hat ge­schri­en?« un­ter­brach ihn der Mann, der als An­klä­ger fun­gier­te.

      »Na, er na­tür­lich! Der da.« Der Zeu­ge wies auf St. Vin­cent. »Und nu heißt’s also Licht ma­chen. Das war jetzt zum Bei­spiel gar nicht so ein­fach, denn ers­tens war die Lam­pe um­ge­wor­fen, und dann weiß ich ja auch gar nicht so Be­scheid in dem Haus. Jetzt zeigt sich’s aber, wie gut das ist, wenn ein Mann im­mer eine Ker­ze in der Ta­sche hat. Und Streich­höl­zer na­tür­lich auch. Tja, das kann manch­mal sehr nütz­lich sein … Und dann hab ich Licht ge­macht. Da liegt also mein Borg auf dem Fuß­bo­den, so tot, wie ein Mann nur sein kann, in sei­nem Al­ter und bei sei­ner Ge­sund­heit. Und die Squaw, näm­lich was dem Borg sei­ne Frau war, die sagt, dass er es ge­tan hat, und dann legt sie sich hin und stirbt auch.«

      »Dass er es ge­tan hat, hat sie ge­sagt? Wer?! Wen hat sie ge­nannt?«

      »Na, er na­tür­lich. Er, der frem­de Dok­tor da.« Da­bei wies er mit dem di­cken, schmut­zi­gen Fin­ger auf St. Vin­cents Ge­sicht. »Wer soll’s denn auch sonst ge­we­sen sein?«

      »Hat sie das wirk­lich ge­sagt?« flüs­ter­te Fro­na ih­rem Ge­lieb­ten zu.

      »Ja«, keuch­te er zu­rück. »Ge­sagt hat sie das. Sie muss ver­rückt ge­we­sen sein. Der Wahn­sinn über all das, was da ge­sche­hen war. Ich ver­ste­he es nicht, ich wer­de es nie ver­ste­hen …«

      Der zwei­te Zeu­ge, ein klei­ner Mann mit ro­tem Ge­sicht, der schon vor­her in die Ver­hand­lung ein­ge­grif­fen hat­te, un­ter­warf den ers­ten Zeu­gen ei­nem ein­ge­hen­den Kreuz­ver­hör. Es kam aber kein Wi­der­spruch zu­ta­ge, so sehr Fro­na auf je­des Wort lau­er­te.

      »Wenn Sie jetzt Fra­gen an den Zeu­gen stel­len wol­len, bit­te …«, sag­te der Vor­sit­zen­de zu Gre­go­ry. Gre­go­ry schüt­tel­te völ­lig ent­mu­tigt den Kopf.

      »Frag doch! Wehr dich!« dräng­te Fro­na.

      »Wozu? Ich bin im vor­aus für schul­dig er­kannt. Mein Ur­teil war schon ge­fällt, als all das an­ge­fan­gen hat.«

      »Ei­nen Au­gen­blick, bit­te!« rief Fro­na mit hel­ler fes­ter Stim­me. »Er­lau­ben Sie, Herr Vor­sit­zen­der, er­laubt die Ver­samm­lung un­se­rer eh­ren­wer­ten Ka­me­ra­den, dass ich die­sen Mann hier ver­tei­di­ge? Ich bin ein Mäd­chen, aber er hat kei­nen an­de­ren Freund hier, und es gibt, glau­be ich, kein Ge­setz, das es ver­bie­tet.«

      Es trat eine plötz­li­che Stil­le ein. Der Vor­sit­zen­de war­te­te auf ir­gend­ein Wort des Wi­der­spruchs, aber da al­les mit an­ge­hal­te­nem Atem da­saß und auf das tap­fe­re Mäd­chen im Gold­grä­be­r­an­zug blick­te, fass­te er sei­nen Be­schluss.

      »Bit­te, über­neh­men Sie die Ver­tei­di­gung, Fräu­lein Wel­se. Die Ver­samm­lung so­wohl wie ich be­grü­ßen es, dass der An­ge­klag­te nicht mehr ohne Ver­tei­di­ger ist.«

      »Dann blei­ben Sie noch einen Au­gen­blick, Herr Zeu­ge! Wis­sen Sie nichts au­ßer den letz­ten Wor­ten der In­dianer­frau, das zur Über­füh­rung des Mör­ders die­nen könn­te?«

      Der Schwe­de stier­te vor sich hin, als hoff­te er, ihre Fra­ge wür­de lang­sam in sein Be­griffs­ver­mö­gen ein­drin­gen. Er hat­te sich sei­ne gan­ze Aus­sa­ge wohl zu­recht­ge­legt, Schritt für Schritt und Punkt für Punkt. Aber auf Zwi­schen­fra­gen, die ei­ge­nes Den­ken er­for­der­ten, war er nicht ein­ge­rich­tet.

      »Sie ha­ben nicht mit ei­ge­nen Au­gen ge­se­hen, wer es tat?« frag­te sie wie­der.

      »Aber na­tür­lich. Der frem­de Dok­tor da.« Wie­der hob er den an­kla­gen­den Fin­ger. »Wenn sie doch ge­sagt hat, dass er es ge­tan hat.«

      Bei die­ser Er­klä­rung glitt ein Lä­cheln über alle Ge­sich­ter, und Fro­na spür­te, dass sie jetzt schon Bo­den ge­wann. Im­mer­hin war der an­kla­gen­de Zeu­ge als ein ziem­lich dum­mes und des­halb we­nig brauch­ba­res In­stru­ment der Ge­rech­tig­keit ent­larvt.

      »Ge­se­hen ha­ben Sie also nichts?«

      »Schie­ßen hab’ ich ge­hört.«

      »Aber nicht ge­se­hen, wer schoss?«

      »Wenn ich Ih­nen dar­auf jetzt ant­wor­ten soll­te, Fräu­lein, dann wüss­te ich ei­gent­lich nicht, was ich ant­wor­ten soll. Wenn die Squaw doch nun mal ge­sagt hat, was sie ge­sagt hat, dann ist doch für je­den ver­nünf­ti­gen Men­schen die Sa­che klar?!«

      »Ich dan­ke Ih­nen, das ge­nügt«, sag­te Fro­na freund­lich, und der Mann zog sich zu­rück.

      Der Vor­sit­zen­de sah in sei­ne Auf­zeich­nun­gen: »Pier­re La Flit­che!« rief er.

      Ein dun­kel­häu­ti­ger Mann, schlank und ge­schmei­dig, trat mit si­che­ren Schrit­ten auf das Po­di­um ne­ben dem Tisch, das als Zeu­gen­bank diente. Es war ein schö­ner Bur­sche, des­sen schnel­ler, be­red­ter Blick furcht­los von ei­nem Ge­sicht zum an­de­ren wan­der­te. Ei­nen Au­gen­blick sah er in frei­mü­ti­ger Be­wun­de­rung Fro­na an. Er lä­chel­te, und sie nick­te lei­se, denn er ge­fiel ihr, und es kam ihr vor, als sei er ein al­ter Freund. Auf die ers­ten Fra­gen des Vor­sit­zen­den er­klär­te Pier­re La Flit­che, er sei nach sei­nem Va­ter ge­nannt, der von den al­ten Wald­läu­fern aus Frank­reich stamm­te. Sei­ne Mut­ter sei eine Mes­ti­ze, von ei­nem wei­ßen Va­ter und ei­ner ein­ge­bo­re­nen Mut­ter. Wo er ge­bo­ren sei, wis­se man nicht, ir­gend­wo bei ei­ner Jagd. Hier in Alas­ka sei er seit vie­len Jah­ren, seit er den­ken kön­ne.

      »Er­zäh­len Sie so kurz wie mög­lich, was Sie von der Mord­sa­che wis­sen.«

      Er be­dach­te sich einen Au­gen­blick … der An­fang war schwer zu fin­den.

      »Im Früh­ling schläft sich’s gut bei of­fe­ner Tür«, sag­te er. Sei­ne Stim­me war klar, es lag dar­in et­was von dem Vo­gel­laut der in­dia­ni­schen Spra­che, die ein Teil sei­ner Vor­fah­ren ge­spro­chen hat­te. »So habe ich auch ges­tern bei of­fe­ner Tür ge­schla­fen. Ich bin mein Le­ben lang auf der Jagd ge­we­sen, ich schla­fe nicht sehr fest. Ich höre, wenn ein Blatt zu Bo­den fällt, ich höre, wenn ein Wind sich er­hebt. Ich schla­fe, aber mei­ne СКАЧАТЬ