Gesammelte Werke. Джек Лондон
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 259

Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

isbn:

СКАЧАТЬ dass es krank sein müss­te. Als er hin­sah, schnauf­te und hus­te­te es wie­der.

      Das ist doch, zum Teu­fel, dach­te er, un­be­dingt et­was Wirk­li­ches. Und er dreh­te sich des­halb wie­der auf die an­de­re Sei­te, um auch hier die wirk­li­che Um­ge­bung zu se­hen, die die Vi­si­on ihm vor­hin ver­hüllt hat­te. Aber der See lag im­mer noch schim­mernd da, und das Schiff war ge­nau­so deut­lich zu er­ken­nen wie vor­her. War es denn trotz al­lem et­was Wirk­li­ches? Er schloss die Au­gen län­ge­re Zeit und dach­te nach. Dann kam die Er­leuch­tung über ihn. Er war in nord­öst­li­cher Rich­tung ge­wan­dert, von der Dea­se-Was­ser­schei­de bis ins Cop­per­mi­ne-Tal. Die­ser schim­mern­de See war nichts an­de­res als das Po­lar­meer.

      Das Schiff muss­te ein Wal­fän­ger sein, das von der Mün­dung des Ma­cken­zie ost­wärts, weit ost­wärts ab­ge­trie­ben war. Jetzt lag es in der Co­ro­na­ti­on-Bucht vor An­ker. Er ent­sann sich der Kar­te von der Hud­son-Bucht, die er vor lan­ger Zeit ein­mal ge­se­hen hat­te, und al­les er­schi­en ihm jetzt klar und ver­nünf­tig.

      Er setz­te sich auf und über­leg­te, was er im Au­gen­blick tun könn­te. Die Fuß­lap­pen, die er sich aus sei­nen De­cken ge­macht hat­te, wa­ren schon ganz durch­lö­chert, und sei­ne Füße wa­ren un­ge­stal­te Klum­pen von ro­hem Fleisch. Sei­ne letz­te De­cke war auch schon längst da­hin. Ge­wehr und Mes­ser hat­te er eben­falls ver­lo­ren. Ir­gend­wo hat­te er auch sei­nen Hut lie­gen­las­sen und da­mit das Päck­chen Streich­höl­zer, das er un­ter das Band ge­steckt hat­te. Aber die, wel­che er auf sei­ner Brust trug, wa­ren in Si­cher­heit im Ta­baks­beu­tel, in Öl­pa­pier ge­wi­ckelt. Er sah auf die Uhr. Sie zeig­te, dass es be­reits elf war, und sie ging merk­wür­di­ger­wei­se im­mer noch. Er hat­te sie also of­fen­bar im­mer auf­ge­zo­gen.

      Er war ru­hig und ge­fasst. Ob­gleich äu­ßerst kraft­los, emp­fand er doch kei­ne Schmer­zen. Er war nicht ein­mal hung­rig. Der Ge­dan­ke an Es­sen war ihm so­gar un­an­ge­nehm, und was er in Be­zug auf Es­sen tat, ge­sch­ah nur aus Ver­nunfts­grün­den. Er riss sich die Ho­sen bis zu den Kni­en ab und wi­ckel­te sie um sei­ne Füße. Auf ir­gend­ei­ne ge­heim­nis­vol­le Wei­se war es ihm ge­lun­gen, sei­nen Zinn­be­cher zu be­hal­ten. Er woll­te et­was hei­ßes Was­ser trin­ken, ehe er die Wan­de­rung nach dem Schif­fe an­trat, von der er be­reits vor­aus­sah, dass sie furcht­bar wer­den wür­de.

      Sei­ne Be­we­gun­gen wa­ren sehr lang­sam. Er zit­ter­te, wie wenn er einen Schlag­an­fall ge­habt hät­te. Er woll­te auf­ste­hen, um tro­ckenes Moos zu sam­meln, muss­te sich aber da­mit be­gnü­gen, auf Hän­den und Fü­ßen her­um­zu­krie­chen. Ein­mal kroch er ganz nahe an den kran­ken Wolf her­an. Das Tier zog sich zö­gernd von ihm zu­rück, wäh­rend es sich um das Maul leck­te mit ei­ner Zun­ge, die kaum Kraft ge­nug be­saß, um sich über­haupt be­we­gen zu kön­nen. Der Mann sah, dass sie nicht die ge­wöhn­li­che ge­sun­de, rote Far­be hat­te. Sie war von ei­nem gelb­li­chen Braun und, so­weit er se­hen konn­te, mit ei­nem kör­ni­gen, halb­trock­nen Schleim be­legt.

      Als er eine Men­ge hei­ßen Was­sers ver­schlun­gen hat­te, fand der Mann, dass er im­stan­de war, auf­zu­ste­hen und so­gar wei­ter­zu­wan­dern, je­den­falls so gut, wie man es von ei­nem ster­ben­den Man­ne er­war­ten durf­te. – Jede Mi­nu­te bei­na­he war er ge­nö­tigt haltz­u­ma­chen, um aus­zu­ru­hen. Sei­ne Schrit­te wa­ren schwach und un­si­cher, ge­nau wie die Schrit­te des Wol­fes, der ihm nachtrot­te­te. Und als die Nacht kam und die Fins­ter­nis die schim­mern­de See und das Schiff ver­hüll­te, wuss­te er, dass er ih­nen nur um vier Mei­len nä­her­ge­kom­men war.

      Die gan­ze Nacht hör­te er das Schnau­fen und Hus­ten des kran­ken Wol­fes, und hin und wie­der ver­nahm er aus der Fer­ne des Quie­ken der Renn­tier­käl­ber. Rings um ihn war Le­ben ge­nug, aber es war ein star­kes, ge­sun­des Le­ben, höchst le­ben­dig und le­bens­lus­tig. Und er wuss­te auch, dass der kran­ke Wolf an der Fähr­te des kran­ken Men­schen kle­ben wür­de in der Hoff­nung, dass der Mann zu­erst ster­ben wür­de. Als er am Mor­gen auf­wach­te und die Au­gen öff­ne­te, sah er, wie der Wolf ihn mit trau­ri­gen und hung­ri­gen Au­gen an­starr­te. Das Tier hock­te da, die Rute zwi­schen den Bei­nen, wie ein elen­der und ver­zwei­fel­ter Kö­ter. In dem schnei­dend kal­ten Mor­gen­wind zit­ter­te und grins­te es mut­los, als der Mann es mit ei­ner Stim­me an­re­de­te, die kaum mehr als ein hei­se­res Flüs­tern war.

      Die Son­ne stieg strah­lend em­por, und den gan­zen Mor­gen stol­per­te und strau­chel­te der Mann vor­wärts, dem Schiff auf der schim­mern­den See zu. Das Wet­ter war wun­der­voll. Es war der kur­ze Spät­som­mer die­ser Brei­ten­gra­de. Er dau­er­te viel­leicht eine Wo­che. Mor­gen oder über­mor­gen konn­te er schon vor­bei sein.

      Am Nach­mit­tag stieß der Mann auf eine Fähr­te. Es war ein an­de­rer Mensch ge­we­sen, der nicht mehr ge­gan­gen, son­dern sich auf al­len vie­ren wei­ter­ge­schleppt hat­te. Er dach­te, dass es wohl Bill ge­we­sen sein müss­te, dach­te es aber dumpf und gleich­gül­tig. Er emp­fand nicht ein­mal ir­gend­wel­che Neu­gier­de da­bei. In Wirk­lich­keit hat­te ihn die Fä­hig­keit, sich zu er­re­gen und sich rüh­ren zu las­sen, längst ver­las­sen. Er war auch nicht mehr im­stan­de, Schmerz zu emp­fin­den. Ma­gen und Ner­ven hat­ten sich be­reits schla­fen ge­legt. Es war nur das Le­ben selbst, das ihn wei­ter­trieb. Er war sehr müde, sehr er­schöpft, aber er wei­ger­te sich zu ster­ben. Und weil das Le­ben in ihm sich zu ster­ben wei­ger­te, aß er im­mer noch Moos­bee­ren und El­rit­zen und trank hei­ßes Was­ser. Des­halb be­hielt er auch den kran­ken Wolf im Auge.

      Er folg­te der Fähr­te des an­de­ren Man­nes, der auf al­len vie­ren wei­ter­ge­kro­chen war, bis er schließ­lich zu ei­ner Stel­le kam, wo die Fähr­te auf­hör­te. Hier fand er ei­ni­ge frisch ab­ge­nag­te Kno­chen und die Fähr­ten vie­ler Wöl­fe im feuch­ten Moos. Er fand auch einen elch­le­der­nen Beu­tel, der ge­nau wie der sei­ne war. Schar­fe Zäh­ne hat­ten ihn zum Teil zer­ris­sen. Er hob ihn auf, ob­gleich sein Ge­wicht fast zu schwer für sei­ne schwa­chen Fin­ger war. Bill hat­te das Gold also bis zum letz­ten mit­ge­schleppt. Ha, ha … Jetzt konn­te er den gu­ten Bill aus­la­chen! Er al­lein blieb am Le­ben und brach­te den Beu­tel mit dem Gol­de zu dem Schiff in der schim­mern­den See. Sein La­chen war hei­ser und ge­spens­ter­haft; es klang wie das Krä­hen ei­nes Ra­ben, und der Wolf schloss sich ihm an und be­gann me­lan­cho­lisch zu heu­len. Der Mann hör­te plötz­lich auf zu la­chen. Wie konn­te er über Bill la­chen – falls es wirk­lich Bill war –, wenn die­se Kno­chen, die so ro­sig und so sau­ber ab­ge­nagt aus­sa­hen, tat­säch­lich die Kno­chen Bills wa­ren.

      Er wand­te sich ab. Gut, Bill hat­te ihn schmäh­lich im Stich ge­las­sen. Aber den­noch woll­te er das Gold nicht neh­men und auch nicht an Bills Kno­chen sau­gen! Bill wür­de es frei­lich ge­tan ha­ben, wenn die Lage die um­ge­kehr­te ge­we­sen wäre, über­leg­te er, wäh­rend er wei­ter­hum­pel­te.

      Er ge­lang­te zu ei­nem grö­ße­ren Tüm­pel. Als er sich dar­über beug­te, um nach El­rit­zen zu se­hen, riss er sei­nen Kopf schnell zu­rück, als ob er ge­sto­chen wor­den wäre. Er hat­te sein ei­ge­nes Spie­gel­bild im Was­ser ge­se­hen. So gräss­lich war es, dass sei­ne Emp­find­sam­keit, die sonst ein­ge­schla­fen war, lan­ge ge­nug wach blieb, um einen furcht­ba­ren Ein­druck auf СКАЧАТЬ