Gesammelte Werke von Dostojewski. Федор Достоевский
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Название: Gesammelte Werke von Dostojewski

Автор: Федор Достоевский

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204205

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СКАЧАТЬ beiseite schob, »um es kurz zu machen, ich will wissen: erklären Sie mich endgültig für frei von allem Verdacht oder nicht? Sagen Sie mir das, Porfirij Petrowitsch, sagen Sie mir das bestimmt und endgültig, und recht schnell, sofort!«

      »Ach, ist das eine Not! Nein, was man mit Ihnen für Not hat!« rief Porfirij mit durchaus heiterer, schlauer Miene und ohne jedes Zeichen von Erregung. »Wozu brauchen Sie denn das zu wissen, wozu brauchen Sie denn all so etwas zu wissen, da es doch noch keinem Menschen eingefallen ist, Sie irgendwie zu belästigen? Sie sind ja ganz wie ein Kind, das durchaus verlangt, man solle ihm das Feuer in die Hand geben! Und warum beunruhigen Sie sich so? Warum drängen Sie sich uns denn selbst in dieser Weise auf? Was haben Sie dazu für Gründe? He-he-he!«

      »Ich wiederhole Ihnen«, schrie Raskolnikow wütend, »daß ich das nicht länger ertragen kann! …«

      »Was können Sie nicht ertragen? Die Ungewißheit?« unterbrach ihn Porfirij.

      »Verhöhnen Sie mich nicht! Ich will das nicht länger ertragen! … Ich sage Ihnen, daß ich das nicht länger ertragen will! … Ich kann und will es nicht! … Hören Sie! Hören Sie!« schrie er und schlug wieder mit der Faust auf den Tisch.

      »Aber leiser, leiser! Das hören ja andre Leute! Ich warne Sie in allem Ernst: schonen Sie Ihre Gesundheit! Ich scherze nicht!« erwiderte Porfirij flüsternd; aber diesmal war auf seinem Gesichte von dem weibisch-gutmütigen, ängstlichen Ausdruck nichts mehr zu bemerken; im Gegenteil, jetzt befahl er geradezu, in strengem Tone, mit zusammengezogenen Brauen; es war, als würfe er mit einem Male alles Versteckspiel und alle Zweideutigkeit beiseite.

      Indes dauerte das nur einen Augenblick. Raskolnikow war aufs höchste überrascht und geriet in vollständige Raserei; aber sonderbarerweise fügte er sich wieder dem Befehle, leiser zu sprechen, obwohl er sich in einem wahren Paroxysmus von Wut befand.

      »Ich lasse mich nicht so quälen!« flüsterte er gerade wie vorhin; voll Schmerz und Ingrimm wurde er sich in demselben Augenblicke bewußt, daß er nicht die Kraft besaß, dem Befehle zu widerstreben, und dieser Gedanke machte ihn nur noch wütender. »Verhaften Sie mich, halten Sie bei mir Haussuchung; aber verfahren Sie in der gesetzlich vorgeschriebenen Form und spielen Sie nicht mit mir! Unterstehen Sie sich nicht, das zu tun!«

      »Beunruhigen Sie sich doch nicht wegen der gesetzlichen Form!« unterbrach ihn Porfirij, nun wieder mit seinem schlauen Lächeln, und betrachtete Raskolnikow, wie es schien, sogar mit einer besonderen Art von Genuß. »Ich hatte Sie jetzt doch nur als guten Bekannten zu einem Besuche aufgefordert, Väterchen, nur so ganz freundschaftlich!«

      »Ich will Ihre Freundschaft nicht, ich pfeife darauf! Hören Sie? Sehen Sie her: ich nehme meine Mütze und gehe weg. Nun, was werden Sie jetzt dazu sagen, wenn Sie wirklich die Absicht haben, mich zu verhaften?«

      Er ergriff seine Mütze und ging zur Tür.

      »Ich habe eine kleine Überraschung für Sie; wollen Sie die nicht noch sehen?« kicherte Porfirij, faßte ihn wieder etwas oberhalb des Ellbogens an und hielt ihn an der Tür zurück.

      Er wurde augenscheinlich immer heiterer und lustiger, worüber Raskolnikow ganz außer sich kam.

      »Was für eine kleine Überraschung? Was wollen Sie damit sagen?« fragte er, blieb plötzlich stehen und blickte Porfirij erschreckt an.

      »Die Überraschung ist hier zur Stelle; ich habe sie da hinter der Tür sitzen, he-he-he!« Er wies mit dem Finger auf die geschlossene Tür in dem Bretterverschlag, die nach seiner Dienstwohnung führte. »Ich habe sie sogar eingeschlossen, damit sie nicht davonläuft.«

      »Was ist es denn? Wo? Was?«

      Raskolnikow trat zu der Tür hin und wollte sie öffnen; aber sie war verschlossen.

      »Sie ist zugeschlossen; da ist der Schlüssel!«

      Er zog wirklich einen Schlüssel aus der Tasche und zeigte ihn ihm.

      »Du lügst fortwährend!« schrie Raskolnikow, der sich nicht mehr beherrschen konnte. »Du lügst, du verdammter Hanswurst!« und er stürzte auf Porfirij los, der sich nach der Eingangstür zurückzog, ohne jedoch irgendwie Furcht zu zeigen.

      »Ich durchschaue alles, alles durchschaue ich!« rief Raskolnikow, indem er auf ihn zusprang. »Du lügst und hänselst mich, damit ich mich verraten soll.«

      »Ein deutlicherer Selbstverrat ist ja gar nicht denkbar, Väterchen Rodion Romanowitsch. Sie sind ja ganz rasend geworden. Schreien Sie nur nicht so; sonst muß ich Leute herbeirufen.«

      »Du lügst, es kann mir nichts geschehen! Rufe deine Leute her! Du hast gewußt, daß ich krank bin, und hast mich so lange reizen wollen, bis ich wütend würde, damit ich mich verriete; das war deine Absicht! Aber bringe Tatsachen vor! Ich habe alles durchschaut! Tatsachen hast du keine; du hast nur klägliche, wertlose Mutmaßungen à la Sametow! … Du kanntest meinen Charakter und wolltest mich in Raserei versetzen, um mich dann plötzlich mit Popen und Zeugen zu überrumpeln … Wartest du auf die? Ja? Worauf wartest du? Wo sind sie? Laß sie herkommen!«

      »Aber, Väterchen, was sollen hier Popen und Zeugen! Was manche Leute für Vorstellungen haben! So, wie Sie sagen, zu verfahren, das würde ja der gesetzlichen Form gar nicht entsprechen; Sie verstehen den Geschäftsgang gar nicht, mein Bester … Die gesetzliche Form läuft uns nicht davon; das werden Sie schon noch selbst sehen!« murmelte Porfirij und horchte nach der Eingangstür hin.

      Wirklich war in diesem Augenblicke dicht an dieser Tür im Nebenzimmer ein Geräusch zu vernehmen.

      »Aha, sie kommen!« rief Raskolnikow. »Du hast sie holen lassen! … Du hast auf sie gewartet! Darauf hast du gerechnet! Nun, laß sie alle herkommen, deine Zeugen und wen du sonst noch willst! Her damit! Ich bin bereit! Ich bin bereit!«

      Aber in diesem Augenblicke begab sich etwas Seltsames, etwas, was so außerhalb des gewöhnlichen Ganges der Dinge lag, daß weder Raskolnikow noch Porfirij Petrowitsch mit einer derartigen Entwicklung hatten rechnen können.

      VI

      Wenn in späteren Zeiten Raskolnikow sich dieser Szene erinnerte, so stellte sie sich ihm folgendermaßen dar:

      Das Geräusch, das hinter der Tür vernehmbar geworden war, wurde schnell stärker, und die Tür wurde ein wenig geöffnet.

      »Was gibt es?« rief Porfirij Petrowitsch ärgerlich. »Ich habe doch befohlen …«

      Es erfolgte zunächst keine Antwort; aber es war deutlich, daß sich hinter der Tür mehrere Menschen befanden und bemüht waren, jemand von der Tür wegzustoßen.

      »Was gibt es denn da?« fragte Porfirij Petrowitsch noch einmal in erregtem Tone.

      »Sie haben den Arrestanten Nikolai hergebracht«, antwortete eine Stimme.

      »Den brauche ich nicht! Weg mit ihm! Wartet noch! Was hat er jetzt hier zu suchen! Was ist das für eine Unordnung!« rief Porfirij und stürzte zur Tür.

      »Ja, er …«, setzte dieselbe Stimme wieder an, brach aber plötzlich ab.

      Ein richtiges Ringen entstand, das nicht länger als zwei Sekunden dauerte; dann schien jemand einen andern mit aller Kraft beiseitezustoßen, und unmittelbar darauf trat ein sehr blaß aussehender Mensch in Porfirijs Arbeitszimmer.

      Die äußere Erscheinung dieses Menschen war auf den ersten Blick sehr überraschend. Er schaute gerade vor sich hin, schien aber niemanden zu sehen. СКАЧАТЬ