Название: Zum Kontinent des eisigen Südens
Автор: Erich von Drygalski
Издательство: Bookwire
Жанр: Путеводители
Серия: Edition Erdmann
isbn: 9783843803502
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Die Lösung wurde in einer Bestimmung gegeben, nach welcher für den Schiffsführer das Recht, den Weisungen des Leiters nicht zu folgen, für den einzigen Fall bestand, dass er in dieser Weisung eine unmittelbare Gefahr für Leben und Eigentum auf dem Schiff erblickte.
Schließlich seien noch wenige Worte über die rechtlichen Verhältnisse der Expedition gesagt, die insofern besondere waren, als die deutsche Schifffahrt in fremden Gewässern sonst den Bestimmungen der Kriegs- oder Handelsmarine unterliegt, für den »Gauß« aber keine von beiden wirkliche Anwendung hatte, da er als Forschungsschiff des Reichs nicht zur Handelsmarine gehörte und andererseits auch den Bestimmungen der Kriegsmarine nicht unterstehen konnte, seiner Zwecke wegen und wegen der Art seiner Besatzung.
Nach langen Erwägungen wurde die Auskunft getroffen, für das Verhältnis des Schiffsführers zur Schiffsbesatzung die Bestimmungen der Handelsmarine, also die Seemannsordnung, gelten zu lassen.
Die Ergebnisse der Expedition und die anzulegenden Sammlungen wurden Eigentum des Reichs, welches über deren Verwertung unter tunlichster Beteiligung der Mitglieder zu verfügen sich vorbehielt. Die Bestimmungen der Dienstanweisung betonen sonst vor allem die Gemeinsamkeit der Interessen aller Mitglieder, die Einheitlichkeit der Expedition nach außen und nach innen sowie den nationalen Charakter des Ganzen.
Der »Gauß« und seine Ausrüstung
Bei der Ausrüstung der Expedition stand naturgemäß die Sorge für den Bau eines geeigneten Schiffes allen anderen voran. Dieser war von dem Reichsmarineamt, in die Wege geleitet worden.
Es wurde am »Gauß« naturgemäß bis zum Moment der Abreise gebaut und gebessert, und noch nach derselben in den Tagen der letzten Vorbereitungen sind Arbeiter der Howaldtswerke auf der Unterelbe dabei tätig gewesen.
Der »Gauß« ist sicherlich das beste Polarschiff gewesen, das je existiert hat, und es hieße seinem hohen Wert nur zu nahezutreten, wenn man unerwähnt lassen würde, was unsere späteren Erfahrungen darin zu verändern gefunden haben.
Nach der üblichen Bezeichnungsweise war der »Gauß« ein Dreimast-Marssegelschoner mit Hilfsmaschine. Auf der Segelschiffstakelage beruhte mithin in erster Linie die Fahrt des Schiffes, doch konnte die Maschine dafür naturgemäß auch für sich allein Verwendung finden, wie es später im Eis sogar fast ausschließlich der Fall war.
Die Abmessungen des »Gauß« stellten sich wie folgt:
Länge zwischen den Perpendikeln | 46,00 m |
Breite auf Außenhaut | 11,27 m |
Tiefe des inneren Raumes bis zum Oberdeck | 6,30 m |
Konstruktionstiefgang mit 546 t Last | 4,80 m |
Indizierte Pferdestärken | 325 |
Geschwindigkeit mit 728 t Last | 7 Knoten |
Deplacement bis Konstruktionstiefgang | 1442 t |
Die Wohn- und Gebrauchsräume, welche den mittleren Teil des Zwischendecks füllten, waren entschieden reichlich bemessen.
Jedes wissenschaftliche Mitglied und jeder Offizier hatte seine eigene Kabine, der Leiter und Kapitän je eine größere.
Im Ganzen gab es 14 solcher Kabinen, von denen 10 durch die 10 Mitglieder der Ersten Messe, die 11. von dem Ersten Bootsmann und Ersten Zimmermann, die 12. von den beiden Maschinenassistenten und die 13. von dem Koch und dem Steward bewohnt wurden, während die 14. während der Hinreise bis nach den Kerguelen Dr. E. Werth anheimfiel und danach mit als Stauraum benutzt wurde. Außer den doppelt belegten Kabinen hatten zwei von den anderen je 2 Kojen, die übrigen nur je eine.
Der »Gauß« im Eis
(Quelle: Drygalski-Nachlass, Privatbesitz Mörder, Feldkirchen-Westenham)
Die übrigen 16 Mann der Besatzung waren auf 2 gemeinsame Schlafräume verteilt, indem 6 Mann des Maschinenpersonals in einem größeren Raum an Backbord und 10 Mann der seemännischen Besatzung in einem solchen an Steuerbord wohnten. Die Mannschaft hatte einen gemeinsamen Waschraum mit 3 Ständen, welcher neben der Pantry an Backbord lag.
Für die Mahlzeiten und die geselligen Vereinigungen der Mitglieder dienten 2 größere Räume, der Salon und die Mannschaftsmesse.
Ein Laboratorium im Zwischendeck diente während der Hinfahrt als Stauraum und wurde erst während der Überwinterung teils als Handwerkskammer, teils als Präparierzimmer für zoologische Objekte benutzt, während eine darin gelegene photographische Dunkelkammer meist als solche verwandt wurde. Gefehlt hat bis zuletzt eine Kammer für mechanische Arbeiten.
Das Schiff hatte unmittelbar vor dem Großmast das Hauptlaboratorium und das Kartenhaus. Auf dem Laboratoriumsdeckshaus ruhte die Kommandobrücke mit dem Rudergeschirr, zwei Kompassen und zwischen denselben einem Schlingertisch zu magnetischen Arbeiten auf See.
Unmittelbar vor dem Maschinendeckshaus stand eine Dampfwinde zur Hebung von Lasten bis zu 3,5 t Gewicht bestimmt, während eine größere, die bis 7,5 t Last heben sollte, zwischen Fockmast und Back aufgestellt war. Auf der Trommel dieser waren 4000 m schweres Drahtkabel von 12 mm Durchmesser aufgerollt, für Dredsche-Züge und Vertikalnetzfänge in der Tiefsee bestimmt.
Auf der Trommel der hinteren kleineren Winde waren 6000 m Drahtlitze von 4,5 mm Durchmesser aufgewickelt, für Vertikalfänge mit kleineren Netzen bestimmt.
Während der Hinreise war der freie Decksraum in ausgiebiger Weise noch zum Stauen benutzt; so lagen neben und vor dem Laboratorium bis zur Höhe der Reling die Bauhölzer zur Herstellung der geplanten Observatorien und Wohngebäude im Polareis, und zu beiden Seiten des Maschinenhauses waren die eisernen Bestandteile zur Aufstellung eines Windmotors während der Überwinterung festgelascht worden. Das Schiff war besonders bei der Abreise von den Kerguelen übervoll; auch 14 t Kohle lagen damals noch an Deck.
Für die Arbeiten der Expedition war eine zweckmäßige Dreiteilung des Schiffs geschaffen, welche gestattet hat, dass gleichzeitig an verschiedenen Stellen gearbeitet werden konnte, ohne dass in der Tiefe eine Verwicklung der verschiedenen Drähte und Kabel zu besorgen war. Der Zoologe konnte gleichzeitig vorn seine Netze herablassen, während der Ozeanograph seine Lote und Thermometer zu beiden Seiten der hinteren Brücke zur Tiefe sandte, und der Erdmagnetiker zwischen beiden auf der Kommandobrücke tätig war oder der Kapitän von derselben Stelle aus seine Kompassdeviationen bestimmte. An einer Stütze auf der Kommandobrücke war neben dem magnetischen Schlingertisch auch die meteorologische Hütte angebracht, und mit ihren Thermo- und Psychrometern sowie mit Registrierapparaten versehen.
»Gauß« unter vollen Segeln
(Quelle: Drygalski-Nachlass, Privatbesitz Mörder, Feldkirchen-Westenham)
Aus dem Dach des Maschinenhauses ragten zwei breite Ventilatoren für den Heizraum sowie der Schornstein heraus. Der Schornstein musste СКАЧАТЬ