Mami Staffel 2 – Familienroman. Gisela Reutling
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Название: Mami Staffel 2 – Familienroman

Автор: Gisela Reutling

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783959790239

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СКАЧАТЬ heute! Ich gäbe was drum, jetzt ins Meer springen zu können! Oder wenigstens in einen Swimming-Pool. Ich nehme an, du hast eine entsprechende Einladung.«

      »Was für eine Einladung?«

      »Zu einer Pool-Party irgendwo bei deinen Kollegen.«

      »Was du für Ideen hast!« wunderte sich Kati.

      »Also nicht?«

      »Nein, wirklich nicht.«

      Sekundenlang war sie versucht, ihn in ihren Plan einzuweihen, aber dann sah sie davon ab.

      Etwas später, als sie mit ihrer Reisetasche das Haus verließ und zum Taxistand ging, war er mitsamt seinem Roller verschwunden.

      Das Waisenhaus lag im heißen, brodelnden Zentrum der Stadt, wo der Verkehr ins Stocken geriet, weil die Straßen von Menschen wimmelten, wo ahnungslose Fremde sich bedrängt und bedroht fühlten, wo nichts an die hübschen, mit schattigen Bäumen bestandenen Straßen erinnerte, die es im höher gelegenen Stadtteil gab.

      Auch das Waisenhaus hatte absolut nichts gemeinsam mit den freundlichen, ebenerdigen, weitläufigen Anlagen der Deutschen Schule.

      Es war ein würfelförmiger, alter Bau, vormals ein Regierungsgebäude, das an einem großen Platz lag, Tag und Nacht umbrandet vom Kreisverkehr: klapprige Busse, Laster, Motorräder, Taxis und Schrottfahrzeuge aller Art knatterten, qualmten, dröhnten und hupten um die Wette.

      Zwei staubige Palmen flankierten den Eingang, von dessen einstiger Pracht nur noch ein Rundbogen zeugte. Darauf stand in abblätternder Goldschrift: Casa de Santa Monica.

      Kati drückte dem Taxifahrer das Geld in die Hand und schwenkte energisch die Reisetasche, gefüllt mit Babysachen, auf die flachen Stufen der ehemaligen Freitreppe.

      Aufatmend blieb sie stehen und legte sich ihr Sprüchlein auf Spanisch zurecht, als sich das altersschwache Portal wie von Geisterhand öffnete und eine krächzende Stimme sie darauf hinwies, daß die Bushaltestelle sich drei Häuser weiter befinde.

      »Aber ich will nicht zum Bus«, beeilte sich Kati zu versichern, »ich will ins Waisenhaus.«

      »Warum?«

      »Nur einen Besuch machen – ich habe ein paar Geschenke mitgebracht.«

      Ein zerknittertes braunes Gesicht erschien, eine knochige alte Hand streckte sich Kati entgegen.

      »Geben Sie die Sachen her!«

      »Nein«, sagte Kati, hob die Tasche von der Stufe und preßte sie an sich zum Zeichen ihrer Entschlossenheit.

      »Was ist da draußen los, Pilar?« rief eine ungeduldige spanische Stimme aus dem dunklen Hintergrund.

      »Jemand will herein.«

      »Wer ist es?«

      »Eine Dame, eine Fremde —«

      Schritte erklangen, und eine hagere schwarz gekleidete Person unbestimmbaren Alters starrte Kati mißtrauisch aus zusammengekniffenen Augen an.

      »Was wünschen Sie, Senora?«

      »Ich komme von der deutschen Schule«, erklärte Kati, der eine innere Stimme plötzlich zu einer anerkannten Legitimation riet, »wir haben einige Sachen gesammelt für die Kinder hier – mein Spanisch ist leider noch sehr schlecht – entschuldigen Sie bitte, wenn ich mich nicht richtig ausdrücke.«

      Die schwarz gekleidete Frau im Türrahmen machte eine nervöse Handbewegung. Ihre abweisende Miene wurde um einen Schein freundlicher.

      »Schon gut. Wir haben öfters mit Deutschen zu tun. Falls Dona Herta Sie geschickt hat – eine Wohltäterin unseres Hauses.«

      »Oh, Dona Herta«, wiederholte Kati, sich an den Namen klammernd wie an einen Strohhalm, »und Dona Angelika Knobel und Don Erich…«

      »Kenne ich nicht«, unterbrach die nervöse Person, von der Kati annahm, daß sie die Leiterin des Waisenhauses war, Dona Dolores, vor der Frau Knobel sie gewarnt hatte, »wenn Sie mir jetzt die Spende aushändigen würden – oder brauchen Sie eine Quittung?«

      »Nein, das nicht, aber die Tasche müßte ich wieder mitnehmen.«

      »Kommen Sie herein«, sagte Dona Dolores ungnädig, »und warten Sie hier! Pilar«, sie drehte sich um, »geh einen Korb holen!«

      Die kleine Alte tauchte auf und verschwand wie ein Spuk.

      In die geflieste dämmerige Halle fiel nur wenig Licht. Es war kühl und gruftig. Kati fröstelte, wartete und sah sich verstohlen um. Hinter zwei halb offenen Türen erspähte sie ein Kinderbettchen neben dem anderen. Außer einem gelegentlichen Wimmern und Räuspern war nichts zu hören.

      »Wir halten gerade unsere Siesta«, sagte Dona Dolores und huschte über die Fliesen, um beide Türen mit Nachdruck zu schließen.

      »Darf man die Kinder nicht besuchen?« fragte Kati halblaut in die unnatürliche Stille.

      »Nur in besonderen Fällen«, erwiderte Dona Dolores, »und auch dann nur nach Vereinbarung. Sehen Sie«, ihre Stimme senkte sich, »wenn wir die Regel lockern würden, gäbe das zuviel Unruhe. Ein ständiges Kommen und Gehen täte weder den Kindern noch dem Personal gut. Dona Herta kennt ja die Grenzen, die uns gesetzt sind.«

      Die kleine Alte schlurfte wieder herbei, stellte einen Korb auf den Boden und füllte den Inhalt der Reisetasche hinein.

      »Sie haben ja lauter neue Sachen gebracht«, bemerkte Dona Dolores stirnrunzelnd.

      »Ja, zum Anziehen für Babys zwischen sechs und neun Monaten.«

      »Sagten Sie nicht, Sie hätten sie gesammelt?«

      »Wir – nun, wir haben dafür zusammengelegt«, stammelte Kati und tat so, als verstünde sie nur die Hälfte, und Dona Dolores Miene besagte, daß sie es ihr auch nur zur Hälfte glaubte.

      »Nun, wie auch immer«, sagte sie steif, »wir danken Ihnen im Namen der Kinder von Santa Monica. Grüßen Sie Dona Herta von mir.« Damit öffnete sie die schwere Eingangstür und fügte unmißverständlich hinzu: »Adios, Senora, kommen Sie gut wieder nach Hause!«

      Alte Hexe! dachte Kati, die Tasche wütend schwenkend. Keinen einzigen Blick auf die Kleinen hat sie mir gegönnt! Na warte! Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder, und ich lerne hochgestellte Persönlichkeiten von großem Einfluß kennen, vor denen sich diese Türen wie von selbst öffnen.

      An diesem Gedanken berauschte sie sich nur so lange, bis ihr Dona Herta einfiel, deren Namen sie soeben mißbraucht hatte.

      Du lieber Gott! Wenn die zickige Dolores nun auf die Idee kam, sich bei Dona Herta nach einer gewissen jungen Deutschen zu erkundigen, die sozusagen in ihrem Auftrag Babyklamotten abgeliefert hatte!

      Wer weiß, welche Mißverständnisse sich daraus entwickeln konnten!

      Da gehe ich niemehr hin, dachte Kati, das abweisende Gebäude mit einem letzten Blick umfassend, bevor sie in ein klappriges Taxi stieg. Aber dann fiel ihr Miguel ein, sein kleines verweintes Gesicht, sein verzweifelt zurückgeworfenes СКАЧАТЬ