Mami Staffel 2 – Familienroman. Gisela Reutling
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mami Staffel 2 – Familienroman - Gisela Reutling страница 16

Название: Mami Staffel 2 – Familienroman

Автор: Gisela Reutling

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783959790239

isbn:

СКАЧАТЬ Kati hatte ihr eigenes Programm. Sie war heilfroh, als Achim verschwand, denn inzwischen war es Zeit für Miguels Weihnachtsbescherung.

      Auf einer Decke sitzend sah er mit großen erstaunten Augen zu, wie sie die Lichterkette aufleuchten ließ, die sich um die Zweige des Bäumchens rankte.

      Dann legte sie eine Kassette ein, die ihre Schulkinder mit deutschen Weihnachtsliedern besungen hatten, nahm Miguel auf den Arm und summte leise mit.

      Er lauschte aufmerksam, ein Händchen auf ihre Wange gelegt, ernst und gesammelt. Erst bei dem fröhlichen »Kling, Glöckchen, klingelingeling« begann er auf und ab zu hüpfen.

      »Lingeling!« krähte er und verstummte, verblüfft ob seiner eigenen Fähigkeit, die Laute nachzubilden.

      Kati hielt vor Freude den Atem an.

      Es war das erste Mal, daß er etwas wiederholte.

      »Ein Kind ist unser Echo«, hatte Frau Knobel erst neulich gesagt, »es reagiert auf unser Lächeln, unsere Stimme, unsere Worte. Von allein kann es das alles nicht lernen.«

      Die Weihnachtslieder klangen leise fort, während Miguel mit Katis Hilfe die großen Schleifen löste, den roten Ball über den Boden rollen ließ und den Löwen an sich preßte. Aber immer wieder hob er das Köpfchen und lauschte der Musik nach.

      Wenn meine Schulkinder das wüßten! dachte Kati gerührt.

      Gegen sieben Uhr legte sie Miguel zusammen mit dem Stofftier in sein Bettchen und schob es in ihr Schlafzimmer.

      Als Achim etwas später erschien, hatte sie bereits die Hähnchen aufgebacken und die Salate gemischt.

      Er fragte nicht nach Miguel, und sie erzählte ihm nichts.

      Statt dessen mußte sie ihm gestehen, daß sie in der Eile kein Weihnachtsgeschenk für ihn besorgt hatte, und sie war erleichtert, daß auch er nur eine Handzeichnung von Battenberg für sie mitgebracht hatte, um sein Gepäck nicht zu belasten.

      Sie saßen am runden Tisch im Patio, entspannt und hungrig, und ließen sich Serafinas Spezialitäten schmecken.

      Eine Kerze brannte, und vom Band lief Schubert-Musik, die sie beide immer so sehr gemocht hatten.

      Es hätte ein angenehmer Abend werden können, aber es sollte nicht sein.

      »Katinka«, begann Achim mit eindringlicher Stimme, einen alten, fast vergessenen Kosenamen benutzend, »du bist im Begriff, den größten Fehler deines Lebens zu machen. Wenn ich dich schon nicht davon abbringen kann, so muß ich dich wenigstens darauf hinweisen.«

      »Aaah ja?«

      Kati kreuzte die Arme vor der Brust und lehnte sich abwartend auf ihrem Stuhl zurück.

      »Hast du schon einmal in Betracht gezogen, daß der Kleine einen Schaden haben könnte?« fuhr Achim gedämpft fort. »Was ja kein Wunder wäre, nach allem, was er durchgemacht hat. Abgesehen davon kann man ja selbst bei eigenen Kindern nie sicher sein, ob sie geistig und körperlich gesund zur Welt kommen.«

      »Schon gut«, unterbrach Kati hitzig, »wenn ich mich über angeborene und erworbene Schäden informieren will, leihe ich mir das entsprechende Lehrbuch aus.«

      »Ich wußte ja gleich, du würdest es in den falschen Hals kriegen«, sagte Achim achselzuckend, »Tatsache ist jedoch, daß dein Wunschkind auf mich einen gestörten Eindruck macht.«

      »Und du bist ja ein Experte für zehn Monate alte Babys!«

      »Eben nicht! Gerade deshalb weil ich ein unbefangener, neutraler Beobachter bin, solltest du mich nicht gleich anschmettern. Wenn ich mich dazu verpflichtet fühle, mich zu diesem kritischen Punkt zu äußern – das müßte dir doch zu denken geben.«

      »Wieso denn? Du hast dir noch immer und überall ein Urteil angemaßt, dafür bist du bekannt! Das ist doch nichts Neues!« Ihre Stimme klirrte.

      Achim wischte ihre Worte mit einer Handbewegung weg.

      »Du willst ja nur auf meine Kosten vom Thema ablenken. Aber diesmal funktioniert das nicht. Gib zu, daß du dir selbst etwas vormachst! Daß Miguel geschädigt ist! Gib zu, das ich recht habe! Gib es doch endlich einmal ehrlich zu!«

      Er starre sie hypnotisch an. Die Kerze flackerte im Luftzug, als sich Kati vorbeugte und mit fester Stimme sagte: »Du hast ja überhaupt keine Ahnung! Du bewertest die Dinge anders als ich. Wenn mir ein Kind gegeben wird – von Gott, vom Schicksal – egal, auf welche Weise – dann nehme ich es so, wie es ist. Ohne Vorbehalte, ohne Bedingungen. Wenn ich mich absichern wollte gegen sämtliche Wechselfälle des Lebens – das wäre doch absurd!«

      Sie brach ab, weil sie ein Geräusch zu hören glaubte. Aber aus ihrem Schlafzimmer kam kein Laut. Nur das Band war abgelaufen und die Schubert-Musik verklungen.

      Achim saß mit unbewegter Miene und starrte in die Kerzenflamme. »Dir ist nicht zu helfen«, murmelte er schließlich, »lassen wir das. Fröhliche Weihnachten, Kati, und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.« Er brachte ein Lächeln zustande, hob sein Glas und trank ihr zu.

      *

      Am Abend des vierten Januar kehrte Christof braungebrannt mit Sand in den Haaren vom Strand zurück. Hinter ihm sprang Chico aus dem Landrover und stürmte durch die weit geöffnete Tür ins Haus.

      Serafina fegte gerade die Fliesen und drohte dem Hund, der gerade schnüffelnd ins Schlafzimmer hechten wollte mit dem Besen.

      »Er ist ein bißchen verwildert unten an der Küste«, meinte Christof entschuldigend, »genauso wie ich. Aber jetzt, wo wir wieder in der Stadt sind, werden wir uns wieder auf unsere guten Manieren besinnen, nicht wahr Chico?«

      Der Hund wedelte und trollte sich in den Patio.

      Christof warf seine Reisetasche aufs Sofa, musterte Serafina von der Seite und fragte halblaut: »Nanu! Sie sehen ja so vergrämt aus! War der Besuch vielleicht anstrengender als ich dachte?«

      Sie schüttelte den Kopf, trat auf ihn zu und zupfte ihn am Ärmel.

      »Bitte, Don Christof, gehen Sie hinüber zu der armen Senorita Catarina! Sie ist so traurig.«

      »Na, ich bin wohl kaum der Richtige, um sie trösten«, verwahrte sich Christof.

      »Gehen Sie, gehen Sie!« drängte Serafina, ergriff wieder den Besen und tat so, als wolle sie ihn hinauskehren.

      Mit einem Sprung war Chico an seiner Seite.

      »Das ist ja wirklich viel verlangt«, knurrte Christof in der Annahme, Kati über den Abschied von Achim hinweghelfen zu müssen, »nachdem ich mich schon zwei Tage länger als geplant vornehm zurückgehalten habe! Hallo, Professora…«

      Sie stand bereit auf der flachen Stufe vor ihrer Haustür und tätschelte Chico den Kopf.

      Sie trug einen fußlangen Rock und eine blaue Baumwollbluse mit aufgekrempelten Ärmeln. Ihre Augen waren gerötet vom Weinen, ihr Lächeln war herzzerreißend.

      »Er ist fort«, flüsterte sie.

      »Nun СКАЧАТЬ