Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
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Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

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СКАЧАТЬ der Kunst des Kartenzeichnens vertraut war.

      Von Dr. Cajalos hatte er zum erstenmal durch einen spanischen Anarchisten gehört, den er auf seinen merkwürdigen nächtlichen Streifzügen durch London getroffen hatte. Nachdem er mit dem Mann eine Flasche Wein getrunken hatte, erzählte dieser von den ans Wunderbare grenzenden Kräften des Hexenmeisters von Cordova und erwähnte dabei Dinge, die das lebhafteste Interesse des Arztes fanden. Er hatte daraufhin einen Briefwechsel mit Dr. Cajalos begonnen, und nun war er hier, um ihn persönlich aufzusuchen.

      Essley schaute auf die Uhr. Es war beinahe sieben. Er wollte erst zu Abend speisen und sich dann umziehen. Schnell wusch er sich, doch drehte er trotz der hereinbrechenden Dunkelheit das Licht nicht an. Dann ging er in den Speisesaal.

      Er saß an einem Tisch für sich allein und vertiefte sich sofort in eine englische Zeitschrift, die er mitgebracht hatte. Ab und zu machte er bei der Lektüre Notizen in ein kleines Buch, das neben seinem Teller lag. Seine Aufzeichnungen standen aber weder in Beziehung zu dem Artikel, den er las, noch zu den medizinischen Wissenschaften; sie handelten vielmehr von der finanziellen Seite eines Plans, der ihm eben in den Sinn kam.

      Nach dem Essen bestellte er noch Kaffee. Dann erhob er sich, steckte das kleine Notizbuch in die Tasche, nahm die Zeitschrift und ging auf sein Zimmer zurück. Dort drehte er das Licht an und zog die Vorhänge zu. Er stellte einen kleinen Tisch unter die Lampe und holte aus seinem Koffer eine Menge engbeschriebener Blätter, die er vor sich ausbreitete. Auch sein Notizbuch holte er wieder hervor. Er arbeitete mehrere Stunden. Dann hielt er plötzlich inne, als ob er von einem unsichtbaren Wecker an seine Verabredung erinnert worden wäre.

      Schnell packte er die Papiere fort, zog einen Mantel an und drückte sich den weichen Filzhut tief ins Gesicht. Er verließ das Hotel und schlug den Weg nach der Calahorrabrücke ein. Die Straßen, die er durchschritt, lagen einsam und verlassen da; er zögerte nicht im geringsten, denn er hatte seinen Plan vorher eingehend studiert.

      Er tauchte in einem Gewirr von engen Straßen unter, und erst am Eingang einer dunklen Sackgasse hielt er einen Augenblick an. Eine düstere Straßenlampe im Hintergrund machte die Gasse noch unheimlicher. Zu beiden Seiten erhoben sich hohe, fast fensterlose Häuser, deren Türen in finsteren Nischen lagen. Nach kurzem Zaudern klopfte Essley zweimal an eine Tür zur Linken.

      Sie öffnete sich sofort geräuschlos.

      Wieder zögerte er.

      »Treten Sie ein«, sagte eine Stimme auf spanisch, »Sie brauchen sich nicht zu fürchten.«

      Essley ging hinein, und die Tür schloß sich hinter ihm.

      »Kommen Sie mit.«

      Der Doktor konnte in der Dunkelheit nur undeutlich die Gestalt eines kleinen alten Mannes wahrnehmen. Er ging weiter und wischte sich dabei den Schweiß von der Stirn.

      Der alte Mann knipste eine Lampe an, und Essley betrachtete ihn nun genauer. Er war zwergenhaft klein. Ein ungepflegter, langer weißer Bart bedeckte seine Brust; der Kopf war völlig kahl, so glatt wie eine Kugel. Das schmutzige Gesicht, die unsauberen Hände, die ganze Erscheinung zeugten davon, daß er kein Freund von Wasser war.

      Ein paar schwarze, tiefliegende Augen funkelten den Doktor an. Die vielen kleinen Lachfältchen um die Augenwinkel deuteten an, daß er auch lustig sein konnte. Das war also Dr. Cajalos, ein Mann, der in Spanien berühmt war.

      »Nehmen Sie Platz«, sagte Dr. Cajalos. »Wir wollen in Ruhe miteinander sprechen. Für später hat sich eine vornehme Dame angemeldet, die mich konsultieren will.«

      Essley ließ sich nieder, und Dr. Cajalos setzte sich auf einen hohen Schemel. Er bot einen sonderbaren Anblick mit seinen herunterhängenden kleinen Beinen, seinem steinalten Gesicht und seinem kahlen, glatten Schädel.

      »Ich schrieb Ihnen über gewisse toxikologische Experimente –«, begann Essley, aber Dr. Cajalos unterbrach ihn.

      »Sie kommen wegen eines Mittels, das ich bereitet habe«, sagte er. »Es ist ein Präparat aus…«

      Essley sprang auf. »Ich… ich habe… Ihnen davon nichts geschrieben«, stammelte er.

      »Der grüne Teufel hat mir das erzählt; ich unterhalte mich oft mit den Bettlern, und da erfahre ich vieles von Bedeutung«, erwiderte Dr. Cajalos ernst.

      »Ich dachte –«

      »Sehen Sie her!«

      Der Alte kletterte behende von seinem hohen Schemel herunter und ging in eine dunkle Ecke des Zimmers, wo einige Kisten standen. Essley hörte ein scharrendes Geräusch. Nach einiger Zeit kam Dr. Cajalos mit einem zappelnden Kaninchen zurück, das er an den Ohren gepackt hatte.

      Mit der freien Hand entkorkte er eine kleine grüne Flasche und stellte sie auf den Tisch. Dann nahm er eine Feder, tauchte sie bedächtig in die Flüssigkeit und berührte mit ihrer Spitze vorsichtig die Nase des Kaninchens, die jedoch kaum benetzt wurde.

      Sofort wurde das Tier ohne irgendwelchen Krampf steif, als ob durch die Berührung plötzlich alles Leben aus dem Körper gewichen sei. Cajalos verschloß die Flasche und warf die Feder in den Ofen, der in der Mitte das Raumes stand und mit Holzkohle geheizt wurde.

      »Es ist ein Gift«, sagte er zu Essley, »das ich entdeckt habe.«

      Er legte das vergiftete Kaninchen seinem Besucher vor die Füße.

      »Señor«, sagte er stolz, »nehmen Sie das Tier und untersuchen Sie es; stellen Sie alle nur irgend möglichen Proben damit an – Sie werden nicht die geringste Spur des Alkaloids entdecken können, durch das es getötet wurde.«

      »Das stimmt nicht«, entgegnete Essley, »denn es bleibt eine Zusammenziehung der Pupille, und die ist ein absolut sicheres Zeichen.«

      »Suchen Sie doch danach! Sehen Sie sich doch die Augen des Tieres an!« rief der Alte triumphierend.

      Essley untersuchte das Kaninchen, aber er konnte selbst dieses sonst so untrügliche Merkmal nicht finden.

      *

      Eine dunkle Gestalt drückte sich draußen dicht an die Wand und lauschte. Der Mann stand an dem Fensterladen und hielt ein Hörrohr ans Ohr. Das andere Ende, das von einer Gummihülle umgeben war, preßte er gegen den hölzernen Fensterladen.

      Eine halbe Stunde stand er fast reglos dort, dann zog er sich leise zurück und verschwand im Schatten der Orangensträucher, die in der Mitte des langen Gartens standen.

      Gleich darauf wurde die Haustür aufgeschlossen; Dr. Cajalos geleitete seinen Besucher wieder auf die Straße.

      »Die Teufel sind mächtiger als je«, sagte der Alte und kicherte unheimlich. »Es werden sich bald verschiedene Dinge ereignen, mein Lieber!«

      Essley erwiderte nichts. Er war begierig, wieder ins Freie zu kommen, und zitterte vor Ungeduld, als der Alte die schwere Tür öffnete. Nachdem sie sich endlich aufgetan hatte, eilte er auf die Straße.

      »Leben Sie wohl!« sagte er.

      »Sie auch, mein Freund!« entgegnete der Alte und schloß lautlos die Tür.

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