Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
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Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

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СКАЧАТЬ konnten die Fahrt über den Kanal jetzt nicht wagen.

      »Wir müssen umkehren«, sagte Helder achselzuckend. »Am besten, wir versuchen irgendeine einsame Stelle an der Küste anzulaufen. Die Themse wieder hinaufzufahren, wäre viel zu gefährlich. – und in vier Stunden wird es hell.«

      Tiger Brown und Clinker nickten schweigend. Es blieb ihnen keine andere Wahl.

      Das Glück war ihnen wenigstens so weit günstig, daß es ihnen gelang, eine verhältnismäßig versteckte Bucht zu finden, in der sie eine Landung wagen konnten. Um fünf Uhr morgens knirschte der Kiel des Bootes im Sand.

      »Was soll aus dem Kahn werden?« fragte Tiger Brown.

      Helder zögerte; er trennte sich nicht gern von dem Boot, das für ihn fast die letzte Hoffnung darstellte, England unbemerkt zu verlassen. Aber dann machte er sich klar, daß es im Laufe des Tages doch von der Küstenwache entdeckt werden würde. Er mußte das Boot opfern.

      Sie drehten es mühsam mit dem Bug zur See, laschten das Steuer fest und stellten den Motor auf volle Fahrt. Nach wenigen Minuten war es ihren Blicken hinter einem Regenvorhang entschwunden. Stumm sahen sie ihm nach.

      Helder und seine Begleiter waren bis auf die Haut durchnäßt. Niedergeschlagen machten sie sich auf den Weg landeinwärts. Kein Mensch begegnete ihnen, und nach einer halben Stunde erreichten sie das Dorf Little Clacton.

      Hier trennten sie sich. Jeder von ihnen hatte in der Brieftasche eine Geldsumme, die ein kleines Vermögen darstellte.

      »Wohin gehen Sie?« fragte Brown.

      »Nach London«, entgegnete Helder. »Vielleicht gelingt es mir, mich doch noch zum Kontinent durchzuschlagen.«

      »Gut. Wir werden uns zunächst einen Schlupfwinkel suchen. Auf Wiedersehen in Amerika – oder im Kittchen.«

      Helder kehrte ihnen den Rücken und machte sich auf den Weg zur Bahnstation. Wieder blieb ihm sein altes Glück treu – als er dort ankam, verließ eben ein Güterzug den Bahnhof in Richtung Colchester. Er lief nebenher und schwang sich mit letzter Kraft auf einen der Güterwagen.

      Seine Zähne klapperten vor Kälte, doch er achtete nicht darauf. Würde ihm die Flucht gelingen?

      Wenn der Zug unterwegs nicht anhielt, mußte er in einer Stunde in Colchester sein. Und es war ziemlich unwahrscheinlich, daß er auf kleineren Stationen haltmachte.

      Er hatte mit seiner Vermutung recht; nach nicht allzulanger Zeit stand der Zug vor einem Haltesignal außerhalb von Colchester. Vorsichtig sprang er aus dem Wagen, ging querfeldein und erreichte ohne Zwischenfall die Stadt.

      Einige Leute, die auf dem Weg zu ihren Arbeitsstätten waren, begegneten ihm. Der Morgenwind blies heftig, und Helder war bis auf die Knochen durchfroren. Die Leute würden aussagen, daß sie ihn hier gesehen hatten.

      Etwas später traf er einen Mann, der rasch ausschritt und dabei ein Liedchen pfiff. Helder hielt ihn an.

      »Entschuldigen Sie …«, begann er.

      Der Mann wartete und betrachtete Helder argwöhnisch.

      »Wollen Sie sich etwas verdienen?« fragte Helder.

      »Sicher«, sagte der Mann. Aber es klang nicht gerade begeistert.

      »Ich hatte eine Havarie an meinem Motorboot«, erzählte Helder. »Mußte landen und fünf Meilen querfeldein gehen. Was ich brauche, ist eine Unterkunft und trockene Kleider.«

      »Es gibt genug Hotels in der Stadt«, antwortete der Mann brummig.

      Helder zerstreute seine Bedenken.

      »Ich möchte aber in kein Hotel gehen. Man soll nicht wissen, daß ich hier bin. Ich habe meine Gründe dafür. Irgendwelche trockene Kleider genügen mir.«

      Er zog seine Brieftasche heraus und zeigte dem Mann zwei Fünfpfundnoten.

      »Kommen Sie mit in meine Wohnung«, sagte dieser, plötzlich höflicher geworden.

      Er führte Helder ein Stück zurück in eine kleine Nebenstraße zu einem einzeln stehenden Haus. Sie traten ein, und Helder wurde in ein Wohnzimmer geführt.

      »Ich sage rasch meiner Frau Bescheid. Sie wird bestimmt einen passenden Anzug für Sie finden.«

      Der Raum war nicht geheizt, aber Helder fühlte sich hier behaglich im Gegensatz zu seinem Aufenthalt im Eisenbahnwaggon und auf freiem Feld. Der Mann kam nach einiger Zeit mit einem Bündel Kleider unter dem Arm zurück, die er auf dem kleinen Sofa ausbreitete.

      »Bitte suchen Sie sich aus, was Sie brauchen. Meine Frau macht gerade eine Tasse Tee für Sie.«

      Er ging wieder hinaus, und Helder zog rasch einen noch recht gut erhaltenen Anzug an, den ihm der Mann gebracht hatte.

      Helder sah in seiner neuen Kleidung vollkommen verändert aus. Der Anzug paßte besser, als er gedacht hatte. Er band sich noch einen wollenen Schal um den Hals, und man konnte ihn nicht mehr von einem gewöhnlichen Arbeiter unterscheiden. Seine Brieftasche und die anderen kleinen Gegenstände, die in seinem eigenen Anzug steckten, nahm er heraus und suchte noch einmal alle Taschen durch, um nicht später der Polizei einen Hinweis zu geben. Inzwischen brachte die Frau den Tee und machte Feuer an.

      »Ich möchte nicht, daß über die Sache gesprochen wird«, sagte Helder zu dem Mann. »Man glaubt allgemein, ich sei in London, und es wäre mir unangenehm, wenn bekannt würde, daß ich mich hier in der Gegend herumtreibe.«

      Der Mann nickte und zwinkerte verschmitzt mit den Augen.

      »Sie können sich auf mich verlassen«, erwiederte er. »Was soll mit Ihren Kleidern geschehen?«

      »Die können Sie behalten.«

      Helder trank Tee und aß zwei dicke Scheiben Toast.

      Es war inzwischen hell geworden, und er ging rasch zum Bahnhof und löste eine Arbeiterfahrkarte nach Romford. Dort stieg er in einen Vorortzug Richtung London.

      Um acht Uhr kam er auf dem Liverpool-Street-Bahnhof an. Die Straßen waren von Arbeitern bevölkert, die zu den Fabriken strömten.

      Es war ihm klar, daß er die City möglichst vermeiden mußte; er ging also in östlicher Richtung weiter und kaufte in einem Laden für Gebrauchtwaren einen dicken Mantel und einen Hut, wie er sie früher nie getragen hatte. Auf Umwegen erreichte er New Cross, die Station, auf der die Personenzüge in Richtung Dover halten.

      Wieder hatte er Glück. Es war alles einfacher, als er gedacht hatte. Er war auf einmal todmüde von den Anstrengungen der vergangenen Nacht.

      Bis Ashford schlief er ein wenig und stieg dann aus dem Zug, der hier einige Minuten Aufenthalt hatte. Er aß am Eisenbahnbüfett eine Kleinigkeit und kaufte sich rasch eine Zeitung.

      Es war die neueste Morgenausgabe, die mit großen Schlagzeilen von dem Ende der Fälscherbande berichtete.

      Helder biß die Zähne zusammen, als er seinen Namen las. Und dann erschrak er – das Motorboot war von einem Küstenwachschiff aufgefischt worden, und die Polizei kombinierte СКАЧАТЬ