Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026822240
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Er stand unentschlossen am Fuß der Treppe und machte eine Bewegung, als ob er wieder hinaufsteigen wolle, ließ es aber dann doch sein.
Der Reporter blickte von einem zum andern, und Gold sah; daß seine Augen vor Erregung blitzten. Er witterte eine interessante Geschichte für seine Zeitung, und kein Mensch hätte ihn davon abbringen können, über diese Sache ausführlich zu berichten.
Trotzdem legte Gold seine Hand auf den Arm des Journalisten.
»Mr. Jackson, diese Angelegenheit sollte nicht in die Zeitung kommen. Ich bin davon überzeugt, daß es eine plausible Erklärung für das plötzliche Auftauchen von Mrs. Bell gibt.«
»Sicher wird sich eine finden lassen«, erwiderte Jackson höflich. Er schaute auf die Uhr, und Gold war aufs äußerste beunruhigt.
»Ich mache Sie noch darauf aufmerksam, daß Mr. Bell gerichtlich gegen jeden vorgehen wird, der etwas Nachteiliges über ihn berichtet«, versuchte Gold es nochmals.
»Das glaube ich Ihnen gern«, antwortete der durch nichts zu erschütternde Reporter. »Aber ich kann Ihnen versichern, daß mein Bericht im liebenswürdigsten Plauderton abgefaßt sein wird.«
Er verabschiedete sich von den beiden Männern mit einem kurzen Kopfnicken, und Gold wußte, daß weitere Versuche, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, hoffnungslos waren.
Sie schauten dem Reporter nach, bis er außer Sicht war, und gingen dann langsam weiter.
»Was hat das nur zu bedeuten?« brach Helder schließlich aufgeregt das Schweigen. »Dahinter steckt doch etwas! Ich sage Ihnen, das ist eine ganz faule Sache. Comstock Bell ist zu allem fähig. Aber ich werde es schon herausbringen!«
Gold packte ihn am Arm.
»Was wollen Sie denn tun?« fragte er ärgerlich.
»Ich werde sofort zur Polizei gehen.«
»Die Mühe können Sie sich sparen«, erwiderte Gold kurz. »Ich nehme an, die Polizei wird bald genug alle Informationen, die sie braucht, in der Zeitung finden. Und ich sehe gar nicht ein«, fügte er trocken hinzu, »warum gerade Sie an den persönlichen Angelegenheiten Mr. Bells so großes Interesse haben sollen.«
Er sprach eindringlich, und Helder konnte die Drohung, die in seinen Worten lag, nicht überhören.
»Was soll das heißen?« entgegnete er heiser.
»Das werden Sie in den nächsten Tagen schon erfahren. Ich gebe Ihnen nur den Rat, sich gefälligst um Ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.«
Helder schaute den Beamten böse an.
»Gold«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, »ich weiß, daß es Ihnen Vergnügen macht, überall herumzuspionieren. Wenn Sie jetzt etwa versuchen wollen, mir gesellschaftlich zu schaden, dann werde ich dafür sorgen, daß Sie sich in keinem Londoner Klub mehr sehen lassen können. Verstehen Sie mich?«
Gold lachte.
»Ich weiß, daß Sie ein Gauner sind«, sagte er dann ruhig. »Und ich weiß auch, daß Sie in Verbindung mit der Bande stehen, die die Vereinigten Staaten mit nachgemachten Fünfzigdollarnoten überschwemmt. Bis jetzt habe ich keine Beweise gegen Sie in der Hand, aber ich sage Ihnen offen, daß ich nicht ruhen werde, bis ich meine Ansicht beweisen kann. Ihre Druckerei ist wahrscheinlich nichts anderes als eine raffiniert angelegte Fälscherwerkstatt. So, jetzt wissen Sie, was ich von Ihnen halte, und Sie können unternehmen, was Sie wollen.«
»Vergessen Sie nicht, Sie haben keine Beweise«, entgegnete Helder giftig.
»Beweise!« lachte Gold höhnisch. »Glauben Sie denn, daß ich mit Ihnen anders als durchs Gefängnisgitter sprechen würde, wenn ich Beweise hätte? Aber verlassen Sie sich darauf, ich werde noch welche finden.«
Sie standen sich unter einer Straßenlaterne gegenüber. Golds Gesicht war blaß vor Ärger – zum erstenmal in seiner beruflichen Laufbahn hatte er sich dazu hinreissen lassen, einen Gegner zu warnen. Seine Nerven waren eben nicht mehr die besten, seitdem ihm seine Vorgesetzten in Washington jeden Tag einen bitterbösen Brief mit ungerechten Vorhaltungen schickten.
»Aha, so steht es also«, sagte Helder nach einer langen Pause. »Gut, daß Sie mich gewarnt haben – ich werde mich in acht nehmen.«
Gold nickte.
»Tun Sie, was Sie wollen. Was Mrs. Comstock Bell betrifft, so steht es Ihnen ja frei, zur Polizei zu gehen. Ich könnte mir nur denken, daß es in Ihrem eigenen Interesse besser wäre, wenn Sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nicht zu sehr auf sich lenkten!«
Ohne einen Gruß trennten sie sich.
Gold hätte sich selbst ohrfeigen können, daß er so unvorsichtig gewesen war. Dieser letzte Vorfall würde seine Schwierigkeiten noch bedeutend vermehren. Völlig falsch war er vorgegangen – selbstverständlich hätte er die Druckerei in Shropshire von der Polizei durchsuchen lassen müssen, bevor das Emigrantenblatt sein Erscheinen einstellen und die Belegschaft sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuen würde. Jetzt war es für diese Aktion zu spät.
Verärgert machte er sich auf den Heimweg. Zu Hause erinnerte er sich plötzlich, daß sein eigener Diener mit Parker bekannt war, und klingelte ihm sofort.
»Cole«, sagte er hastig, »sind Sie nicht mit Parker, dem Diener Mr. Bells, bekannt?«
»O ja, Sir, wir sind gute Freunde.«
»Mr. Bell hat ihm heute freigegeben – wo glauben Sie wohl, daß man ihn finden könnte?«
»Meinen Sie jetzt gleich?« fragte Cole erstaunt.
»Noch heute Nacht, ja.«
»Wahrscheinlich ist er zu seiner Schwester gefahren; sie ist die einzige Verwandte, die er in London hat.«
»Wo wohnt sie?«
»In Dalston, Sir. Ich kenne das Haus.«
Gold hatte seinen Plan bereits gemacht.
»Nehmen Sie ein Taxi, fahren Sie hin und bringen Sie Parker hierher. Wie Sie ihn überreden, ist mir gleichgültig – aber bringen Sie ihn her.
Es wäre gut, wenn ich die Angelegenheit möglichst bald regeln könnte«, murmelte Gold vor sich hin, als Cole gegangen war. »Morgen wird die ganze Geschichte in allen Zeitungen stehen …«
Er setzte sich in einen Sessel und versuchte zu lesen, aber immer wieder sah er das schreckensbleiche Gesicht Veritys hinter der Fensterscheibe vor sich. Er warf sein Buch in eine Ecke und ging ruhelos im Zimmer auf und ab.
Endlich hörte er die Haustür zuschlagen, und gleich darauf stand Parker vor ihm.
»Sie haben doch einen Schlüssel von Mr. Bells Haus?« fragte Gold sofort, nachdem er ihn begrüßt hatte.
»Ja, Sir.«
»Dann kommen Sie bitte gleich mit mir in das Haus Mr. Bells.«
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