Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
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Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

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      »Das vermutete ich. Als du gestern abend nicht kamst, wußte ich, daß du Geisterdienst hattest.«

      »Du kluges Mädchen! Ich hatte es dir absichtlich nicht gesagt.«

      »Hast du nicht wieder den schlimmsten Verdacht gehabt, als du mich so früh am Morgen hierherkommen sahst?« Sie zog ihn am Ohrläppchen. »Du hast doch nichts gesehen und gehört?«

      »Nichts.«

      Sie schaute den düsteren Gang entlang und schüttelte den Kopf. »Ich möchte kein Detektiv sein. Andy, fürchtest du dich nicht manchmal?«

      »O doch, oft. Wenn ich zum Beispiel daran denke, wie ich es fertigbringen soll, dir ein Heim einzurichten, das gut genug für dich ist –«

      »Wir wollen ein wenig darüber plaudern«, sagte sie, und sie saßen zusammen, bis die Sonne durch die Fenster schien. Sie sprachen von Häusern und Wohnungen und von den hohen Kosten, die man für eine Einrichtung zahlen muß.

      Es war Andy nichts von der schlaflosen Nacht anzusehen, als er um elf Uhr im Metropolitan-Hotel stand. Er hatte noch mehrere Punkte aufzuklären.

      »Mrs. Crafton-Bonsor ist abgereist«, sagte der Empfangschef.

      »Abgereist?« fragte Andy erstaunt. »Wann?«

      »Gestern nachmittag, Sir. Sie und Professor Bellingham reisten zusammen ab.«

      »Hat sie auch das Gepäck schon mitgenommen?«

      »Es ist alles fort.«

      »Wissen Sie, wohin sie gereist ist?«

      »Ich habe nicht die geringste Ahnung – sie sagte, sie wolle für einige Tage an die See gehen.«

      Das war eine Überraschung für Andy.

      Er fuhr zur Castle Street, um vielleicht Scottie dort zu finden, aber er traf nur den etwas verwirrten Mr. Martin an.

      »Nein, Doktor Macleod, Scottie war nicht hier. Er ist seit drei Tagen nicht mehr hiergewesen.«

      »Hat er Ihnen denn keine Anweisungen hinterlassen, wie Sie diese Diebsherberge bewirtschaften sollen?«

      »Nein, Sir.« Big Martin sagte das aber in einem Ton, daß Andy sofort wußte, er log. Es hatte keinen Zweck, ihn weiter auszufragen. Andy fuhr nach Beverley Green zurück und legte sich schlafen.

      Um neun Uhr abends ging er wieder in Merrivans Haus. Johnston hatte einen bequemen Lehnsessel in das Arbeitszimmer gebracht. Er war so weich, daß Andy mehrmals einschlief.

      Das hat keinen Zweck, sagte er sich schließlich und ging zu dem vorderen Fenster, öffnete es und ließ die frische Nachtluft hereinströmen.

      Die Kirchturmuhr in Beverley schlug eins, und es war nichts von dem nächtlichen Besucher zu sehen.

      Er hatte den Riegel von dem hinteren Fenster zurückgezogen. Er war sicher, daß der Fremde auf diesem Weg ins Haus gekommen war, als Johnston ihn gesehen hatte.

      Andy wartete. Jetzt schlug es zwei Uhr. Er saß wieder im Lehnsessel, und sein Kinn war auf die Brust gesunken. Er träumte von Stella und Mrs. Crafton-Bonsor.

      Aber dann hörte er plötzlich ein Geräusch und war sofort ganz wach. Er schaute nach dem hinteren Fenster und sah, wie sich draußen eine dunkle Gestalt abhob. Die elektrische Leitung war auf seine Bitte hin wieder in Ordnung gebracht worden, und er schlich sich leise zum Schalter. Der Mann öffnete langsam das Fenster und gleich darauf hörte Andy Schritte im Zimmer. Aber er drehte das Licht noch nicht an, er wartete noch. Plötzlich ertönte eine merkwürdige Stimme.

      »Komm heraus, Albert Selim, du verfluchter Hund!«

      Die Stimme klang unheimlich hohl in dem leeren Raum.

      »Komm heraus!«

      Andy drehte das Licht an.

      Ein Mann in einem gelben Schlafrock stand, den Rücken dem offenen Fenster zugekehrt, im Zimmer. In seiner ausgestreckten Hand hielt er eine lange Pistole, die er gegen einen unsichtbaren Feind gerichtet hatte.

      Es war Salter! Boyd Salter!

      Andy stockte der Atem. Dann war also Boyd Salter der kühle, gewandte Mann, der ihn so lange und so geschickt getäuscht und der seine Rolle so sicher gespielt hatte!

      Seine Augen waren weit geöffnet und blickten starr ins Leere.

      Er war nicht bei sich. Andrew hatte es gleich bemerkt, als er seine undeutliche, mißtönende Stimme gehört hatte.

      »Das ist für dich, du verdammter Schuft!«

      Salter zischte diese Worte durch die Zähne, und Andy hörte, wie die Pistole knackte. Dann sah er, wie Salter sich niederbeugte – zu der Stelle, wo sie Merrivan gefunden hatten. Dann kniete er langsam nieder und seine Hände befühlten einen Körper, den er zu sehen meinte. Er sprach dauernd mit sich selbst.

      Salter durchlebte das Verbrechen noch einmal. Nacht für Nacht war er hergekommen. Es war unheimlich zu sehen, wie er das Pult absuchte, das nicht dastand, wie er den Schrank aufschloß, der längst entfernt war. Andrew beobachtete ihn genau. Jetzt steckte der Mann ein Streichholz an und glaubte die Papiere zu entzünden, die er seiner Meinung nach in den Kamin gelegt hatte. Dann blieb er an der Stelle stehen, wo man den Brief gefunden hatte.

      »Du wirst keine Briefe mehr schreiben, Merrivan, du verdammter Kerl! Du wirst keine Briefe mehr unter meine Tür stecken – der war wieder für mich bestimmt – wie?« Er wandte sich wieder dorthin, wo die Leiche gelegen hatte. »Für mich?«’ Seine Blicke schweiften umher, und er schien etwas aufzuheben. »Ich muß den Schal des Mädchens mitnehmen«, sagte er dann leise. »Arme Stella! Dieser Teufel wird sie nicht mehr quälen. Ich will ihn mitnehmen.« Er steckte seine Hand in die Tasche, als ob er etwas hineinstecken wollte. »Wenn sie ihn finden, denken sie, daß sie hier war, als ich ihn niederschoß.«

      Andrew folgte atemlos allen Bewegungen und Worten.

      Nun war ihm plötzlich alles klar. Albert Selim und Merrivan waren ein und dieselbe Person, und der Drohbrief, der allem Anschein nach an Merrivan gerichtet war, stammte von diesem selbst. So war es! Merrivan wollte in der Nacht den Brief nach Beverley Hall bringen. Er hatte ihn geschrieben und zusammengefaltet, aber er hatte keine Zeit mehr gehabt, einen Umschlag zu adressieren, bevor ihn sein Schicksal ereilte.

      Salter ging langsam durch den Raum und war ein paar Sekunden später durch das Fenster verschwunden. Er schloß es hinter sich. Gleich darauf war auch Andy im Garten und folgte dem Schlafwandler, der durch den Obstgarten ging. Plötzlich hörte er ihn wieder sprechen.

      »Geh aus dem Weg, du verdammter Hund!«

      Und wieder knackte der Pistolenhahn.

      So war also Sweeny ums Leben gekommen! Sweeny war dort gewesen. Er hatte wahrscheinlich auch die Identität Selims mit Merrivan entdeckt und das Haus in jener Nacht beobachtet. Es war jetzt alles so einfach. Merrivan hatte Salter erpreßt. Aber wer mochte Severn sein – Severn, der Mann von Hilda Masters?

      Er folgte Salter СКАЧАТЬ