Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
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Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

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СКАЧАТЬ hatte. Sie war so frühzeitig von zu Hause fortgegangen, weil sie noch einige Besorgungen machen wollte. Aber konnte sie zurückkehren? Durfte sie sich seinen forschenden Blicken, die sie so erschreckt hatten, noch einmal aussetzen?

      Schließlich ging sie zurück. Ihr Selbstbewußtsein zwang sie dazu. Und sie atmete erleichtert auf, als sie sah, daß der dunkelblaue Wagen verschwunden war. Sie eilte von einem Geschäft zum anderen, um so schnell wie möglich fertig zu werden. Nach kurzem Zögern wandte sie sich wieder zum Postamt und kaufte noch einige Marken.

      »Welchen Beruf hatte der Herr, von dem wir vorhin sprachen?« Es kostete sie einige Mühe, ruhig zu fragen.

      »Er war Detektiv, mein Fräulein«, sagte der alte Postbeamte wichtig. »Ich weiß nicht, hinter wem er her ist.«

      »Wohin ist er denn gegangen?« Sie fürchtete schon die Antwort.

      »Er wollte nach Beverley Green fahren, wie er mir sagte.«

      Der Postbeamte schien nicht das beste Gedächtnis zu haben, sonst hätte er sich darauf besinnen müssen, daß Andy eine solche Absicht nicht geäußert hatte.

      »Nach Beverley Grenn?« wiederholte sie langsam.

      »Er heißt Macleod!« rief er plötzlich. »Ach ja, jetzt erinnere ich mich!«

      »Wissen Sie, ob er hier wohnt?«

      »Nein, mein Fräulein, er ist nur auf der Durchreise. Banks, der Fleischermeister, wollte es nicht glauben, daß wir einen richtigen Detektiv in der Stadt hatten – einen Beamten von Scotland Yard. Macleod machte die entscheidende Zeugenaussage in dem Marchmont-Giftmordprozeß. Erinnern Sie sich nicht …? Das war eine aufregende Geschichte! Ein Mann vergiftete seine Frau, weil er eine andere heiraten wollte, und durch Macleods Aussage kam er an den Galgen. Für Mordprozesse habe ich ein ausgezeichnetes Gedächtnis.«

      Sie ging jetzt langsam zum Bahnhof und löste ihre Fahrkarte. Ungewißheit, Zweifel und Furcht quälten sie. Der Gedanke, auch nur ein paar Stunden abwesend zu sein, während dieser Mann hier herumspionierte, erschien ihr unerträglich. Der Himmel mochte wissen, welche Absichten er hatte.

      Wieder wandte sie sich der Stadt zu, aber dann hörte sie den Zug pfeifen. Kurz entschlossen ging sie zum Bahnhof zurück. Sie wollte ihren ursprünglichen Plan ausführen. Sie haßte Macleod. Sie haßte und fürchtete ihn zugleich. Sie zitterte bei der Erinnerung an seinen durchdringenden, prüfenden Blick, der so deutlich sagte: ›Du hast etwas zu fürchten.‹ Sie versuchte im Zug zu lesen, aber ihre Gedanken waren nicht bei der Zeitung, und obwohl ihre Blicke den Zeilen folgten, sah und las sie doch nichts.

      Als sie sich ihrem Ziel näherte, wunderte sie sich, daß ihr jemals der Gedanke gekommen war umzukehren. Sie hatte doch nur noch eine Woche Zeit, um diese schreckliche Sache zu ordnen – nur noch eine Woche, und jeder Tag zählte. Vielleicht hatte sie Erfolg und kehrte am Nachmittag glücklich zurück, jauchzend vor Freude. Wie schön wäre es, wenn sie durch dieselben Felder und über dieselben Brücken mit ruhigem Gemüt nach Hause fahren könnte.

      Mechanisch betrachtete sie durch das Fenster die Landschaft, an der sie ihr Zug vorbeiführte.

      Ihre Träumereien waren zu Ende, als sie ausstieg. Sie eilte durch die drängende Menschenmenge. Ein Taxi kam auf ihren Wink heran.

      »… Ashlar Building?« sagte der Chauffeur überlegend. »Ja, ich weiß, was Sie meinen, Fräulein.«

      Ashlar Building war ein großes Bürohaus; sie hatte es noch nie gesehen und wußte auch nicht, wie sie den Mann finden sollte, den sie sprechen mußte. In der Eingangshalle sah sie jedoch die Firmentafeln, die die zwei einander gegenüberliegenden Wände bedeckten. Sie las eine nach der anderen, bis sie plötzlich anhielt.

      »309, Albert Selim.«

      Seine Geschäftsräume lagen im fünften Stock.

      Es dauerte einige Zeit, bis sie das Büro gefunden hatte, denn es lag am Ende eines langen Flügels. Sie sah zwei Türen. Die eine trug die Aufschrift ›Privat‹, die andere ›Alb. Selim‹.

      Sie klopfte an, und jemand rief: »Herein!«

      Eine kleine Schranke trennte den eigentlichen Büroraum von dem schmalen Gang, in dem sich die Besucher im allgemeinen aufhalten durften.

      »Nun, Miss?«

      Der Herr, der auf sie zutrat, sprach barsch, beinahe feindselig.

      »Ich möchte Mr. Selim sprechen«, sagte sie, aber der junge Mann schüttelte den Kopf.

      »Das ist unmöglich, wenn Sie nicht eine Verabredung mit ihm haben. Und auch dann würde er nicht persönlich verhandeln.« Plötzlich unterbrach er sich und sah sie groß an. »Aber Sie sind doch Miss Nelson«, sagte er dann erstaunt. »Ich hatte nie erwartet, Sie hier zu sehen.«

      Sie wurde über und über rot und versuchte vergeblich, sich zu besinnen, woher er sie kennen konnte.

      »Sie erinnern sich sicher – Sweeny ist mein Name.«

      Sie errötete noch mehr.

      »Ja, natürlich – Sweeny.«

      Sie war bestürzt und fühlte sich gedemütigt, als sie ihn erkannte.

      »Sie haben seinerzeit Ihre Stelle bei Mr. Merrivan sehr schnell verlassen?«

      Nun wurde es ihm ungemütlich, als das Gespräch diese Wendung nahm.

      »Ja, das stimmt.« Er räusperte sich verlegen. »Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Mr. Merrivan. Ein geiziger Mensch! Und schrecklich mißtrauisch!« Er räusperte sich wieder. »Haben Sie damals nichts darüber gehört?«

      Sie verneinte. Die Dienstboten blieben nicht lange genug im Nelsonschen Haus in Stellung und wurden nicht so vertraut mit ihrer Herrschaft, daß sie über Klatsch sprechen konnten, selbst wenn sie es gewollt hätten.

      »Nun, die Sache verhielt sich so.« Mr. Sweeny war ein wenig erleichtert, daß er Gelegenheit hatte, ihr die Geschichte zuerst von seinem Standpunkt aus zu erzählen. »Mr. Merrivan vermißte einige Stücke seines Tafelsilbers, die ich unglücklicherweise meinem Bruder geliehen hatte, der sie kopieren wollte. Er interessierte sich sehr für altes Silber, da er selbst gelernter Juwelier und Goldschmied ist. Als nun Mr. Merrivan die Stücke vermißte –« Er hustete wieder, wurde sehr verwirrt und sagte, er sei bezichtigt worden, das Silber gestohlen zu haben! Mr. Merrivan hatte ihn fristlos entlassen! »Ich hätte damals verhungern können, wenn nicht Mr. Selim von mir gehört und mir diese Stellung gegeben hätte. Sie ist nicht gerade glänzend«, fügte er entschuldigend hinzu, »aber es ist doch wenigstens etwas. Ich wünsche oft, ich wäre wieder dort in dem hübschen Tal von Beverley Green.«

      Sie unterbrach ihn: »Wann kann ich denn Mr. Selim sprechen?«

      Aber er schüttelte wieder energisch den Kopf.

      »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen, Miss Nelson. Ich habe ihn selbst auch noch nicht gesehen.«

      »Wie?« Sie starrte ihn verwirrt an.

      »Das ist eine Tatsache. Er ist Geldverleiher – aber das brauche ich Ihnen doch nicht zu erzählen.«

      Er СКАЧАТЬ