Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026822240
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»Ihre Tochter –«, begann er.
»Mein Mündel, meinen Sie wohl«, verbesserte ihn Mr. Farrington, als er alle Lichter in seinem Wohnzimmer eingeschaltet hatte. »Sie ist nicht zu Hause; sie bleibt die Nacht über bei meiner Freundin Lady Constance Dex – kennen Sie die Dame?«
Mr. Smith nickte.
»Ich kann Ihnen leider nur wenig Informationen geben«, erklärte Mr. Farrington. Er war bleich und zitterte. Seine Verfassung erschien ganz natürlich für einen guten Bürger, der das Gesetz achtete und Zeuge eines so entsetzlichen Mordes gewesen war. »Ich hörte Stimmen und ging zur Haustür hinunter – ich hatte die Absicht, einen Polizisten zu rufen –, dann hörte ich zwei Schüsse, die fast zu gleicher Zeit fielen; ich öffnete die Tür und sah die beiden Männer dort auf der Straße liegen, wie sie später auch von dem Polizisten gefunden wurden.«
»Worüber sprachen die beiden denn?«
Mr. Farrington zögerte.
»Ich hoffe, daß ich nicht als Zeuge bei der Verhandlung dieses Falles zugezogen werde?« Aber Mr. Smith gab ihm in dieser Hinsicht keine Hoffnung. »Sie sprachen über den allbekannten Montague Fallock – einer drohte, ihn bei der Polizei anzuzeigen.«
»Ja«, sagte Mr. Smith. Man konnte aus diesem »Ja« entnehmen, daß er die Zusammenhänge ahnte und verstand.
»Und wer war der dritte Mann?« fragte er plötzlich.
Auf Mr. Farringtons Gesicht kam und ging die Farbe.
»Der dritte Mann?« stammelte er.
»Ich meine den Mann, der die beiden erschossen hat. Es ist doch klar, daß sie von einer dritten Person getötet wurden. Man hat zwar zwei Pistolen gefunden, aber aus keiner von ihnen ist ein Schuß abgegeben worden. Das entnehme ich daraus, daß beide Waffen gesichert waren. Ebenso ist der Laternenpfahl, in dessen Nähe die beiden standen, durch ein Geschoß beschädigt worden, das keiner der Männer abgefeuert haben kann. Deshalb bin ich der Überzeugung, Mr. Farrington, daß noch ein dritter Mann zugegen war. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihr Haus durchsuche?«
Ein leichtes Lächeln zeigte sich jetzt auf dem Gesicht des Millionärs.
»Nicht das geringste. Wo wollen Sie mit Ihren Nachforschungen beginnen?«
»Im Erdgeschoß – in der Küche.«
Mr. Farrington führte den Detektiv die Treppe hinunter. Sie benützten die Dienertreppe, die in das Reich der abwesenden Köchin führte. Er drehte das elektrische Licht in dem Raum an, als sie eintraten.
Es war nichts zu entdecken, was darauf hingedeutet hätte, daß jemand hier eingedrungen war.
»Dies ist die Kellertür«, erklärte Mr. Farrington. »Hier ist die Speisekammer, und hier geht es zum Hofflur. Die Tür ist verschlossen.«
Mr. Smith drückte die Klinke nieder, die Tür öffnete sich leicht.
»Aber Sie sehen doch, daß sie nicht verschlossen ist«, sagte er und trat in den dunklen Gang.
»Das kann nur eine Nachlässigkeit des Hausmeisters sein«, erwiderte Mr. Farrington erstaunt. »Ich habe strengsten Befehl gegeben, alle Türen zu schließen. Wenn Sie weiter untersuchen, werden Sie finden, daß die Hoftür verriegelt und mit einer Kette versehen ist.«
Der Detektiv beleuchtete die Tür mit seiner Taschenlampe.
»Das scheint mir nicht der Fall zu sein – sie ist nur angelehnt.«
Mr. Farrington war außer sich.
»Nur angelehnt?« wiederholte er.
T.B. Smith trat auf den kleinen Hof hinaus. Man konnte von der Straße aus über eine kleine Treppe dorthin gelangen. Er ließ das Licht seiner Lampe über die Steinfliesen gehen. Plötzlich sah er etwas auf dem Boden glitzern, bückte sich und hob es auf. Es war eine kleine, mit einer Goldkapsel versehene Flasche, die offenbar aus der Handtasche einer Dame gefallen war. Er roch daran.
»Ja, das ist es«, sagte er dann.
»Was meinen Sie?« fragte Mr. Farrington argwöhnisch.
»Ich meine den Geruch, den ich in Ihrer Eingangshalle wahrnahm. Es ist ein besonderer Duft.« Wieder roch er an dem kleinen Fläschchen. »Gehört dieser Gegenstand Ihrem Mündel?«
Farrington schüttelte heftig den Kopf.
»Doris ist noch niemals in ihrem Leben hier gewesen«, sagte er. »Abgesehen davon kann sie Parfüms nicht leiden.«
Mr. Smith ließ das Fläschchen in seine Tasche gleiten.
Alle weiteren Nachforschungen ergaben kein Anzeichen für die Anwesenheit einer dritten Person, und T.B. Smith folgte Mr. Farrington in sein Arbeitszimmer.
»Was halten Sie von der ganzen Sache?« fragte Mr. Farrington.
Mr. Smith antwortete nicht gleich. Er ging erst zum Fenster und schaute hinaus. Die kleine Menschenmenge, die von den Schüssen angelockt worden war, hatte sich allmählich wieder zerstreut. Der Nebel, der schon den ganzen Abend hereinzubrechen drohte, hatte sich nun auch über den Platz verbreitet, und die Straßenlaternen erschienen nur undeutlich als große, gelbe Lichtkugeln in dem dichten Dunst.
»Ich glaube, daß ich nun endlich auf die Spur Montague Fallocks gekommen bin.«
Mr. Farrington schaute ihn mit offenem Munde an.
»Ist das Ihr Ernst?« fragte er ungläubig.
Der Detektiv nickte.
»Was halten Sie denn von der offenen Tür da unten – es muß doch irgendein Fremder hier gewesen sein!« rief Mr. Farrington. »Sie denken doch nicht etwa, daß Montague Fallock heute abend in diesem Hause war?«
Mr. Smith nickte wieder. Es trat ein kurzes Schweigen ein.
»Er hat einen Erpressungsversuch an mir verübt«, meinte Mr. Farrington, »aber ich glaube nicht –«
Der Detektiv klappte seinen Mantelkragen hoch.
»Ich habe noch eine unangenehme Aufgabe vor mir, ich muß diese unglücklichen toten Leute durchsuchen.«
Farrington schauderte. »Das ist schrecklich«, sagte er heiser.
Mr. Smith sah sich in dem schönen Zimmer um. Die silbernen Beschläge leuchteten matt in dem milden Licht abgeblendeter Kronleuchter. Kostbare Rosenholzpaneele bedeckten die Wände, ein kräftiges, wärmendes Feuer brannte in dem vergitterten Kamin. Der Boden war mit prachtvollen persischen Teppichen belegt. Wenige auserlesene Gemälde schmückten die Wände jedes von ihnen hatte ein Vermögen gekostet.
Auf dem Schreibtisch stand eine große Fotografie in einem einfachen Silberrahmen. Es war das Bild einer schönen Frau in der Blüte ihres Lebens.
»Verzeihen Sie«, begann Mr. Smith und ging zu dem Schreibtisch hinüber. »Ist dies nicht …?«
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