Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz страница 119

Название: Die wichtigsten historischen Romane von Henryk Sienkiewicz

Автор: Henryk Sienkiewicz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211517

isbn:

СКАЧАТЬ er dies, wenn nicht der Gunst meiner Vorfahren? Habt Ihr noch nicht genug an den Ländern, Gütern, Städten, welche einst uns und unserm Volke gehörten und nun Euer sind? Zudem lebt Jurands Tochter noch, denn niemand hat Euch ihren Tod angezeigt. Und Ihr wollt Euch an einer Waise Brautschatz vergreifen, ihr das Brot nehmen, um Euch dadurch für das Euch zugefügte Unrecht zu entschädigen?«

      »Herr, Du gestehst zu, daß uns Unrecht geschehen ist,« sprach Rotgier, »gewähre uns daher auch die Genugthuung, welche Dein fürstlicher, gerechter Sinn Dir eingiebt!«

      Wieder war er im Innersten hocherfreut, weil er sich sagte: »Nun werden sie nicht klagen, sondern darüber beraten, wie sie sich selbst reinwaschen und aus dieser Sache herausziehen können. Niemand wird uns etwas vorwerfen und unser Name wird so fleckenlos sein wie die weißen Ordensmäntel.«

      Da ließ sich unerwarteter Weise der alte Mikolaj aus Dlugolas also vernehmen: »Man beschuldigt Euch der Habsucht und Gott weiß, ob mit Unrecht, denn auch in dieser Angelegenheit liegt Euch mehr am Gewinn als an der Ehre des Ordens.«

      »Das ist wahr!« riefen die masovischen Ritter im Chore.

      Rotgier trat einige Schritte weiter vor, erhob stolz das Haupt und schaute mit hochmütigen Blicken umher, indem er sagte: »Nicht als Gesandter bin ich hierher gekommen, sondern nur um Zeugnis über die Vorgänge in Szczytno abzulegen, und als Ordensritter, der bereit ist, die Ehre des Ordens mit seinem eigenen Blute bis zum letzten Atemzuge zu verteidigen! … Wer also wagt, trotz dessen, was der Gebieter von Spychow selbst ausgesagt hat, den Orden der Teilnahme an der Entführung von Jurands Tochter zu beschuldigen, der möge diese ritterliche Forderung annehmen und sich dem Gottesgericht unterwerfen.«

      So sprechend warf er seinen Handschuh vor sich hin, der zu Boden fiel. Sie aber standen in tiefem Schweigen da, denn obgleich mehr als einer gern sein Schwert am Genick des Kreuzritters schartig gemacht hätte, fürchteten sie doch alle das Gottesgericht. Jurands ausdrückliche Erklärung, daß es nicht die Ordensritter gewesen, die seine Tochter entführt hatten, war keinem unter ihnen verborgen geblieben, daher sagte sich ein jeder im Innern, daß Rotgier im Rechte sei und daß deshalb auch der Sieg auf seiner Seite sein werde.

      Dieser ward immer kecker und verwegener, und die Hände in die Seiten stemmend fragte er: »Befindet sich einer unter Euch, der gewillt ist, diesen Handschuh aufzuheben?«

      Da trat ein Ritter, dessen Eintritt von niemand bemerkt worden war und der an der Thüre dem Gespräche schon seit einiger Zeit zugehört hatte, in die Mitte des Saales und sagte: »Ich bin gewillt, es zu thun!«

      Bei diesen Worten warf er Rotgier seinen eigenen Handschuh ins Gesicht und sprach dann mit einer Stimme, die inmitten der tiefen Stille wie Donner klang: »Vor dem Angesichte Gottes, in Gegenwart des erhabenen Fürsten und all der berühmten Ritter dieses Landes sage ich Dir, Kreuzritter, daß Du gleich einem Hunde gegen Recht und Gerechtigkeit belferst. Ich fordere Dich daher in die Schranken zu Fuß oder zu Roß, zum Kampfe mit der Lanze oder mit der Streitaxt, mit dem kurzen oder mit dem langen Schwerte, und nicht um die Freiheit wollen wir streiten, nein, um Leben und Tod.«

      In der Halle hätte man die Fliege an der Wand hören können. Aller Augen richteten sich auf Rotgier und auf den Ritter, der jenen vor die Schranken gefordert hatte. Niemand vermochte ihn zu erkennen, denn wenn er auch kein Visier an seinem Helm hatte, war dieser doch mit einer so breiten Kante versehen, daß dadurch nicht nur die Ohren und der obere Teil des Gesichtes fast vollständig bedeckt waren, sondern auch der untere Teil des Antlitzes beschattet ward. Der Kreuzritter war nicht weniger überrascht als die andern. Wie ein Blitzstrahl am nächtlichen Himmel, so spiegelte sich auf seinen bleichen Zügen bald gänzliche Fassungslosigkeit, bald wilder Zorn. Rasch ergriff er den Handschuh, der von seinem Gesichte herabgleitend, sich an einem Gliede der Armschiene festgehakt hatte, und fragte: »Wer bist Du, der Du Gott zum Richter anrufst?«

      Da löste der unbekannte Ritter die Schnalle unter seinem Kinn, nahm den Helm ab, so daß sein jugendfrisches Antlitz sichtbar ward, und antwortete: »Zbyszko aus Bogdaniec, der Ehegemahl von Jurands Tochter.«

      Staunend vernahmen alle Anwesenden diesen Ausspruch, hatte doch außer dem Fürstenpaare, dem Pater Wyszoniek und dem Lothringer niemand Kenntnis von der Vermählung Danusias gehabt. Die Kreuzritter waren daher der Ansicht gewesen, die Tochter Jurands habe keinen andern natürlichen Beschützer als ihren Vater. Mit einem Male trat auch jetzt Herr de Lorche in die Mitte des Saales und rief: »Auf meine ritterliche Ehre bezeuge ich die Wahrheit seiner Worte, und einem jeden, der daran zu zweifeln wagt, dem werfe ich den Handschuh hin.«

      Rotgier, der keine Furcht kannte und dessen Brust in diesem Augenblick von grimmem Zorn erfüllt war, würde vielleicht auch diesen Handschuh aufgehoben haben, wenn er sich nicht rechtzeitig eines Besseren besonnen und seinen Groll bezwungen hätte. Denn ganz abgesehen davon, daß er sich ins Gedächtnis zurückrief, welch ansehnlicher Ritter der Lothringer war und welche Macht er als Blutsverwandter des Grafen Geldryi besaß, mußte er schon deshalb an sich halten, weil sich nun der Fürst erhob und finsteren Blickes erklärte: »Es ist nicht gestattet, den Handschuh aufzuheben, denn auch ich bezeuge, daß jener Ritter die Wahrheit gesprochen hat.«

      Daraufhin neigte Rotgier das Haupt, wendete sich zu Zbyszko und sagte: »Wenn es auch Dein Wille ist, fechten wir den Kampf innerhalb geschlossener Schranken zu Fuß und mit der Streitaxt aus.«

      »Schon das erste Mal habe ich Dich auf diese Weise gefordert!« antwortete Zbyszko.

      »Gott verleihe der gerechten Sache den Sieg!« riefen die masovischen Ritter.

      Viertes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      An dem ganzen Hofe, sowohl unter den Rittern wie unter den Frauen, herrschte Zbyszkos wegen große Unruhe. Alle liebten ihn, allein durch Jurands Brief zweifelte keiner daran, daß der Kreuzritter, der zudem als einer der berühmtesten Ordensbrüder galt, im Recht sei. Van Krist, dessen Knappe, erzählte auch fortwährend, und vielleicht mit Absicht, den masovischen Edeln von seinem Herrn. Er schilderte ihnen, wie dieser, bevor er ein waffentragender Mönch geworden war, zu der Ehrentafel der Kreuzritter gezogen worden sei, an der nur die berühmtesten Ritter teilnehmen durften, also solche Ritter, die schon eine Fahrt in das gelobte Land unternommen oder siegreich gegen Drachen, Riesen oder mächtige Zauberer gekämpft hatten. Prahlerisch versicherte er auch, sein Herr habe schon häufig, das ›Misericordia‹ in der einen; das Schwert oder die Streitaxt in der andern Hand, allein den Kampf mit fünf Gegnern aufgenommen, so daß die seinen Worten lauschenden Masuren sich sehr beunruhigt fühlten und etliche also sprachen: »Hei! wenn Jurand hier wäre, der würde es sicher mit zwei solcher Kreuzritter aufnehmen, denn kein Deutscher ist ihm jemals entkommen! Doch wehe dem Jüngling! An Kraft, an Jahren und an Erfahrung ist ihm der Geforderte überlegen.« Wohl um sich und den andern Mut einzuflößen, bemühte sich der und jener, die Namen masovischer oder überhaupt polnischer Ritter anzuführen, die, sei es in höfischen Turnieren, sei es beim Lanzenbrechen, zahlreiche Siege über Ritter aus dem Westen erfochten hatten. Allen voran wurde Jawisza aus Garbow genannt, dem kein Ritter in der Christenheit gleichkam. Einige wenige gab es indessen auch, die große Hoffnung auf Zbyszko setzten. »Das ist kein Weichling,« sagten sie, »nein, wie Ihr ja hörtet, ist unter seinen Streichen das Haupt von mehr als einem Deutschen auf die festgetretene Erde gerollt.« Frischer Mut wurde aber in aller Herzen durch eine That von Zbyszkos Knappen erweckt. Als nämlich am Vorabend des Zweikampfes Hlawa Ohrenzeuge davon war, wie van Krist die unverschämtesten Dinge von den Siegen Rotgiers erzählte, faßte der junge Heißsporn den Redenden unter dem Kinn, bog dessen Kopf zurück und sagte: »Da Du Dich nicht schämst, den Menschen hier allerlei Lügen aufzubinden, blicke gen Himmel und bedenke, daß СКАЧАТЬ