MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2). Robert Mccammon
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2) - Robert Mccammon страница 6

Название: MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2)

Автор: Robert Mccammon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Matthew Corbett

isbn: 9783958353299

isbn:

СКАЧАТЬ Er sah Matthew an. »Sie antwortet nie, aber wir glauben, dass sie Höflichkeit zu schätzen weiß.« Er steckte einen anderen Schlüssel ins Schloss und drehte ihn. »Und wir respektieren ihre Privatsphäre.« Etwas lauter an die Dame im Zimmer gewandt sagte er: »Ich öffne jetzt die Tür, Madam.«

      Auch darauf kam kein Wort oder Geräusch einer Bewegung. Die Ärzte gingen zuerst hinein, dann Matthew und schließlich ein äußerst zaghafter Greathouse. Matthew fiel ein süßlicher Duft auf, diesmal nicht vom Garten, sondern von einem blumigen Parfüm oder Öl im Zimmer. Hier brannten noch keine Lampen. Das blaue Dämmerlicht fiel durch zwei offene Fenster hinein. Matthew sah, dass sich keine Gitter davor befanden. Die scheibenlosen Fenster standen dem Abend und der Außenwelt offen. Eins ging zum Garten hinaus, während das andere zum Wald hin schaute, wo die Glühwürmchen blinkten.

      Hulzen riss ein Streichholz an und zündete die drei Dochte einer Laterne auf dem Tisch an, der unter dem Gartenfenster stand. Die Flammen wurden stärker und tauchten das Zimmer, das wie der Salon eines vornehmen New Yorker Hauses aussah, in ein goldenes Licht. Mehr als vornehm, fand Matthew, als er sich umsah. Fast schon opulent, denn auf dem Boden lag ein schöner, mit kleinen lila, grauen und blauen Quadraten gemusterter Teppich, und an den hellblau gestrichenen Wänden hingen Gemälde in vergoldeten Rahmen. Hulzen zündete eine zweite dreidochtige Laterne an, die am anderen Ende des Zimmers auf einem Sockel stand, und beleuchtete dadurch ein mit verschnörkelten Schnitzereien verziertes weißes Himmelbett, zwei grau gepolsterte Stühle mit hoher Lehne und einen runden Eichentisch, in dessen Mitte eine Holzschale mit reifen Äpfeln und Birnen stand. Neben dem Bett stand ein großer Schrank, der derartig kunstfertig aus dunklem, sattem Holz gefertigt war, dass Matthew dachte, er musste von einem absoluten Meister gebaut worden sein und ein halbes Vermögen gekostet haben. Die Ränder der Schranktüren waren sorgfältig mit kleinen aufgemalten roten Blumen und grünen Blättern verziert und die Griffe sahen aus wie Gold.

      Hulzen machte eine dritte Laterne an. Sie warf Licht auf die Matthew und Greathouse gegenüberliegende Seite des Zimmers; auf einen kleinen Kamin, der jetzt, mitten im Sommer, kalt war. Der Funkenschirm davor war bemerkenswert, ein kompliziertes goldenes Metallgeflecht, das in Primärfarben bemalte Vögel auf Ästen darstellte, Rotkardinale, Amseln, Hüttensänger und weiße Tauben. Über dem Kaminsims hing ein gerahmtes Gemälde. Matthew trat näher heran, um es zu betrachten: Es stellte die Kanäle von Venedig in ähnlich blauem Sonnenuntergangslicht wie am Horizont vor dem Fenster dar.

      Matthews Blick schweifte über andere Objekte im Zimmer. Er prägte sich einen wahren Reichtum an Details ein. Auf einer Kommode standen kleine Fläschchen, die mit Blumen aus geblasenem Glas verschlossen waren. Daneben lagen eine silberne Haarbürste und ein Handspiegel. Sechs kleine, anscheinend aus Elfenbein geschnitzte Pferde standen neben einer akkurat aufgestellten Reihe von Fingerhüten hinter einer Brille. Auf einem kleinen Tisch lagen eine Bibel, ein Stapel dünner Hefte und – tatsächlich, auch die neueste Ausgabe des Ohrenkneifers.

      »Darf ich Euch vorstellen?«, fragte Dr. Ramsendell.

      Matthew sah zu ihm hinüber. Ramsendell stand neben dem Fenster, das auf den Wald hinausging. Neben ihm war die hohe Rückenlehne eines dunklen, lilafarbenen Sessels, und jetzt konnten Matthew und Greathouse sehen, dass eine weißhaarige Person darin saß.

      Ramsendell sprach mit der Dame im Sessel. »Madam«, sagte er leise. »Ich möchte Euch Mr. Hudson Greathouse und Mr. Matthew Corbett vorstellen. Sie sind aus New York hierher geritten, um Eure Bekanntschaft zu machen. Wenn Ihr bitte vortreten könntet, Gentlemen?«

      »Nach Euch«, murmelte Greathouse.

      Matthew ging zu Ramsendell hinüber. Hulzen trat einen Schritt zurück und beobachtete die Szene.

      »Dies ist unsere Königin, Sirs. Der Höflichkeit halber nennen wir sie Madam.«

      Matthew blieb stehen. Er sah auf eine zierliche, gebrechlich wirkende Frau hinunter, die ihn überhaupt nicht beachtete, sondern weiter aus dem Fenster auf die blinkenden Lichter in den Bäumen sah. Er schätzte sie auf einige Jahre über sechzig. Vielleicht fünfundsechzig. Oder schon fast siebzig? Es war schwer zu sagen. Sie versank fast in ihrem seidenen Hausmantel, der die rosafarbene Schattierung der hellsten Rosen hatte. Ihre Füße steckten in Hausschuhen aus dem gleichen Material in der gleichen Farbe und waren mit kleinen Schleifen verziert. Ihre Wolke dichten weißen Haares war ordentlich gebürstet, und ihr Gesicht, das Matthew im Profil sehen konnte, war sehr faltig, jedoch von unschuldigem und fast kindlichem Ausdruck. Sie starrte geradeaus. Ihre Augen glitzerten im Lampenlicht. Sie war ganz auf den Tanz der Glühwürmchen konzentriert. Als Matthew sie musterte, zuckte ihr Mund unter der eleganten Himmelsfahrtnase, als stellte sie sich Fragen oder machte Beobachtungen, die ihre Besucher nicht hören konnten. Ihre Hände umklammerten die Armlehnen. Sie trug keine Ringe, auch keine Halskette oder anderen persönlichen Schmuck. Und auch nichts, das Aufschluss über ihre Person gab, dachte Matthew.

      »Hat sie einen Ehering?«, sprach er seine Gedanken aus.

      »Sie ist ohne Schmuck zu uns gekommen«, sagte Ramsendell. »Aber mit den Möbeln. Wir haben uns die Freiheit genommen, nach Briefen oder anderen Papieren zu suchen, um herauszufinden, wer sie ist. Nichts hat uns einen Hinweis gegeben, obwohl sie offensichtlich eine wohlhabende Frau war – ist.«

      »In der Bibel steht kein Name? Keine Initialen?«

      »Es sieht nach einem neuen Buch aus. Ganz unbenutzt.«

      »Sind an den Möbeln nicht die Initialen des Schreiners zu sehen?«

      »Daran hatte bereits jemand gedacht«, sagte Hulzen. »Die sind entweder abgeschmirgelt worden oder da, wo sie eingebrannt waren, hat sie jemand herausgemeißelt.«

      Greathouse trat zu ihnen und stellte sich neben Matthew. »Kann sie uns hören?« Für seine Verhältnisse flüsterte er fast.

      »Ihr Gehör funktioniert einwandfrei. Aber sie reagiert so gut wie nie, wenn sie angesprochen wird, und wenn doch, dann nur mit einem schnellen Ja oder Nein. Oder mit einem rätselhaften Satz, der weder Curtis noch mir einen Sinn ergibt.«

      Matthew sah, dass die Frau ihren Kopf leicht nach links neigte, ganz, als würde sie jetzt interessierter zuhören. Aber an ihrem ruhigen Blick änderte sich nichts und sie machte keine weiteren Bewegungen. Da Hudson Greathouse in der Gegenwart von Geistesgestörten in eine Art Lähmung zu verfallen schien, beschloss Matthew, das Ruder zu übernehmen. »Ich glaube, Ihr müsst uns die ganze Geschichte erzählen.«

      Ramsendell nickte. Er sah die Frau fast zärtlich an, als er zu reden begann. »Sie ist im April 1698 zu uns gekommen …«

      »Zu Euch gekommen?«, unterbrach Matthew ihn. Jetzt war er ganz in seinem Element, er spürte das Blut förmlich in sein Gehirn fluten. »Wie denn?«

      »Sie wurde zu uns gebracht«, korrigierte sich Ramsendell. Er beantwortete die nächste Frage, bevor Matthew sie stellen konnte. »Von einem Anwalt aus Philadelphia, Icabod Primm aus der Market Street. Er hatte uns angeschrieben und kam vorher auf einen Besuch vorbei, um sicherzustellen, dass sein Klient zufrieden sein würde.«

      »Moment.« Greathouse war komplett verwirrt. »Sein Klient? Ich dachte, Ihr sagtet, dass Ihr nicht wisst, wer sie war. Ist, meine ich.«

      »Wissen wir auch nicht.« Hulzens angesäuerte Miene ließ den Schluss zu, dass er Greathouse für einen Tölpel zu halten begann. »Das versuchen wir gerade, Euch zu erklären.«

      »Dann bitte etwas klarer«, sagte Matthew scharf. »Wie kommt es, dass diese Frau hier ohne Namen eintraf, aber von einem Anwalt aus Philadelphia vertreten wurde?«

      »Mr. СКАЧАТЬ