Название: Die großen Ordensgründer
Автор: Anton Grabner-Haider
Издательство: Bookwire
Жанр: Религиозные тексты
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802307
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Ein wesentlicher Beweggrund für das asketische Leben besteht in der Auffassung, dass das Leben im Hier und Jetzt keinen Wert an sich habe. Das Leben in dieser Welt ist nur ein Durchgangsstadium, wichtig ist, was danach kommt: das ewige Leben, das dem kurzen Erdendasein folgen wird. Da die ewigen Güter des Himmels alle Beschwernisse des asketischen Lebens aufwiegen werden, sollen die Mönche in einer Vorfreude leben. Sie werden das himmlische Erbe erlangen, wenn sie den guten »Kampf des Glaubens« gekämpft haben. Die Leiden dieser Zeit seien gar nicht vergleichbar mit den ewigen Freuden, die Gott den Glaubenden bereitet hat. Wer auf den Himmel blickt, für den werde die Welt sehr klein, und wer Haus und Güter verlassen habe, der könne auf das Ewige schauen. Das höchste Gut der Menschen sei die Tugend, sie allein bringe uns zum Ewigen. Gefordert werden die Klugheit, der Gerechtigkeit und die Mäßigung, Einsicht und Liebe zu den Mitbrüdern. Die Mönche müssen lernen, auch für die Armen zu sorgen, die bittend zu ihnen kommen. Sie müssen sich in Sanftmut und Gastfreundschaft üben. Da die Mönche Diener und Knechte ihres Herrn Jesus Christus sind, müssen sie Tag für Tag seinen Willen erfüllen.
Die Askese als zeitweiliger Verzicht auf Essen und Trinken und auf Schlaf sowie als genereller Verzicht auf Sexualität seien die besten Erziehungsmittel, um die Tugend zu erwerben. Der Lohn des Mönches sei die ewige Seligkeit bei Gott, deswegen müsse er jeden Tag mit Christus sterben und auferstehen. Um in der göttlichen Gnade leben zu können, muss er sich von der Sünde trennen. Wer nur wenig Güter begehrt und keine vergänglichen Schätze sammelt, wird glücklich leben. Der Verzicht auf die sinnliche Begierde mache das Herz weit und offen für die göttliche Gnadenkraft. Das Leben müsse als Kampf gegen die Versuchungen des Bösen geführt werden.
Wer auf das Himmelreich blickt, darf nicht mehr auf seine gesellschaftliche und wirtschaftliche Vergangenheit blicken, denn das Göttliche liege vor uns. Die Tugend folge immer dem Vernünftigen und dem Natürlichen, die menschliche Seele sei von Gott voll Schönheit geschaffen worden. So machen die Mönche die Wege ihres Herzens gerade, wie es Johannes der Täufer getan habe: Sie meiden böse Gedanken und Worte und halten sich am Wort Gottes fest. Hier verbindet der Bischof Athanasios die Lehren des Apostels Paulus mit der Bergpredigt Jesu.8
Die Verehrung des Antonios als Heiligen ging von der Hauptstadt Konstantinopel und später von Arles in Südfrankreich aus. Sie verbreitete sich vor allem durch verschiedene Ritterorden, z. B. den Antoniusorden. Die Ritter weihten ihrem Schutzpatron Burgen, Kapellen und Altäre. Später wurden verschiedene Antoniusbruderschaften gegründet, die sich der Armenpflege, dem Krankendienst, aber auch dem Kriegsdienst widmeten. Im Mittelalter galt Antonius als der große Beschützer vor Pest und anderen ansteckenden Krankheiten, aber auch als der Schutzpatron der Tiere, der Hirten und der Metzger. In manchen Gebieten Europas wurde er zu den »Vierzehn Nothelfern« gezählt.
Pachomios von Ägypten
Eine Regel für das Gemeinschaftsleben der Mönche
Pachomios gilt als der Begründer des gemeinsamen Lebens der Asketen, die als Anachoreten und Einsiedler bereits losen Kontakt miteinander hatten. Er organisierte das gemeinschaftliche Leben, die koinobitische Lebensform der Mönche (griech. koinos = gemeinschaftlich). Von diesem Ägypter sind uns eine frühe Ordensregel, Briefe an andere Klostervorsteher und Abhandlungen über das geistliche Leben erhalten geblieben. Auch über ihn wurden Lebensgeschichten verfasst und in mehrere Sprachen übersetzt, wobei Texte in griechischer, lateinischer, syrischer, koptischer und in arabischer Sprache bekannt sind. Das besagt, dass in allen diesen Kulturen sein Werk gelesen wurde und zur Orientierung diente. So gab es beispielsweise auch Klöster unter den arabischen Christen vor der Zeit des Islam.
Pachomios wurde um 292 in der ägyptischen Region Thebais (um die alte Priesterstadt Theben) geboren und wurde mit 20 Jahren Christ. Er war gegen seinen Willen zum römischen Militärdienst eingezogen worden und ließ sich nach seinem Abschied aus dem Heer taufen. Zu diesem Schritt bewegte ihn auch die erstaunliche Nächstenliebe der Christen, die er in seiner Umgebung erlebt hatte. Mit 26 Jahren beschloss Pachomios, Einsiedler zu werden. Er traf auf andere Einsiedler und baute um 325 in Tabennisi ein gemeinsames Haus für Asketen, aus dem später ein Kloster (von lat. claustrum = der eingeschlossene Bezirk) wurde. Er gab dem gemeinsamen Leben der Asketen eine feste Ordnung bzw. Regel und fungierte als Leiter der neuen Gemeinschaft.
Nach diesem Vorbild in Tabennisi entstanden in kurzer Zeit neun weitere Klöster für Männerasketen und drei Klöster für Asketinnen. Es bestand also ein großer Bedarf an solchen gemeinschaftlichen Siedlungen, in denen sowohl Männer als auch Frauen als Einsiedler und Anachoreten leben konnten. Pachomios selbst hatte sich an dem Einsiedler Palamon orientiert, von dem er viel über das asketische Leben gelernt hatte. Später organisierte er auch ein erstes Kloster im fruchtbaren Niltal, in der Nähe der Dörfer und Städte. Er gab den Gemeinschaften dieselbe Struktur und Lebensform, die er beim römischen Militär kennengelernt hatte. Die Anzahl der Fastenzeiten und der Nachtwachen hat er stark reduziert, damit die Mönche und Nonnen nicht ihre Gesundheit gefährdeten. Eine Klostersiedlung, bestehend aus mehreren Gebäuden aus Holz und Stein, wurde zum Schutz mit einer Mauer umgeben.
Hohe Anforderungen an die Disziplin
Zweimal am Tag kamen die Mönche oder Nonnen zum gemeinsamen Gebet zusammen. Sie nannten sich »Brüder« und »Schwestern« und nutzten ihren mitgebrachten Besitz fortan gemeinsam. Ihre Mahlzeiten waren einfach und für alle gleich, die sozialen Unterschiede wurden bewusst aufgehoben. Die Mönche und Nonnen empfingen ein einheitliches Gewand, das aus einem Hemd, einer Kapuze, einem Überwurf über die Schultern, Sandalen, einem Gürtel und einem Stab bestand.9 Die Klosterregel des Pachomios legt auf Disziplin bei der Arbeit sowie auf gemeinsames Beten, Arbeiten und Essen großen Wert. Der Gehorsam gegenüber dem Leiter des Klosters wurde stark betont. In diesen Klöstern lebten zur Zeit des Pachomios zwischen 200 und 300 Asketen, sein eigenes Kloster hatte, einer historischen Quelle zufolge, um die 600 Mönche. Es muss ein starkes, auch wirtschaftliches Bedürfnis bestanden haben, diese Lebensform zu wählen, denn schätzt man die Gesamtzahl der Asketen in Pachomios’ Klöstern ab, kommt man auf 3500 bis 4000 Mönche, die in relativ kurzer Zeit und in einer einzigen Region gewonnen werden konnten.
Diese neu gegründeten Klostersiedlungen besaßen größere Felder und Gärten am Nil sowie sogar Schiffe, mit denen sie Handel treiben konnten. Mit der Arbeit ihrer Hände erwirtschafteten sie genügend, um nicht hungern zu müssen. Zusätzlich waren sie dem großen Steuerdruck des römischen Imperiums entkommen, da seit der Zeit des Kaisers Konstantin I. Klöster keine Steuern an den römischen Staat zahlen mussten. Die Nachfolger des Pachomios als Leiter der Klostersiedlung waren Petronios und Theodoros.
Der Bischof von Alexandria unterstützte die Gründungen dieser Gemeinschaften. Nun hatten auch die Frauen die Möglichkeit, ein gemeinsames asketisches Leben zu führen und auf die Weitergabe des Lebens zu verzichten. Die frühen Häuser der gottgeweihten Jungfrauen und Witwen standen fast immer unter dem Schutz des Bischofs einer Stadt. Palladios von Helenopolis berichtet von mehreren Frauenklöstern in dieser Zeit und weiß auch von Einsiedlerinnen, die er »Mütter« (amma) nannte. Die Spiritualität dieser frühen Klöster orientierte sich vor allem an den Lehren der Bibel, der Bergpredigt Jesu. Später wurden in diesen Gemeinschaften auch die Lehren ägyptischer Theologen bekannt, etwa die des Origenes aus Alexandria. Die Mehrheit der Mönche und Nonnen waren ungebildete Menschen, Bauern und Lohnarbeiter, deswegen traten die theologischen Spekulationen der Stadtbewohner bald in den Hintergrund. Stattdessen entstanden mit der Zeit Konflikte zwischen den griechisch und den koptisch sprechenden Mönchen.10
Basilios von Kaisareia (330–379)