Название: Butler Parker 116 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740919993
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Als er den Pub verließ und an einem gut besetzten Parkplatz vorüberkam, hatte er den rettenden Einfall. Eine bessere Waffe als ein Auto gab es gar nicht. Es kam nur darauf an, diese Lady Simpson auf die Straße zu locken. War das erst mal geschehen, war sein Problem gelöst.
Ein Wagen war schnell besorgt.
Norman Lower kannte sich in diesen Dingen sehr gut aus. Er entschied sich für einen robusten kleinen Lieferwagen, dessen Tür er in Sekundenschnelle geknackt hatte. Dabei fühlte er sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut. Die Gefahr, überrascht zu werden, war sehr groß. Und immer wieder dachte er an etwaige Spuren, die er jetzt ungewollt auslegte. Sein bisheriges Inkognito geriet in Gefahr. Und darüber ärgerte er sich nicht nur, sondern sein Haß auf die schrullige Alte steigerte sich noch. Sie zwang ihn zu Dingen, die er im Grund seines Herzens verabscheute.
Erst als er mit dem kleinen Kastenlieferwagen durch eine Seitenstraße rollte, beruhigten sich seine Nerven wieder. Die Sache hatte geklappt. Nun mußte er hinüber zum Hyde Park nach Shepherd’s Market, wo sein Opfer wohnte.
Der Berufskiller hatte sagenhaftes Glück.
Als er den kleinen Platz erreichte, der von altehrwürdigen Fachwerkhäusern umsäumt wurde, startete gerade ein Taxi, in dem er Lady Simpson erkannte. Daß dieses Taxi ein Privatwagen war, wußte er längst. Nicht umsonst hatte der Berufskiller sich mit den Lebensgewohnheiten seines Opfers vertraut gemacht.
Am Steuer des hochbeinigen und altmodischen Wagens saß der Butler der schrulligen Alten. Neben ihr hatte die verdammt gut aussehende Sekretärin Platz genommen. Besser konnten die Dinge für ihn überhaupt nicht laufen. Er brauchte die Alte noch nicht mal auf die Straße zu locken. Sein Opfer kam ihm freiwillig entgegen.
Norman Lower geriet in eine Art Hochgefühl. Er würde es schaffen!
Noch konnte er seinen Auftrag erledigen und ein Image wahren. Nun brauchte er nur noch den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.
Unauffällig folgte er dem hochbeinigen Wagen. Bei dem herrschenden Verkehr war das nicht besonders schwierig. Norman Lower hatte inzwischen seinen Plan abgerundet. Sobald Lady Simpson ausstieg, wollte er vorpreschen und sie mit dem Lieferwagen niederfahren. Das mußte blitzschnell geschehen. Seine anschließende Flucht war dann nur noch eine Sache geschickter Improvisation.
Den geforderten Anruf konnte er eigentlich bereits abhaken. Pünktlich würde er seinen Auftrag als erledigt melden können. Er hatte noch mal Glück gehabt, glaubte er...
*
Natürlich sagte Butler Parker kein Wort, doch war er mit dem Plan Agatha Simpson überhaupt nicht einverstanden. Sie spielte nicht nur mit dem Feuer, nein, sie spielte mit Nitroglyzerin. Die Herrschaften, denen ihr Besuch galt, gaben sich nur nach außen hin als normale Geschäftsleute. In Wirklichkeit handelte es sich um brutale Gangster, die keine Rücksicht kannten. Wer sich ihnen in den Weg stellte, spielte mit seinem Leben.
Während der Butler sein hochbeiniges Monstrum durch den Verkehr steuerte, befaßte er sich noch mal mit dem raffinierten Mordanschlag auf seine Herrin. Er sah die Dinge inzwischen ein wenig anders. Gewiß, man hatte es mit einem heimtückischen Berufsmörder zu tun, daran war nicht zu zweifeln. Dieser Mörder hatte mit einem raffinierten Herzgift arbeiten wollen, auch das stand inzwischen fest. Parker fragte sich aber nun, ob dieser Berufsmörder tatsächlich von den Männern des Syndikats engagiert worden war. Gangster dieser Art pfiffen im Grund auf verfeinerte Mordmethoden.
Zudem besaßen sie doch in ihren eigenen Reihen Killer, die nach ›normaler‹ Methode arbeiteten. Diese Killer verließen sich immer auf ihre Präzisionswaffen und arbeiteten schon gar nicht mit Gift.
Hatte es einen Sinn, die Adresse in Soho anzusteuern? Nur zu gern hätte der Butler diesen Höflichkeitsbesuch abgeblasen, doch er kannte schließlich Lady Simpson nur zu gut. Sie war jetzt nicht mehr zu bremsen. Die Sache mußte durchgestanden werden.
Parker dachte an die Informationen, die er auf Umwegen erhalten hatte. Diesen Tips zufolge sollte Agatha Simpson umgebracht werden. Die Nachricht war ihm zugespielt worden. Er nahm sich vor, den Informanten so bald wie möglich zu besuchen. Vielleicht ließ sich aus solch einem Gespräch etwas machen.
Soho war inzwischen erreicht.
Parker fuhr langsam durch die engen und belebten Straßen und näherte sich unaufhaltsam der bewußten Büroadresse. Um noch zusätzlich etwas Zeit herauszuschinden, wählte er einen Umweg. Ihm graute einfach davor, Lady Simpson vor dem entsprechenden Haus abzusetzen.
»Wir werden, glaube ich, verfolgt«, meldete in diesem Moment Kathy Porter, die selbstverständlich mit von der Partie war. Sie hätte Lady Simpson niemals allein gelassen.
»Das hört sich aber sehr gut an, Kindchen«, freute sich die ältere Dame sichtlich. Sie war erfahren genug, sich nicht sofort umzuwenden und durch das Rückfenster auf die Straße zu schauen.
»Meinen Sie den kleinen Kastenlieferwagen?« erkundigte sich Josuah Parker.
»Genau den, Mr. Parker.«
»Ob dieser heimtückische Giftmörder am Steuer sitzt?« fragte die Detektivin grimmig.
»Das läßt sich leicht herausfinden, Mylady«, erwiderte Parker schnell.
»Zuerst diese Syndikatsflegel«, entschied Lady Simpson. »Falls sie den Lümmel auf mich angesetzt haben, wird er ja wohl dort erscheinen, finden Sie nicht auch?«
»Darf ich mit einem Gegenvorschlag aufwarten, Mylady?«
»Nicht jetzt«, entschied Agatha Simpson grollend. »Lenken Sie mich nicht ab, Mr. Parker!«
Der Butler hatte den kleinen Kastenwagen tatsächlich schon seit einiger Zeit beobachtet. Er war wie Kathy Porter davon überzeugt, daß sie beschattet wurden. Wer jedoch am Steuer saß, konnte er nur vermuten. Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um den Giftmörder handelte, war sehr groß. Parker hätte sich diesen Mann am liebsten zuerst vorgeknöpft. Er mußte einen Weg finden, Lady Simpsons Anordnung und seinen Wunsch unter einen Hut zu bringen.
Es galt, sehr vorsichtig zu sein. Nach dem mißglückten Mordversuch würde der Mann es nun wahrscheinlich mit einer Schußwaffe versuchen. Es galt also, Lady Simpson nachdrücklieh zu schützen. Sie mußte so schnell wie möglich in das Haus geschafft .werden, in dem sich die Büroräume des Syndikats befanden.
Parker steigerte das Tempo, kurvte um eine Ecke und erreichte den Eingang zum Bürohaus. Er fuhr auf den Gehweg und schob sein hochbeiniges Monstrum dicht an die Doppeltür heran. Gleichzeitig legte er einen der vielen Kipphebel auf dem reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett um.
Das Resultat war erstaunlich.
Der Motor produzierte einige Fehlzündungen, wie man annehmen mußte. In Wirklichkeit wurden sie gesondert erzeugt. Und gleichzeitig mit diesen angeblichen Fehlzündungen quollen stoßweise einige pechschwarze Rauchwolken aus dem Auspuff.
In wenigen Sekunden legte sich ein zäher und schwarzer Nebel auf die Windschutzscheibe des nachfolgenden Kastenlieferwagens. Dieser Effekt kam für den Fahrer derart überraschend, daß er das Steuer verriß und den Kühler seines Wagens gegen den Karren eines Obsthändlers setzte.
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