Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace
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Название: Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026872146

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СКАЧАТЬ möchte Sie in einer privaten Angelegenheit sprechen«, sagte er mit einer gewissen Betonung.

      »Mein Freund genießt mein volles Vertrauen«, entgegnete Manfred.

      Essley nickte unwillig.

      »Ich habe gehört, daß Sie Kriminalwissenschaftler sind und auch eingehende Kenntnisse über Spanien besitzen.«

      Manfred zuckte die Schultern. In der Rolle, die er augenblicklich spielte, genoß er einiges Ansehen als wissenschaftlicher Schriftsteller. Er hatte unter dem Namen ›de la Monte‹ ein Buch ›Modernes Verbrechertum‹ veröffentlicht.

      »Als ich dies erfuhr, reiste ich nach Cordova«, erklärte Dr. Essley. »Ich habe hier zwar noch andere Dinge zu erledigen, aber die sind nicht so wichtig.«

      Er sah sich jetzt doch nach einem Sessel um. Manfred bot ihm einen an, und sein Besucher nahm Platz, indem er sich mit dem Rücken zum Fenster setzte.

      »Mr. de la Monte, Sie besitzen eine umfassende Kenntnis des Verbrechens.«

      Der Doktor lehnte sich vor und faltete seine Hände über dem Knie.

      »Ich habe ein Buch darüber geschrieben, aber das besagt noch nicht unbedingt, daß ich große Kenntnisse besitzen muß«, erwiderte Manfred.

      »Das habe ich befürchtet«, entgegnete der andere barsch. »Ich war auch besorgt, daß Sie vielleicht nicht Englisch sprächen. Nun möchte ich eine offene Frage an Sie richten, und ich erwarte von Ihnen eine ebenso offene Antwort.«

      »Soweit ich dazu imstande bin, will ich sie Ihnen gerne geben.«

      Das Gesicht des Arztes zuckte nervös.

      »Haben Sie jemals etwas von den ›Vier Gerechten‹ gehört?«

      Es trat eine kurze Pause ein.

      »Ja, ich habe von ihnen gehört.«

      »Sind sie in Spanien?« fragte der Doktor mit schriller Stimme.

      »Das weiß ich nicht genau. Warum fragen Sie?«

      »Weil ich…« Der Arzt zögerte. »Nun, ich interessiere mich für die Leute. Man sagt, daß sie Verbrechen aufspüren, die die Gerichte nicht bestrafen. Sie… sie… töten ihre Opfer auch – wie?«

      Seine Stimme war noch schärfer geworden, und er kniff die Augenlider so weit zusammen, daß er nur noch durch Schlitze zu sehen schien.

      »Es ist bekannt, daß eine solche Organisation besteht«, antwortete Manfred, »und man weiß auch, daß die ›Vier Gerechten‹ sich mit ungesühnten Verbrechen beschäftigen – und daß sie Strafen verhängen.«

      »Auch – die Todesstrafe?«

      »Sie wenden auch die Todesstrafe an«, erwiderte Manfred ernst.

      »Und dabei laufen sie frei herum?« Dr. Essley sprang erregt auf und gestikulierte heftig mit den Händen. »Sie laufen frei herum und werden nicht bestraft? Bei allen modernen Methoden der Polizei kann man sie nicht fassen? Sie wagen es, sich selbst zu Richtern aufzuwerfen und andere Leute zu verurteilen? Wer hat ihnen das Recht dazu gegeben? Es gibt doch noch Gesetze, und wenn sich jemand gegen sie vergeht –«

      Er hielt plötzlich inne, zuckte die Schultern und sank schwer in seinen Sessel zurück.

      »Soweit ich erfahren habe«, fuhr er nach einer Weile fort, »bilden sie keine Macht mehr. Sie sind in allen Ländern geächtet – alle Polizeibehörden haben Steckbriefe gegen sie erlassen.«

      Manfred nickte.

      »Das stimmt«, sagte er höflich, »aber ob sie keine Macht mehr haben, das kann nur die Zeit lehren.«

      »Es sind drei.« Der Doktor schaute bei diesen Worten schnell auf. »Für gewöhnlich finden sie noch einen vierten – einen Mann, der großen Einfluß hat.«

      Manfred nickte wieder.

      »Das habe ich auch gehört.«

      Dr. Essley rückte unruhig in seinem Sessel hin und her. Man sah deutlich, daß er nicht die gewünschte Auskunft oder Versicherung erhalten hatte und nun stark beunruhigt war.

      »Und sie sind in Spanien?« fragte er.

      »Man sagt es.«

      »Sie sind nicht in Frankreich, nicht in Italien, nicht in Deutschland, in keinem der skandinavischen Länder«, rief Dr. Essley. »Sie müssen in Spanien sein.«

      Eine Weile brütete er schweigend vor sich hin.

      »Verzeihen Sie«, sagte Poiccart, der bis dahin still zugehört hatte, »Sie scheinen sich außerordentlich für die ›Vier Gerechten‹ zu interessieren. Nehmen Sie bitte meine Frage nicht übel – warum liegt Ihnen soviel daran, ihren Aufenthaltsort zu erfahren?«

      »Es ist reine Neugierde«, erwiderte der Arzt schnell. »In gewisser Beziehung studiere ich nämlich auch das Verbrechen – wie Mr. de la Monte.«

      »Da sind Sie aber ein erstaunlich eifriger Student«, meinte Manfred.

      »Ich hatte gehofft, daß Sie in der Lage sein würden, mir zu helfen«, fuhr Essley fort, ohne Manfreds anzügliche Bemerkung zu beachten. »Aber ich habe nur von Ihnen erfahren, daß die ›Vier Gerechten‹ in Spanien sind, und auch das ist weiter nichts als eine Vermutung.«

      »Vielleicht sind sie auch gar nicht in Spanien«, sagte Manfred, als er seinen Besucher zur Tür begleitete. »Vielleicht existieren sie nicht einmal. Ihre Furcht ist wahrscheinlich völlig unbegründet.«

      Der Doktor fuhr herum. Er war kreidebleich geworden.

      »Furcht?« Essley atmete schnell. »Sagten Sie etwas von Furcht?«

      »Es tut mir leid«, antwortete Manfred lachend, »vielleicht kann ich mich englisch nicht so korrekt ausdrücken.«

      »Warum sollte ich sie denn fürchten?« fragte der Doktor gereizt. »Ihre Worte waren wirklich unglücklich gewählt. Ich brauche mich weder vor den ›Vier Gerechten‹ noch vor sonst jemand zu fürchten.«

      Er stand keuchend in der offenen Tür. Mit sichtlicher Anstrengung riß er sich zusammen; er zögerte noch einen Augenblick und verabschiedete sich dann mit einer steifen Verbeugung.

      Er ging die Treppe hinunter, trat auf die Straße und eilte zu seinem Hotel hinüber. An der Ecke stand ein Bettler, der müde die Hand hob.

      »Um Gottes und der Heiligen willen«, wimmerte er.

      Fluchend schlug Essley mit seinem Stock nach der Hand, traf sie aber nicht, denn der Bettler war außergewöhnlich schnell. Gonsalez war zwar bereit, alle mögliche Unbill auf sich zu nehmen, aber Narben und Striemen wünschte er keinesfalls an seinen zarten Händen zu haben.

      *

      Als Essley in seinem Zimmer angekommen war, schloß er die Tür ab und ließ sich in einen Sessel fallen, um nachzudenken. СКАЧАТЬ