Название: Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026872146
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»Ach ja, sie wird im allgemeinen so beschrieben.«
»Gehst du fort, Bobby?«
Bobby folgte dem Detektiv aus dem Zimmer.
»Ja, ich habe jetzt eine wichtige Unterredung«, sagte er ein wenig zusammenhanglos. Es war immer noch Zeit, Gordon zurückzuhalten, und er hatte sich zu dieser äußersten Maßnahme entschlossen.
Nachdem Bobby gegangen war, klingelte Diana. Als Eleanor eintrat, saß sie am Schreibtisch und löschte gerade ein Kuvert ab.
»Ziehen Sie sich an, Eleanor, und geben Sie diesen Brief im Marble-Arch-Hotel ab. Nehmen Sie ein Auto.«
»Jawohl, Madam«, sagte Eleanor erstaunt.
»Fragen Sie, ob Sie Mr. Dempsi sprechen können.«
Diana machte den Versuch, vollständig gleichgültig zu erscheinen, es gelang ihr aber vollkommen vorbei.
»Wenn er den Brief küßt oder irgend etwas Derartiges tut brauchen Sie nicht erstaunt zu sein – der Herr ist sehr impulsiv es ist auch möglich, daß er Sie selbst küßt!«
»Wirklich?«
»Aber er denkt sich nichts dabei.« Diana war sehr diplomatisch und baute vor. »Er hat die Angewohnheit, alle Leute zu küssen, wenn er sie sieht. Ich wäre nicht einmal erstaunt, wenn er mich selbst küssen würde, wenn er hierherkommt. Wir sind alte Freunde – und in Australien macht man das so.«
»Ach, das ist aber interessant«, erwiderte Eleanor. Ihr Interesse an Australien war erwacht.
»Ich fürchte, daß Mr. Selsbury das nicht verstehen würde«, fuhr Diana gleichgültig fort. »Manche Männer haben einen furchtbar engen Horizont. Wenn Sie ihm das erzählten –«
»Ich würde mir nicht im Traume einfallen lassen, zu Mr. Selsbury darüber zu sprechen«, entgegnete Eleanor etwas beleidigt.
Sie kam noch einmal herein, bevor sie fortging.
»Entschuldigen Sie, Miss Ford, aber wenn es passieren sollte, daß mich dieser fremde Herr küßt, dürfte ich Sie dann bitten, Mr. Trenter gegenüber nichts davon zu erwähnen?«
»Darauf können Sie sich verlassen – wir Frauen müssen doch zusammenhalten.«
Sie schaute Eleanor nach, bis sie außer Sicht gekommen war, dann warf sie sich in ihren Stuhl zurück. Die Zeitungen lagen noch alle ungelesen auf dem Schreibtisch, und sie nahm eine auf, um sich zu zerstreuen. Aber es gelang ihr nicht. Plötzlich hörte sie ein Klopfen und wandte sich um. Es schien aber nicht von der Tür, sondern vom Fenster herzukommen. Man könnte einen kleinen, viereckigen Teil des unteren Fensters öffnen. Sie schaute näher hin und sah den Schatten eines Kopfes dort.
»Wer ist dort?« fragte sie.
Dann hörte sie eine Stimme, die sie bis ins Innerste traf.
»Erkennst du meine Stimme nicht, Geliebte?«
»Giuseppe Dempsi!« sagte sie atemlos. »Du darfst nicht hereinkommen! Onkel Artur ist nicht zu Hause, und ich kann dich nicht empfangen!«
Mit äußerster Willensanstrengung öffnete sie das Fenster und schaute in ein bärtiges Gesicht und in glänzende Augen. Mr. Dempsi trug einen breitkrempigen Hut, den er ins Gesicht geschoben hatte, und um seine Schultern hing ein langes, schwarzes Cape – er hätte direkt von einer Opernbühne entlaufen sein können.
»Ich – ich kann dich jetzt nicht sehen – wirklich, ich kann nicht! Kannst du nicht nächsten Mittwoch wiederkommen?«
Das war also Dempsi! Sie sah dunkel einige Ähnlichkeit mit dem bartlosen jungen Mann, den sie gekannt hatte. Diese wildblitzenden Augen, diese heftigen Bewegungen – das war er!
»Diana«, rief er leidenschaftlich, »ich bin aus dem Grabe zurückgekommen, um meine alten Rechte an dich geltend zu machen!«
»Ja, ja, ich weiß, aber nicht jetzt«, sagte sie ganz verzweifelt. »Geh bis drei Uhr zu deinem Grab zurück, dann werde ich dich sprechen können.«
Der Schatten verschwand. Wie mochte er nur dort hingekommen sein? Sie sah, wie er mit einer Behendigkeit über die Mauer kletterte, die sie bei anderer Gelegenheit sicherlich bewundert hätte. Langsam ging sie auf ihr Zimmer hinauf, schloß sich ein und setzte sich müde auf ihr Bett.
Früher einmal hatte ihre Tante einen Revolver geladen, um diesen Dempsi zu erschießen. Die Tränen kamen ihr in die Augen.
»Liebe Tante«, schluchzte sie, »du hast doch eine große Menschenkenntnis gehabt!«
13
Gordon zögerte noch vor dem großen Spiegel des Zimmers, das er im Hotel gemietet hatte. Er hatte das Rasiermesser in der Hand, der kleine Backenbart war eingeseift. Es gibt keinen feierlicheren Akt, als wenn Männer sich den Bart abnehmen. Es liegt so etwas Unwiderrufliches, so etwas von Selbstaufopferung darin, daß man sich wundern muß, warum so wenige große Dichter dieses Thema behandelt haben.
Er biß die Zähne zusammen und ging mit fester Hand zum Angriff über. Die breite Klinge blitzte im Sonnenlicht … es war geschehen.
Er reinigte sein Gesicht vom Seifenschaum und betrachtete dann das Resultat im Spiegel. Sein Aussehen hatte sich tatsächlich vollkommen verändert. Er betrachtete sich erstaunt – er sah zehn Jahre jünger aus.
»Wie ein Junge!« rief Gordon aus. Seine Gefühle hielten zwischen Freude und Verzweiflung die Mitte.
Bis jetzt hatte er sich seinen Anzug noch nicht besehen. Er hatte beinahe schon wieder vergessen, wie dieses moderne graue Karo mit den roten Tupfen aussah …
»Mein Gott!« sagte er plötzlich.
Er war kein Stutzer. Einmal hatte ihm Diana einen solchen Ausruf entlockt. Aber Dianas modernstes Kleid war zahm im Vergleich zu diesem Kunstwerk des Schneiders, das auf dem Bett lag.
Das konnte er doch unmöglich anziehen! Aber der schwarze Cut, den er jetzt trug, und der glänzende Zylinder waren für eine kurze Seereise ebenfalls unmöglich.
Die Zeit verging im Fluge, er mußte sich entschließen. Also zog er zunächst einmal die Beinkleider an. Er betrachtete sich im Spiegel, sie sahen eigentlich gar nicht so schlecht aus … er machte sich fertig.
Nun stand er in seiner vollen Größe vor dem Spiegel, staunte und bewunderte sich. Eins war sicher: Auch sein bester Freund hätte ihn so nicht wiedererkannt. Außerdem konnte er ja seinen Mantel anziehen, der verdeckte fast alles. Dieser neue Gordon Selsbury faszinierte ihn geradezu.
»Wie geht es Ihnen?« fragte er sein Spiegelbild freundlich. Die Gestalt in dem Spiegel machte eine höfliche Verbeugung.
Plötzlich СКАЧАТЬ