Название: Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026872146
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Der Spott brachte ihn wieder zur Raserei, und er drehte sich wütend nach ihr um, aber Andys Blick bannte ihn.
»Miss Nelson, könnte ich Ihren Vater ein paar Minuten allein sprechen? Ich möchte etwas mit ihm beraten.«
Sie nickte und ging hinaus.
»Aber, mein Lieber …« versuchte Nelson schwach zu protestieren.
»Sie nannten mich vorhin Mr. Macleod – Sie haben vergessen, daß ich Arzt bin. Haben Sie in der letzten Zeit einen Arzt konsultiert?«
»Nein, das hatte ich nicht nötig, meine Gesundheit ist in bester Ordnung«, erwiderte Mr. Nelson trotzig.
»Davon ist sie so weit entfernt, daß Sie dicht vor einem vollständigen Zusammenbruch stehen, von dem Sie sich niemals wieder ganz erholen werden. Ohne daß ich Ihr Herz untersucht habe, kann ich Ihnen sagen, daß sie böse Kreislaufstörungen haben. Nun erschrecken Sie, weil Sie wissen, daß ich recht habe. Sie werden das nächste Jahr nicht überleben, wenn Sie nicht aufhören zu trinken.«
Nelson blinzelte.
»Sie wollen mir nur Angst einjagen. Ich weiß selbst, daß es nicht richtig ist zu trinken. Aber ich bin doch noch nicht so kindisch, wie Sie denken. Ich trinke ja nur, weil ich soviel Sorgen habe, Mr. – Doktor Macleod.«
»Sie können sich die meisten Sorgen ersparen, wenn Sie keinen Whisky mehr anrühren. Gestatten Sie, daß ich morgen wiederkomme und Sie untersuche? Wer ist eigentlich Ihr Arzt?«
»Doktor Granitt aus Beverley. Ich habe ihn aber niemals meiner eigenen Gesundheit wegen zu Rate ziehen müssen. Er hat meine arme Frau während ihrer letzten Krankheit behandelt.«
»Nun gut, ich werde Sie untersuchen, und er kann dann Ihre Behandlung übernehmen. Wir werden Sie zusammen ein zweites Mal untersuchen.«
»Ich weiß aber gar nicht, warum«, begann Nelson in seinem alten anmaßenden Ton.
Aber Andy überging seine Einwände.
»Ich möchte Ihre Tochter nicht zu sehr erschrecken«, sagte er leise, »Wir werden deshalb nicht weiter über die Sache sprechen, wenn sie kommt.«
Als Stella gleich darauf wieder in das Zimmer trat, fand sie ihren Vater lammfromm, bescheiden und ruhig. Kenneth Nelson empfand nun doch eine gewisse Furcht und konnte sich davon nicht so schnell erholen.
»Ich glaube, es ist besser, wenn ich zu Bett gehe, Stella. Ich habe mich schon während der letzten Tage nicht wohl gefühlt.« Andy amüsierte sich über ihn, aber er ließ sich nichts merken. Er ging zur Tür und wartete dort, bis Stella einen kleinen Schal umgelegt hatte. Er war aus schwarzer Seide und trug in einer Ecke ein roteingesticktes Monogramm. Alles an ihr interessierte ihn in hohem Maße. Als sie miteinander zum Gartentor gingen, erzählte er ihr, was er mit ihrem Vater besprochen hatte.
»Ich weiß sehr wohl, daß er nicht an Kreislaufstörungen leidet, aber ich werde Doktor Granitt besuchen. Ich kenne seinen Sohn sehr gut – wir waren zusammen auf der Universität. Wir können uns ja irgendeine komplizierte Krankheit ausdenken, die Ihrem Vater das Trinken zum mindesten auf eine längere Zeit verleidet.«
»Ja, vielleicht ist das möglich«, sagte sie unsicher.
»Sie haben keine Hoffnung mehr?«
»Mit der Zeit verliert man sie.«
»Ich möchte Ihnen darauf etwas erwidern. In London gibt es Taxis, die einem gewissen Stadmere gehören. Diese Stadmere-Wagen sind die besten ihrer Art. Ich habe mir angewöhnt, wenn ich nicht gerade in der größten Eile bin, auf ein solches zu warten. Dabei ist mir aufgefallen, daß sofort ein Stadmere-Taxi auftaucht, wenn man sich fest entschließt, ein solches zu nehmen.«
»Das ist ein Gleichnis.« Sie lächelte. »Aber ich warte auf etwas, das mehr ist als ein Stadmere-Taxi – ich warte auf ein Wunder.«
»Ich habe sogar erlebt, daß Wunder geschehen, und es lohnt sich wirklich, auf sie zu warten. Wenn man jung ist, verrinnen die Tage schnell, und die Jahre erscheinen wie Ewigkeiten, so daß man ungeduldig wird.«
»Sie sprechen wie ein alter Mann«, versuchte sie zu scherzen, obwohl ihr nicht danach zumute war.
»Das mag stimmen. Zwar, werde ich auch noch manchmal ungeduldig, aber ich habe das Warten gelernt!«
Er hielt ihre Hand einen Augenblick in der seinen. Sie sah ihm nach, als er über den Rasen davonschritt, bis seine Gestalt immer undeutlicher wurde und im Tor des Gästehauses verschwand.
8
Tage vergingen. Andy beschloß, noch eine weitere Woche zu bleiben. Er suchte Dr. Granitt auf und beriet mit ihm. Der Dorfarzt besuchte Nelson auch, und obwohl er keine Kreislaufstörungen feststellen konnte, ließ er seinen Patienten doch mit dem Eindruck zurück, daß er eine ganze Anzahl böser Leiden habe.
Andy hatte Stella nur einmal aus der Entfernung wiedergesehen. Sein Urlaub näherte sich nun seinem Ende, und es wäre wirklich ratsam gewesen, wenigstens die letzte Woche noch mit Fischen und Angeln zu verbringen, wie er es ursprünglich geplant hatte. Aber sein Zimmer im Gästehaus war wirklich schön, der Golfplatz ausgezeichnet, und es war eigentlich kein Grund vorhanden, warum er nun gerade fischen sollte.
Am Sonntag ging er sogar zur Kirche. Das geschah etwas plötzlich, denn er hatte noch im Pyjama gesessen, als er Stella Nelson mit ihrem Gesangbuch vorbeigehen sah. Zehn Minuten nach ihr betrat auch er das Gotteshaus und ließ sich auf einer Bank nieder, von der aus er sie gut von der Seite sehen konnte. Nach Schluß des Gottesdienstes wartete er auf sie, und sie gingen zusammen nach Beverley Green zurück.
»Ich habe gehört, daß Sie uns morgen verlassen wollen?« fragte Stella.
»Ich hatte ursprünglich die Absicht, morgen abzureisen, aber wahrscheinlich werde ich noch einige Tage hierbleiben, wenn man mich nicht aus dem Gästehaus hinauswirft.«
»Bei uns wird niemand hinausgeworfen, außer von der Polizei«, sagte sie ein wenig boshaft. Er lachte.
Als sie über die Straße gingen, kam ihnen ein Mann entgegen. Er wandte sich plötzlich um und verschwand in einer Seitenstraße.
»Es sieht so aus, als ob Mr. Sweeny mir nicht begegnen möchte«, meinte sie lächelnd.
»Ich hatte denselben Eindruck. Wer ist eigentlich dieser Mr. Sweeny?«
»Er war früher bei Mr. Merrivan als Hausmeister angestellt, aber ich glaube, er mußte die Stelle unter ein wenig sonderbaren Umständen verlassen. Er ist sehr schlecht auf Mr. Merrivan zu sprechen.«
Sie war erstaunt, denn sie hatte Sweeny nicht zugetraut, daß er ihr so taktvoll aus dem Wege gehen würde, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen und sie an ihre letzte Begegnung zu erinnern.
Gleich darauf trafen sie Mr. Merrivan, von dem sie eine Erklärung über Mr. Sweenys Besuch erhielten. Er trat zu ihnen, als sie gerade an der Gartentür des Nelsonschen Hauses standen.
»Guten СКАЧАТЬ