Название: Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026872146
isbn:
Bell legte den Gummistempel in eine kleine Kassette, schloß ab und steckte den Schlüssel in seine Westentasche.
»Parker«, wandte er sich dann wieder an den Diener, »ich werde England in einigen Wochen verlassen, und ich möchte, daß Sie auf das Haus achtgeben. Selbstverständlich habe ich dafür gesorgt, daß Ihr Gehalt regelmäßig ausgezahlt wird. Einige andere Instruktionen erhalten Sie dann noch.«
»Werden Sie lange fortbleiben, Sir?«
Bell zögerte mit der Antwort.
»Es ist möglich, daß ich – einige Jahre im Ausland bin.«
»So lange, Sir?«
Wenn Bell erklärt hätte, daß er für den Rest seines Lebens fortbleiben wollte, hätte Parker auch nicht mehr gesagt.
Bell trat ans Fenster und schaute geistesabwesend hinaus. Der Diener machte eine Bewegung, als ob er gehen wollte. »Warten Sie noch einen Augenblick, Parker«, sagte Bell ohne sich umzudrehen. Er stand unentschlossen da, als ob er nicht wüßte, was er tun sollte. Irgendein Entschluß schien ihm schwerzufallen. »Ich werde mich verheiraten.«
Jetzt hatte er es gesagt und schien sich erleichtert zu fühlen. Vielleicht würde er jetzt den Mut finden, es auch allen seinen Bekannten mitzuteilen.
»Ich bin im Begriff, mich zu verheiraten«, wiederholte er halblaut.
»Darf ich mir erlauben, Ihnen mit allem Respekt zu gratulieren«, entgegnete Parker ein wenig kleinlaut.
»Wegen Ihrer Stellung brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Für Sie wird sich nicht viel ändern, da ich mit meiner Frau im Ausland leben werde.«
Es trat eine Pause ein.
»Darf ich mir die Frage gestatten, ob ich die Dame kenne?«
»Das ist anzunehmen«, antwortete Bell und biß sich nervös auf die Lippen. »Wahrscheinlich kennen Sie sie.«
Wieder trat eine Pause ein, bis er plötzlich sagte: »In etwa einer Stunde erwarte ich Mrs. Granger Collak. Führen Sie die Dame herein.«
Parker machte eine Verbeugung und ging hinaus.
Bell setzte sich in einen Sessel.
Er dachte an Mrs. Granger Collak und an das, was über sie geredet wurde. Ihr Ruf war wirklich nicht der allerbeste. Diese ungewöhnlich schöne Frau führte einen Lebenswandel, den auch großzügige Leute als ziemlich unmoralisch bezeichneten.
Er schaute sich in dem Zimmer um und mußte trotz seiner Sorgen, die ihn bedrückten, lächeln. Sollte er sie heiraten, dann würde sie das Haus vollständig auf den Kopf stellen. Mit seinem großen Vermögen würde sie höchstwahrscheinlich auch bald fertig sein – oder zumindest in aller Harmlosigkeit versuchen, ihn finanziell zu ruinieren. Die Leute würden hinter seinem Rücken lachen und ihn bemitleiden – aber was brauchte das ihn schließlich zu kümmern. Wenn nur seine Mutter nichts davon hörte; doch die wohnte in den Vereinigten Staaten und lebte so zurückgezogen, daß der Londoner Klatsch kaum zu ihr dringen konnte. Sicher, ein wenig bestürzt wäre sie bestimmt über die leichtlebige Schwiegertochter; schließlich gab es aber noch schlimmere Dinge auf der Welt.
In gewisser Weise war Mrs. Granger Collak eine sehr kluge Frau, vor allem hatte sie es auch verstanden, bei allen ihren Eskapaden stets einen gewissen Stil beizubehalten. Er wußte zum Beispiel, daß sie schweigen konnte wie das Grab, wenn es not tat. Das hatten selbst die schlauesten Rechtsanwälte erst kürzlich während ihres skandalösen Ehescheidungsprozesses erfahren.
Jetzt wollte sie reisen und brauchte Geld. Das konnte er ihr geben. Er wollte dafür nur von ihr verlangen, daß sie sich so anständig wie möglich betrug.
Um sieben Uhr geleitete Parker die Dame in das Arbeitszimmer.
Sie trug ein Schneiderkostüm, das in seiner Einfachheit ihre extravagante Erscheinung unterstrich.
»Bitte nehmen Sie hier Platz.«
Er schob einen großen, bequemen Klubsessel an die Seite seines Schreibtisches, so daß sie ihm schräg gegenübersaß.
»Nun, Mrs. Collak, was kann ich für Sie tun?«
»Sie meinen, wieviel Geld nötig ist, um meine Sorgen zu verjagen?« fragte sie lächelnd. »Ich denke, dreitausend Pfund würden genügen. Natürlich könnte ich auch mit weniger verreisen«, fügte sie hinzu, »und am liebsten würde ich Sie überhaupt nicht darum bitten.«
Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und holte ein Scheckbuch heraus. Mit der nicht verbundenen Hand riß er einen Scheck heraus.
»Füllen Sie ihn bitte aus«, sagte er und reichte ihn ihr. »Und machen Sie ihn zahlbar für den Überbringer.«
Erst jetzt sah sie, daß seine rechte Hand verbunden war.
»Haben Sie sich verletzt?« fragte sie erschrocken.
»Nicht so schlimm.« Bell gab ihr seinen Füllfederhalter, holte dann aus einer anderen Schublade die Kassette und öffnete sie. Sorgfältig drückte er den Stempel auf das Farbkissen, nahm den Scheck und stempelte seine Unterschrift darunter.
»Man wird Ihnen diesen Scheck einlösen«, sagte er. »Und nun möchte ich noch kurz mit Ihnen sprechen.«
Sie faltete den Scheck zusammen, steckte ihn in ihre Handtasche und lehnte sich in ihren Sessel zurück.
»Bitte, glauben Sie nicht, daß ich Ihnen Ermahnungen mit auf den Weg geben will, die dreitausend Pfund wert sind«, begann er lächelnd. »Ich möchte über eine Angelegenheit mit Ihnen sprechen, die mich angeht.« Er rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Ich will mich nämlich verheiraten.«
»Das freut mich aber«, sagte sie erstaunt. »Wer ist denn die Glückliche?!«
»Ich weiß es noch nicht.«
Sie beugte sich etwas vor und runzelte die Stirn.
»Das wissen Sie nicht? Mein lieber Comstock, was soll denn der Unsinn?«
Er schüttelte den Kopf.
»Es ist kein Unsinn«, erwiderte er. »Ich habe mich noch nicht entschieden, ich wollte Sie fragen…«
Er machte eine Pause. Irgend etwas hinderte ihn daran fortzufahren.
»Nun?«
»Ach, ich kann es Ihnen nicht sagen.«
Sie schaute ihn aufmerksam an, dann lachte sie.
»Wirklich, Comstock, Sie sind zu komisch – sagen Sie mir doch, wer es ist, und ich werde Sie sehr gern beraten.«
»Ich muß mir alles noch einmal gründlich überlegen«, gestand er verlegen und erhob sich.
Sie zuckte die Schultern, stand ebenfalls auf und gab ihm die Hand.
»Es СКАЧАТЬ