Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke
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Название: Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke

Автор: Rainer Maria Rilke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211470

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СКАЧАТЬ daß sein Blick und der,

       mit dem sie aufsah, so zusammenschlugen

       als wäre draußen plötzlich alles leer

       und, was Millionen schauten, trieben, trugen,

       hineingedrängt in sie: nur sie und er;

       Schaun und Geschautes, Aug und Augenweide

       sonst nirgends als an dieser Stelle –: sieh,

       dieses erschreckt. Und sie erschraken beide.

      Dann sang der Engel seine Melodie.

       Inhaltsverzeichnis

      NOCH erging sie’s leicht im Anbeginne,

       doch im Steigen manchmal ward sie schon

       ihres wunderbaren Leibes inne, –

       und dann stand sie, atmend, auf den hohn

      Judenbergen. Aber nicht das Land,

       ihre Fülle war um sie gebreitet;

       gehend fühlte sie: man überschreitet

       nie die Größe, die sie jetzt empfand.

      Und es drängte sie, die Hand zu legen

       auf den andern Leib, der weiter war.

       Und die Frauen schwankten sich entgegen

       und berührten sich Gewand und Haar.

      Jede, voll von ihrem Heiligtume,

       schützte sich mit der Gevatterin.

       Ach der Heiland in ihr war noch Blume,

       doch den Täufer in dem Schlooß der Muhme

       riß die Freude schon zum Hüpfen hin.

       Inhaltsverzeichnis

      UND der Engel sprach und gab sich Müh

       an dem Mann, der seine Fäuste ballte:

       Aber siehst du nicht an jeder Falte,

       daß sie kühl ist wie die Gottesfrüh.

      Doch der andre sah ihn finster an,

       murmelnd nur: Was hat sie so verwandelt?

       Doch da schrie der Engel: Zimmermann,

       merkst du’s noch nicht, daß der Herrgott handelt?

      Weil du Bretter machst, in deinem Stolze,

       willst du wirklich den zu Rede stelln,

       der bescheiden aus dem gleichen Holze

       Blätter treiben macht und Knospen schwelln?

      Er begriff. Und wie er jetzt die Blicke,

       recht erschrocken, zu dem Engel hob,

       war der fort. Da schob er seine dicke

       Mütze langsam ab. Dann sang er lob.

       Inhaltsverzeichnis

      SEHT auf, ihr Männer. Männer dort am Feuer,

       die ihr den grenzenlosen Himmel kennt,

       Sterndeuter, hierher! Seht, ich bin ein neuer

       steigender Stern. Mein ganzes Wesen brennt

       und strahlt so stark und ist so ungeheuer

       voll Licht, daß mir das tiefe Firmament

       nicht mehr genügt. Laßt meinen Glanz hinein

       in euer Dasein – Oh, die dunklen Blicke,

       die dunklen Herzen, nächtige Geschicke

       die euch erfüllen. Hirten, wie allein

       bin ich in euch. Auf einmal wird mir Raum.

       Stauntet ihr nich: der große Brotfruchtbaum

       warf einen Schatten. Ja, das kam von mir.

       Ihr Unerschrockenen, o wüßtet ihr,

       wie jetzt auf eurem schauenden Gesichte

       die Zukunft scheint. In diesem starken Lichte

       wird viel geschehen. Euch vertrau ichs, denn

       ihr seid verschwiegen; euch Gradgläubigen

       redet hier alles. Glut und Regen spricht,

       der Vögel Zug, der Wind und was ihr seid,

       keins überwiegt und wächst zur Eitelkeit

       sich mästend an. Ihr haltet nicht

       die Dinge auf im Zwischenraum der Brust

       um sie zu quälen. So wie seine Lust

       durch einen Engel strömt, so treibt durch euch

       das Irdische. Und wenn ein Dorngesträuch

       aufflammte plötzlich, dürfte noch aus ihm

       der Ewige euch rufen, Cherubim,

       wenn sie geruhten neben eurer Herde

       einherzuschreiten, wunderten euch nicht:

       ihr stürztet euch auf euer Angesicht,

       betetet an und nenntet dies die Erde.

      Doch dieses war. Nun soll ein Neues sein,

       von dem der Erdkreis ringender sich weitet.

       Was ist ein Dörnicht uns: Gott fühlt sich ein

       in einer Jungfrau Schooß. Ich bin der Schein

       von ihrer Innigkeit, der euch geleitet.

       Inhaltsverzeichnis

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