Durch die Wüste (Abenteuer-Klassiker). Karl May
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Название: Durch die Wüste (Abenteuer-Klassiker)

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027217441

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СКАЧАТЬ Meine Stute hat ältere Beine als Dein Berberhengst.«

      Wirklich triefte die alte Hassi-Ferdschahn-Stute bereits von Schweiß, und der Schaum flog ihr in großen Flocken von dem Maule.

      »Aber wir können heute nicht wie gewöhnlich während der größten Hitze Rast machen, sondern wir müssen reiten bis zur Nacht, sonst holen wir die Beiden, welche vor uns sind, nicht ein.«

      »Wer zu viel eilt, kommt auch nicht früher als der, welcher langsam reitet, Effendi, denn – Allah akbar, blicke da hinunter!«

      Wir befanden uns vor einem jähen Sturze des Wadi und sahen in der Entfernung von vielleicht einer Viertelwegsstunde unter uns zwei Reiter oder vielmehr zwei Männer an einer kleinen Sobha sitzen, in welcher sich einiges brackige Wasser erhalten hatte. Ihre Pferde knabberten an den dürren, stacheligen Mimosen herum, welche in der Nähe standen.

      »Ah, sie sind es!«

      »Ja, Sihdi, sie sind es. Auch ihnen ist es zu heiß gewesen, und sie haben beschlossen, zu warten, bis die größte Gluth vorüber ist.«

      »Oder sie haben sich verweilt, um die Beute zu theilen. Zurück, Halef, zurück, damit sie Dich nicht bemerken! Wir werden das Wadi verlassen und ein wenig nach West reiten, um zu thun, als ob wir vom Schott Rharsa kämen.«

      »Warum, Effendi?«

      »Sie sollen nicht ahnen, daß wir die Leiche des Ermordeten gefunden haben.«

      Unsere Pferde erklommen das Ufer des Wadi, und wir ritten stracks nach Westen in die Wüste hinein. Dann schlugen wir einen Bogen und hielten auf die Stelle zu, an welcher sich die Beiden befanden. Sie konnten uns nicht kommen sehen, da sie in der Tiefe des Wadi saßen, mußten uns aber hören, als wir demselben nahe gekommen waren.

      Wirklich hatten sie sich, als wir den Rand der Vertiefung erreichten, bereits erhoben und nach ihren Gewehren gegriffen. Ich tht natürlich, als sei ich ebenso überrascht wie sie selbst, hier in der Einsamkeit der Wüste so plötzlich auf Menschen zu treffen, hielt es jedoch nicht für nötig, nach meiner Büchse zu langen.

      »Salam aaleïkum!« rief ich, mein Pferd anhaltend, zu ihnen hinab.

      »Aaleïkum,« antwortete der Ältere von ihnen. »Wer seid Ihr?«

      »Wir sind friedliche Reiter.«

      »Wo kommt Ihr her?«

      »Von Westen.«

      »Und wo wollt Ihr hin?«

      »Nach Seddada.«

      »Von welchem Stamme seid Ihr?«

      Ich deutete auf Halef und antwortete:

      »Dieser hier stammt aus der Ebene Admar, und ich gehöre zu den Beni-Sachsa. Wer seid Ihr?«

      »Wir sind von dem berühmten Stamme der Uëlad Hamalek.«

      »Die Uëlad Hamalek sind gute Reiter und tapfere Krieger. Wo kommt Ihr her?«

      »Von Gafsa.«

      »Da habt Ihr eine weite Reise hinter Euch. Wohin wollt Ihr?«

      »Nach dem Bir Sauidi, wo wir Freunde haben.«

      Beides, daß sie von Gafsa kamen und nach dem Brunnen Sauidi wollten, war eine Lüge, doch that ich, als ob ich ihren Worten glaubte, und frug: »Erlaubt Ihr uns, bei Euch zu rasten?«

      »Wir bleiben hier bis zum frühen Morgen,« lautete die Antwort, welche also für meine Frage weder ein Ja noch ein Nein enthielt.

      »Auch wir gedenken, bis zum Aufgang der nächsten Sonne hier auszuruhen. Ihr habt genug Wasser für uns alle und auch für unsere Pferde. Dürfen wir bei Euch bleiben?«

      »Die Wüste gehört allen. Marhaba, Du sollst uns willkommen sein!«

      Es war ihnen trotz dieses Bescheides leicht anzusehen, daß ihnen unser Gehen lieber gewesen wäre, als unser Bleiben; wir aber ließen unsere Pferde den Abhang hinunter klettern und stiegen an dem Wasser ab, wo wir sofort ungeniert Platz nahmen.

      Die beiden Physiognomien, welche ich nun studiren konnte, waren keineswegs Vertrauen erweckend. Der Ältere, welcher bisher das Wort geführt hatte, war lang und hager gebaut. Der Burnus hing ihm am Leibe wie an einer Vogelscheuche. Unter dem schmutzig blauen Turban blickten zwei kleine, stechende Augen unheimlich hervor; über den schmalen, blutleeren Lippen fristete ein dünner Bart ein kümmerliches Dasein; das spitze Kinn zeigte eine auffallende Neigung, nach oben zu steigen, und die Nase, ja, diese Nase erinnerte mich lebhaft an die Geier, welche ich vor kurzer Zeit von der Leiche des Ermordeten vertrieben hatte. Das war keine Adler-und auch keine Habichtsnase; sie hatte wirklich die Form eines Geierschnabels.

      Der andere war ein junger Mann von auffallender Schönheit; aber die Leidenschaften hatten sein Auge umflort, seine Nerven entkräftet und seine Stirn und Wangen zu früh gefurcht. Man konnte unmöglich Vertrauen zu ihm haben.

      Der Ältere sprach das Arabische mit jenem Accente, wie man es am Euphrat spricht, und der jüngere ließ mich vermuthen, daß er kein Orientale, sondern ein Europäer sei. Ihre Pferde, welche in der Nähe standen, waren schlecht und sichtlich abgetrieben; ihre Kleidung hatte ein sehr mitgenommenes Aussehen, aber ihre Waffen waren ausgezeichnet. Da, wo sie vorhin gesessen, lagen verschiedene Gegenstände, welche sonst in der Wüste selten sind und wohl nur deßhalb liegen geblieben waren, weil die Beiden keine Zeit gefunden hatten, sie zu verbergen: ein seidenes Taschentuch, eine goldene Uhr nebst Kette, ein Compaß, ein prachtvoller Revolver und ein in Maroquin gebundenes Taschenbuch.

      Ich tat, als ob ich diese Gegenstände gar nicht bemerkt hätte, nahm aus der Satteltasche eine Hand voll Datteln und begann, dieselben mit gleichgültiger und zufriedener Miene zu verzehren.

      »Was wollt Ihr in Seddada?« frug mich der Lange.

      »Nichts. Wir gehen weiter.«

      »Wohin?«

      »Über den Schott Dscherid nach Fetnassa und Kbilli.«

      Ein unbewachter Blick, den er auf seinen Gefährten warf, sagte mir, daß ihr Weg der nämliche sei. Dann frug er weiter: »Hast Du Geschäfte in Fetnassa oder Kbilli?«

      »Ja.«

      »Du willst Deine Heerden dort verkaufen?«

      »Nein.«

      »Oder Deine Sklaven?«

      »Nein.«

      »Oder vielleicht die Waaren, die Du aus dem Sudan kommen lässest?«

      »Nein.«

      »Was sonst?«

      »Nichts. Ein Sohn meines Stammes treibt mit Fetnassa keinen Handel.«

      »Oder willst Du Dir ein Weib dort holen?«

      Ich improvisirte eine sehr zornige Miene.

      »Weißt Du nicht, daß es eine Beleidigung ist, zu einem Manne von seinem Weibe zu sprechen! Oder bist Du ein Giaur, daß Du dieses nicht erfahren СКАЧАТЬ