Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger
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Название: Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band)

Автор: Peter Rosegger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075837325

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СКАЧАТЬ den lichten Streifen über das Rückgrat hin. Der Bursche hatte den stattlichen Gesellen fest bei einem der kurzen dicken Hörner gefaßt, dergestalt leitete er ihn herbei und durch die Schranke in den Pfränger hinein zur Kalm.

      »So«, sagte er hierauf und schloß die Schranke. »Wir zwei können derweil Kirschen essen. Magst ihrer, Dullerl?«

      »Kirschen mag ich schon«, antwortete sie, blickte ihn aber nicht an, sondern ging von ihm hinweg gegen den Gartenzaun hinüber, wo man weder auf den Pfränger noch auf die Kirschbäume sehen konnte. Dort lehnte sie sich an die Planke und betrachtete den schönen Salat, die vielen gelben Rüben und den Meerrettich, so die Sandlerleute hatten.

      Lange ließ sie der Sebast nicht allein, er kam und brachte in seiner Zipfelmütze Kirschen. Rote und schwarze durcheinander.

      »Magst dich nicht in den Schatten setzen?« fragte er das Dirndel. Es war ein Holunderbusch in der Nähe.

      »Mir schadet auch die Sonne nicht«, gab sie zurück.

      »Willst 'leicht noch besser zeitig werden?« fragte er und blinzelte sie an.

      Um diese Meinung Lügen zu strafen, setzte sie sich in den Schatten des Holunderbusches.

      Er setzte sich langsam zu ihr, tat auf dem Rasen seine Zipfelmütze auseinander und lud sie ein: »Laß dir's schmecken, Dullerl.«

      Sie griff zu und griff immer nach den schwarzen. Er wendete sich herwärts, stützte seinen Arm auf die Erde, den Kopf auf den Ellbogen und schaute sie an. Herzig war sie. Ihr gelbseidenes Haar hatte sie zu einem langen Zopf geflochten und den Zopf wie einen Kranz um das Köpfel gewunden. Die schwarzen langen Augenwimpern senkten sich wie Dachvorsprünge über helle Fensterlein. Die roten vollen Lippen waren wie zwei sachte aneinandergelegte Kißchen und das Stumpfnäslein stülpte sich ein wenig auf, als wollte es sagen: Sebastel, wenn du etwa bei den Lippen was zu schaffen haben solltest, ich stehe dir nicht im Wege.

      »Dullerl«, flüsterte der Bursche, »jetzt hab' ich dich einmal, wo ich dich haben will.«

      »So«, entgegnete sie spitzig, »das wäre mir was Neues.«

      »So selten allein kann eins mit dir sein.«

      »Und bei mir bist auch nicht allein«, lachte sie, »haben eh' nichts zu tun beieinander.«

      Er spielte mit einem Grashalm und entgegnete leise, fast gedrückt: »Da bin ich anderer Meinung. Schau, Dirndel, einmal müssen wir's doch richtig machen miteinand'. Weißt eh', weswegen.«

      Sie spielte jetzt mit einem Kirschenstengel, den sie auf ein Kleeblatt wie auf eine Wagschale legen wollte. Das Blatt neigte sich aber immer und ließ den Stengel hinabgleiten. Endlich hielt er fest, da sagte sie fast traumhaft leise und ohne aufzublicken: »Heiraten.«

      »Schau, Dirndel, gleich hast mich verstanden. Ich weiß es ja, du magst.«

      »Wenn du mich heiraten willst?«

      »Ich schwöre dir's!«

      Sie hielt ihm mit der flachen Hand den Mund zu: »Nicht schwören, Sebast! Daß du willst, kann ich mir ja denken. Aber ob du auch darfst, das ist eine andere Frag'.«

      »Ich darf nicht bloß, ich will nicht bloß, ich muß!« sagte der junge Sandler. »Mein Vater ist alt und kann der Wirtschaft nimmer recht Herr sein. Seit die Mutter nicht mehr ist, freut ihn auch nichts. Und ich, wenn ich das Haus nicht wollt' übernehmen, wär' aufs Jahr bei der Stellung.«

      »Bei der Stellung schon?« fragte sie lebhafter, »Sebast, dich können sie leicht behalten!«

      »Meinst, daß ich tauglich bin?«

      »Warum denn nicht?«

      »So nimm mich du!« sagte er schalkhaft und schlug sein Knie um, das gegen Himmel gestanden war, »bei dir stell' ich mich lieber.«

      »Ich brauch' keine Soldaten«, sagte sie.

      Dann schwiegen beide. Sie spielte mit dem Kleeblatt, er mit dem Rispenhalm, den er wie einen Reifen bog. »Dullerl«, sagte er nach einer Weile fast blöde, »ein bissel eine Freud' wirst doch haben zu mir.«

      Sie war sehr vertieft in ihr grünes Blättchen. Endlich sagte sie treuherzig: »Keine Arme wirst halt nicht mögen.«

      Der Bursche versetzte: »Auf's Geld ist der Sandlerhof nicht eingerichtet, aber auf die Arbeit. Hausvater und Hausmutter müssen bei uns die besten zwei Dienstboten sein, so ist es alleweil gewesen. Wenn sie einander gern haben, arbeiten tun sie mit Willen. Und ein bissel gern haben, Dullerl, das wirst mich doch!«

      Sie nickte kaum merklich mit dem Kopf.

      Er tastete nach ihrer Hand und flüsterte: »Gehört hab' ich's nicht, aber gesehen hab' ich's. Das ist mir noch lieber. Es ist ausgemacht, du bist schon mein!«

      Den Halm warf er weg und wälzte sich ganz über, so daß er nahe an ihr war. Sie saß fest und wich nicht zurück, die Zipfelmütze mit dem Rest der Kirschen legte sie hinter sich auf den Rasen. Dann wollte sie aufstehen, er hielt sie zurück, nahm mit beiden Händen keck ihr Köpfchen und preßte einen derben Kuß auf ihre Lippen. Sie schlug ihr braunes Auge auf und schaute ihn verblüfft an...

      Der Schatten eines Holunderbusches pflegt sich sonst sehr langsam zu drehen; jetzt aber, da die beiden jungen Leute sich nach ihm umsahen, war er ihnen davongelaufen. Erschrocken merkten sie's: sie hockten in eitel Sonnenschein.

      Die Dullerl erinnerte sich plötzlich der Kalm. Als sie in den Pfränger gingen, stand sie gelangweilt an der Schranke. An der gegenüberliegenden Zaunecke stand etwas kopfhängerisch der schwarze Gespons.

      »So, jetzt treib' ich heim«, sagte das Dirndel und legte den Strick um die Hörner der Kalm. »Schön' Dank!« setzte sie bei, etwas nachlässig gegen den jungen Sandler gewendet, »sagst es halt, wenn du eine Schnitterin brauchst.«

      »Ich hol' sie selber!« rief er, dann ging sie. Er blickte hin, plötzlich sprang er ihr nach und flüsterte ihr ins Ohr: »Von jetzt an verdrießt mich jede Stunde Alleinsein. Noch ein Busserl! Noch eins! Behüt' dich Gott!« –

      Als die Dullerl mit dem Rinde hinabkam zu dem Bachhäusel in der dämmernden Bergschlucht, stand vor demselben der alte buckelige Bachhäusler und rief: »Kommt's schon, allzwei?«

      »Ja, Vater.«

      »Wie ist sie gestanden?«

      »Gut wird's sein.«

      »Ist recht«, sagte der Alte. »Was hast du nur da auf deinem Buckel für ein Mal? Das ist ein Kirschmal.«

      »Ja, Vater«, berichtete sie rasch, »ich hab' ein wenig Kirschen gegessen beim Sandler oben.«

      »So«, sagte der Alte kopfschüttelnd. »Kirschen hast gegessen beim Sandler oben. Andere Leut' tun mit dem Mund Kirschen essen. Du tust es mit dem Buckel. Ist recht. Ist recht.«

      Das Fest der Auswanderer

       Inhaltsverzeichnis

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