Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger
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Название: Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band)

Автор: Peter Rosegger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075837325

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СКАЧАТЬ so einem einmal seinen Laufpaß auf den Buckel brennen, was das für ein Geschrei wäre! Wollte nur ich einmal ein Gesetz machen! Ausgepeitscht müßt' es werden, das ganze Bauerngesindel, aus der Gegend, wenn's nicht freiwillig ginge! Bauernwirtschaften! Das könnt' mir einfallen! Wie soll da der Wildstand aufkommen! Kostet ohnehin genug. Anstatt Hirschen – Ochsen, anstatt Jäger – Wildschützen! Das wäre sauber! Glauben denn diese Poppel, der Herrgott hat die Welt für die Bauern erschaffen? Das wollen wir ihnen anders beweisen, Gott sei Dank!«

      Solche Gedanken der Entrüstung wurden unterbrochen durch ein Geschrei, das aus dem Waldstuberhäusel drang, an dem der Waldmeister eben vorübergehen wollte.

      Die Waldstuberleute bestanden in acht Personen, welche auf dem kaum zwanzig Joch großen Gütel leben mußten. Da war der Waldstuber und sein Weib, so viel als der Altknecht und die Altmagd, da waren die zwei ältesten Kinder, die schon Jungknecht und Jungmagd abgeben mußten. Das dritte, ein achtjähriges Mädchen, hegte und pflegte die drei jüngsten Kinder, welche im Waldstuberhäusel so recht die Herrschaft spielten, die alles umsonst hatten und tun konnten, was sie wollten.

      Die Waldstuberleute hatten kein gutes Jahr gehabt. Ihre Äcker, die hoch auf dem Berge am Waldrande lagen, waren dem frühen und späten Schnee und dem Hirschenhunger ausgesetzt. Die Kartoffeln, die von solchen Plagen über der Erde geschützt waren, verfielen unter derselben der faulenden Krankheit, der Kohl wurde auf dem Stengel von den Würmern gefressen. Da die Kinder keine Schuhe hatten, so liefen sie barfuß umher draußen im nassen oder bereiften Grase, sie wurden krank, und der Arzt kostete mehr, als die Schuhe gekostet hätten. Die Sache aber war die: der Schuster konnte nicht borgen, der Arzt gab die Medizinen ohne Geld, schickte aber nach Verlauf des Jahres einen drohenden, Zahlung heischenden Brief.

      So war viele Bekümmernis im Waldstuberhäusel, aber nun konnte es besser werden. Die junge Feldfrucht stand sehr hoffnungsvoll, die Kinder waren wieder frisch und munter, und ein Holzkohlengeschäft hatte einen größeren Geldbetrag abgeworfen, den zu holen der Waldstuber eben in Sandeben gewesen war. Froh gestimmt kam er heim, brachte den Kindern Wecken mit und dem Weibe ein Glas Wein mit Zucker und zeigte ihr schmunzelnd auch die mit Fünfguldenscheinen gespickte Brieftasche, welche Scheine nun alle Sorgen dämpfen sollten. Es waren nicht weniger als vierzig Gulden darin. Vor Vergnügen knickte der Waldstuber seine Knie ein und duckte sich zusammen, so daß der ohnehin kleine Mann noch kleiner wurde.

      Zur selben Stunde trat ein halb »herrisch gewandeter« Mann in die Stube. Als der Waldstuber ihn sah, fühlte er urplötzlich eine Herzbeklemmung, denn für den Bauer ist es nie ein gutes Zeichen, wenn ein »Herr« in sein Haus tritt.

      Der Fremde grüßte kühl, zog den grauen Hut vom Kopf und trocknete sich mit dem Taschentuch die Stirne, weil ihm heiß geworden war den Berg herauf. Es war im ganzen Wesen des Mannes etwas wie ein Vorwurf gegen die Waldstuberleute, dererwegen er an diesem Tage so sehr in Schweiß geraten war. Es währte gar nicht lange, so zog er einen Papierpack aus dem Sacke und löste von ihm mit kundigen Fingern einen grauen, länglich gefalzten Bogen.

      »Michael Waldstuber, nicht wahr?« fragte der Fremde leichthin, man wußte aber nicht, fragte er den Genannten oder den Papierbogen. »Für den Waldstuber habe ich etwas.«

      »So«, antwortete der Waldstuber, »wär' mir schon recht, wenn ich was tät' kriegen.«

      Die Kinder, die auf dem Fletz umherkrochen, machten lange Krägen auf den Tisch hin. Die Bäuerin ging in die Küche hinaus, sie ahnte schon, was da kommen würde.

      »Da, leset!« der Fremde überreichte den Bogen.

      »Oh, zum Lesen was«, sagte der Waldstuber, »ich kann nicht lesen.«

      »So! na, das ist ja wieder einmal recht erfreulich.«

      »Mein Vater hat immer gesagt, der Bauer kriegt nicht viel Schönes zum Lesen, er soll's lieber gar nicht lernen.«

      »Steuerrückstände!« brummte der fremde Herr, denn es war der Steuerbote aus Krebsau.

      »Hab' mir's gedacht«, murmelte der Bauer, »hab' mir's eh' gleich gedacht. – Wie viel denn?«

      »Fünfundzwanzig Gulden dreiundneunzig Kreuzer.«

      »Oh, wieso denn?« fuhr der Bauer erschrocken auf.

      »Und fünfzehn Gulden einundfünfzig Kreuzer Zuschläge.«

      »Ei, doch nicht, doch nicht!« rief der Bauer entsetzt.

      »Macht zusammen einundvierzig Gulden vierundvierzig Kreuzer, welcher Betrag binnen drei Tagen bei sonstiger Pfändung im Steueramt zu bezahlen ist.«

      Der Waldstuber schwieg, ging aber mit über den Rücken gelegten Armen rasch die enge Stube auf und ab, einmal das eine, einmal das andere Kind mit den Füßen von sich stoßend.

      »Himmelgottverflucht!« stieß er plötzlich hervor und begann ein schauderhaftes Schelten und Wettern gegen die Bauernabtrenner und besonders gegen den Steuerboten, der manches scharfe Wort schon gewohnt, verblüfft stillschwieg und zuhörte.

      »Kann ich dafür?« sagte er endlich. »Glaubt ihr, es ist mir ein Vergnügen, zu den Nestern im Gebirg herumzuklettern und Grobheiten einzustecken? Ich habe Kinder daheim, wie ihr, aber schaut sie einmal an, ob sie so gesund und vollwangig sind, wie die Euren. Wir vom Amt sind dieselben armen Teufel, wie Ihr, oder ärmer! ärmer! Die Boshaften von uns haben wenigstens den Trost, daß sie andere ums Geld bringen können.«

      »Höllvermaledeite Zustände das!« schrie der Waldstuber, und sein Haar sträubte sich auf, und seine Wangen waren erdfahl, »ich hab' das Geld nicht. Ich muß Mehl kaufen, daß wir was zu essen haben, den Kindern Gewand kaufen, den Arzt bezahlen, das Steueramt soll warten. – Ich laß bitten!« setzte er kleinlaut bei.

      Der Bote schüttelte die Achseln. »Nichts zu machen«, sagte er, »der Kloiber-Franz in Sandeben hat auch so geredet, just so, ist gestern vergantet worden.«

      Der Bauer schlug zum Boten gewendet die Hände zusammen und rief: »Seid Ihr denn nicht auch Menschen?«

      »Wieso?« fragte der Steuerbote. »Wir sind Staatsbeamte.«

      »Und der Staat?«

      »– ist kein Mensch.

      »Der Teufel hol's!« schrie der Bauer.

      In diesem Augenblicke trat der Waldmeister Ladislaus ein, um zu sehen, worüber denn hier so scharf gestritten würde. Als er die Sache begriff, und er begriff sie bald, sagte er lächelnd zum Waldstuber: »Du mußt heute andächtig zu deinem Schutzengel gebetet haben.«

      »Warum das wieder?« fuhr der Bauer, der sich gehöhnt glaubte, drein.

      »Weil er dir einen Retter schickt zu rechter Zeit«, sagte der Waldmeister, und hielt ihm seine Brieftasche hin: »Da drinnen sind deine fünfhundert Gulden.«

      Der Bauer trat erschrocken einen Schritt zurück und starrte auf die Ledertasche, die der Waldmeister vor ihn hinhielt.

      »Nimm's nur«, sagte er freundlich, »nimm's, es gehört dein. Der Kampelherr schickt dir's für dein Haus und Grund.«

      »In Gottesnamen!« sagte der Waldstuber und nahm das Geld.

      Da war er fremd im Hause seiner Väter.

      Der СКАЧАТЬ