Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant - Ги де Мопассан страница 7

Название: Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant

Автор: Ги де Мопассан

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027206551

isbn:

СКАЧАТЬ worden waren und daß heute noch niemand ausgegangen war. Eine gewisse Unruhe überfiel ihn, denn Herr Chavatis war seit seiner Ankunft immer sehr zeitig aufgestanden.

      Bonifacius zog die Uhr, es war erst sieben Uhr zehn Minuten morgens, er war also fast eine Stunde früher gekommen als sonst.

      Ach was, der Lehrer hätte doch schon auf sein müssen!

      Und er ging vorsichtig um das Haus herum, als ob irgend eine Gefahr dabei sei. Er bemerkte nichts Verdächtiges, als ein paar Fußtritte in einem Erdbeerbeet.

      Aber plötzlich blieb er unbeweglich und vor Entsetzen gebannt stehen, als er an einem Fenster vorüber kam.

      Man stöhnte im Haus!

      Er stellte sich mit gespreizten Beinen über ein Thymianbeet ganz nah ans Haus und legte sein Ohr an den Fensterladen, um besser zu hören. Wahrhaftig, es stöhnte! Er hörte ganz genau lange, schmerzliche Seufzer, etwas wie ein Röcheln, etwas wie das Geräusch eines Kampfes, dann wurde das Stöhnen stärker, wiederholte sich, ward noch schärfer und wechselte ab mit Schreien.

      Da zweifelte Bonifacius nicht mehr daran, daß in diesem Augenblick gerade ein Verbrechen bei dem Lehrer verübt wurde. Er rannte davon was er konnte durch den kleinen Garten, eilte über das Feld hin mitten durchs Korn, lief, daß er ganz außer Atem kam und seine Tasche im Takt gegen die Hüften klatschte.

      So kam er, nach Luft schnappend, verzeifelt an der Thür der Gendarmerie an. Der Wachtmeister Malautour war dabei, einen kaputen Stuhl mit Hammer und Nagel wieder zusammen zu schlagen; der Gendarm Rautier hatte das kapute Möbel zwischen den Beinen und hielt an die Bruchstelle einen Nagel, dann schlug der Wachtmeister, indem er dabei seinen Schnurbart kaute, mit aufgerissenen, vor angestrengter Aufmerksamkeit glänzenden Augen mit tötlicher Sicherheit seinem Untergebenen auf die Finger.

      Sobald der Briefträger sie sah, rief er:

      – Schnell, schnell! Kommen Sie, man ermordet den Lehrer!

      Die beiden Leute hielten in ihrer Arbeit inne, hoben den Kopf mit jener erschrockenen Miene von Leuten, die man plötzlich überrascht und stört. Bonifacius, der ihnen mehr Überraschung, als Diensteifer ansah, wiederholte:

      – Schnell, schnell! Diebe sind im Haus, ich habe Schreien gehört, es ist höchste Zeit!

      Der Wachtmeister legte seinen Hammer bei Seite und fragte:

      – Woher wissen Sie denn das?

      Der Briefträger erzählte:

      – Ich wollte eben die Zeitung und zwei Briefe abgeben, als ich bemerkte, daß die Thür noch verschlossen war und der Lehrer noch nicht aufgestanden sein konnte. Ich ging um das Haus herum, um mich zu überzeugen, und ich hörte Stöhnen, als ob jemand erwürgt würde, als ob man einem die Kehle durchschnitte. Da bin ich so schnell wie möglich fortgelaufen, Sie zu holen. Es ist höchste Zeit!

      Der Wachtmeister richtete sich auf und sagte:

      – Ja, haben Sie denn nicht selbst Hilfe geleistet!

      Der erschrockene Briefträger antwortete:

      – Ich fürchtete, einer Übermacht gegenüber zu. stehen.

      Da meinte der Beamte überzeugt:

      – Ich will mich nur schnell anziehen, dann komme ich.

      Und er trat ins Haus, von seinem Gendarm gefolgt, der den Stuhl trug. Beinahe sofort erschienen sie wieder, und die drei setzten sich im Laufschritt in Bewegung nach dem Orte des Verbrechens zu.

      Als sie sich dem Hause näherten, gingen sie vorsichtshalber langsamer. Der Wachtmeister zog seinen Revolver, und dann traten sie ganz leise in den Garten und näherten sich der Mauer.

      Nirgends waren Spuren zu entdecken, daß die Verbrecher schon entflohen, die Thür war noch geschlossen, ebenso die Läden.

      – Jetzt haben wir sie! – sagte der Wachtmeister.

      Der alte Bonifacius zitterte vor Erregung, schickte den Wachtmeister auf die andere Seite des Hauses und zeigte ihm den Fensterladen.

      – Dort! – sagte er.

      Und der Wachtmeister trat ganz allein heran und legte sein Ohr an den Laden. Die beiden anderen warteten, auf alles gefaßt, starr die Augen auf ihn geheftet.

      Lange blieb er unbeweglich stehen und lauschte. Um dem Fensterladen näher zu kommen, hatte er seinen Dreimaster abgesetzt und hielt ihn in der rechten Hand.

      Was hörte er? Sein unbewegliches Gesicht verriet nichts, aber plötzlich sträubte sich sein Schnurbart, seine Wangen verzogen sich langsam wie zu einem Lächeln und indem er wieder die Wegeinfassung überstieg, näherte er sich den beiden anderen, die ihn unausgesetzt anstarrten.

      Dann machte er ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen und sie gingen auf den Fußspitzen ihm nach. Als sie an den Eingang kamen, sagte er Bonifacius, er möge nur die Zeitungen und die Briefe unter die Thür stecken.

      Der Briefträger war starr, doch er gehorchte.

      – Und nun fort! – meinte der Wachtmeister, aber sobald sie das Gartenthor verlassen hatten, wandte er sich zum Briefträger und sagte mit ironischem Lächeln und verschmitzter Miene, indem seine Augen vor innerer Freude lachten:

      – Sie sind aber ein Luder!

      Der Alte fragte:

      – Was denn? Ich hab’s doch gehört! Ich schwöre Ihnen, ich hab’s gehört!

      Aber der Wachtmeister konnte nicht mehr an sich halten und platzte heraus. Er lachte, als solle er ersticken, beide Hände auf dem Bauch. Die Thränen traten ihm in die Augen, und er schnitt furchtbare Gesichter. Die beiden andern blickten ihn erschrocken an.

      Aber da er weder sprechen konnte, noch aufhörte zu lachen, oder zu erklären vermochte, was geschehen sei, machte er eine bezeichnende Bewegung. Da man ihn jedoch noch immer nicht verstand, widerholte er das ein paar Mal und deutete dabei mit dem Kopf zurück auf das noch immer verschlossene Haus.

      Der Gendarm verstand nun plötzlich und begann auch fürchterlich zu lachen. Der Alte aber blieb ganz dumm zwischen den beiden sich vor Vergnügen windenden Menschen stehen. Endlich beruhigte sich der Wachtmeister, klopfte dem Alten freundschaftlich auf den Bauch und rief:

      – Na Sie kleiner Schäker! Die Morithat werde ich mir merken!

      Der Briefträger riß groß die Augen auf:

      – Aber ich schwöre Ihnen, ich hab’s gehört!

      Der Wachtmeister begann wieder zu lachen, der Gendarm hatte sich auf den Grabenrand ins Gras gesetzt und wand sich gleichfalls vor Lachen.

      – Hat’s gehört! Na, ermordest Du Deine Frau auch so? Du alter Witzbold!

      – Meine Frau?

      Er dachte lange nach, dann sagte er:

      – Na, wenn ich meine Alte verdresche, dann heult se und wie heult se! Verdrischt denn der Herr Schullehrer auch seine Frau?

      Da packte ihn СКАЧАТЬ