Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан
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Название: Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant

Автор: Ги де Мопассан

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027206551

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СКАЧАТЬ wird schon Angst haben!

      Er zitterte beim Ton seiner Stimme und blickte sich um. Er war sehr nervös. Er trank noch ein Glas Wasser, dann ging er an, sich auszukleiden und zu Bett zu gehen. Sobald er im Bett lag, blies er das Licht aus und schloß die Augen. Er dachte:

      – Ich kann mich morgen den ganzen Tag über mit der Sache beschäftigen, erst muß ich nur mal schlafen, um ruhig zu sein.

      Es ward ihm heiß unter der Decke, und er konnte nicht einschlafen. Er wälzte sich hin und her, blieb mal fünf Minuten auf dem Rücken liegen, lag dann auf der linken Seite und schließlich rechts. Er hatte immer noch Durst. Er stand auf, um noch einmal zu trinken. Da packte ihn die Unruhe:

      – Habe ich etwa Angst?

      Warum klopfte sein Herz wie verrückt bei den kleinsten Geräuschen in seinem Zimmer, die er doch kannte? Wenn die Uhr schlug, fuhr er in die Höhe bei dem Schnarren der Feder, und war so erschrocken, daß er ein paar Sekunden den Mund offen halten mußte um Atem zu holen. Er überlegte bei sich selbst die Möglichkeit:

      – Sollte ich wirklich Angst haben?

      Nein, er konnte nicht Angst haben, er war ja entschlossen, die Sache bis zum Äußersten zu treiben, da er doch ebenso fest entschlossen war, sich zu schlagen und nicht zu zittern.

      Aber er fühlte sich so erregt, daß er sich fragte:

      – Kann man wohl gegen seinen Willen Angst haben?

      Zweifel, Unruhe, Entsetzen packten ihn:

      Wenn nun eine stärkere Gewalt, als sein Wille, etwas Unwiderstehliches ihn niederzwang, was sollte dann geschehen? Ja, was sollte geschehen?

      Nun, auf den Kampfplatz, da er einmal wollte, würde er schon gehen. Aber, wenn er nun zitterte, wenn er die Besinnung verlor? Und er überlegte sich die Sache, er dachte an seinen Ruf, seine Stellung, seinen Namen.

      Ein seltsames Bedürfnis faßte ihn, plötzlich aufzustehen und sich im Spiegel zu betrachten. Er machte Licht, und als er in dem blanken Glase sein Gesicht sah, erkannte er sich kaum wieder. Es war ihm, als hätte er sich nie gesehen.

      Seine Augen schienen matt, er war blaß, ja ja er war blaß, sehr blaß. Er blieb vor dem Spiegel stehen und streckte sich die Junge heraus, als wollte er seinen Gesundheitszustand feststellen, und plötzlich schoß ihm ein Gedanke pfeilschnell durch den Kopf:

      – Übermorgen um diese Zeit bin ich vielleicht tot!

      Und wieder begann sein Herz fürchterlich zu schlagen:

      – Übermorgen um diese Stunde bin ich vielleicht tot! Dieser Mensch, den ich hier mir gegenübersehe, den ich hier in diesem Spiegel erblicke, ist dann nicht mehr. Wie ist das möglich? Hier bin ich, ich sehe mich an, ich fühle meine Lippen, und in wenigen Stunden soll ich in diesem Bett liegen, tot, mit geschlossenen Augen, kalt, leblos?

      Er drehte sich zu seinem Lager um und sah sich selbst ganz genau in den Kissen, die er eben verlassen. Er hatte jenes eingefallene Gesicht der Toten und jene starren Hände, die sich nicht mehr bewegen.

      Da bekam er Angst vor seinem Bett, und um es nicht mehr zu sehen, ging er in das Wohnzimmer. Mechanisch nahm er eine Cigarre, steckte sie an und begann wieder auf und niederzuschreiten.

      Er fror. Er ging zur elektrischen Klingel, um seinen Diener zu wecken, aber er blieb stehen mit erhobener Hand:

      – Der Mensch wird merken, daß ich Angst habe! Er klingelte nicht, sondern machte selbst Feuer.

      Seine Hände zitterten ein wenig nervös, als sie die Gegenstände berührten, die Gedanken irrten ihm ab, sie verwirrten sich, flohen schmerzlich und jäh. Eine Art Rausch kam über ihn, als wenn er getrunken hätte. Und immerfort fragte er sich:

      – Was wird denn nur werden? Was wird denn nur werden?

      Sein ganzer Körper schlotterte, ein Zittern lief über seine Glieder; er stand auf, ging ans Fenster und schlug die Vorhänge Zurück. Der Tag brach an, ein Sommermorgen.

      Der flammende Himmel färbte rötlich die Dächer und die Mauern, eine gewaltige Lichtflut, wie die erste Liebkosung der aufgehenden Sonne, überschüttete die erwachende Welt, und mit diesem Schein kam in das Herz des Vicomte plötzlich fröhliche Hoffnung.

      War er denn nur ganz verrückt, sich durch die Furcht so packen zu lassen, ehe nur irgend etwas entschieden war? Ehe die Zeugen überhaupt mit denen dieses Herrn George Lamil zusammengetroffen waren? Ehe er nur überhaupt wußte, ob er sich schlagen mußte?

      Er wusch sich, zog sich an, mit sicherem Schritt verließ er seine Wohnung.

      Während er dahinging, sagte er sich:

      – Ich muß energisch sein, sehr energisch! Ich muß den Leuten beweisen, daß ich keine Angst habe:

      Seine Zeugen, der Marquis und der Oberst stellten sich ihm zur Verfügung. Nachdem sie ihm kräftig die Hand gedrückt, sprachen sie über die Bedingungen.

      Der Oberst fragte:

      – Wollen Sie scharfe Bedingungen?

      Der Vicomte antwortete:

      – Sehr scharfe!

      Der Marquis fragte:

      – Ihnen sind Pistolen lieber?

      – Jawohl?

      – Das Übrige überlassen Sie wohl uns?

      Der Vicomte stammelte mit trockner Stimme und abgehackten Worten:

      – Zwanzig Schritt – Schuß auf Kommando – Kugelwechfel bis – zur Kampfunfähigkeit!

      Der Oberst erklärte zufriedengestellt:

      - Das sind ausgezeichnete Bedingungen. Sie sind ein guter Schütze, alle Vorteile stehen auf Ihrer Seite.

      Und sie gingen davon. Der Vicomte kehrte heim, um sie zu erwarten.

      Seine eben noch geminderte Aufregung stieg jetzt wieder von Minute zu Minute. Er fühlte ein Zittern die Arme hinablaufen, die Beine, in der Brust ein unausgesetztes Beben. Er konnte nicht an einem Platz, verweilen, weder sitzen noch stehen. Er hatte keinen Speichel mehr im Mund, und alle Augenblicke schnalzte er mit der Zunge, als müßte er sie vom Gaumen losreißen. Gr wollte frühstücken, doch er konnte keinen Bissen herunterbekommen.

      Da kam ihm der Gedanke, etwas zu trinken, um sich Mut zu machen, und er ließ sich eine Flasche Rum bringen und schüttete nacheinander drei Glas hinunter.

      Eine Wärme, als wäre er verbrannt, überrann ihn, und bald fühlte er sich wie umnebelt. Er dachte:

      – So, nun habe ich das Mittel gefunden, jetzt wird’s schon gehen.

      Und nach einer Stunde hatte er die ganze Karaffe ausgetrunken, und der Zustand seiner Aufregung wurde unerträglich. Er fühlte ein tolles Bedürfnis, sich zu Boden zu werfen, sich zu wälzen, zu schreien, zu beißen. Es wurde Abend.

      Als es klingelte, war er so erschrocken, daß er kaum die Kraft hatte, aufzustehen, um seine Zeugen zu empfangen. Er wagte СКАЧАТЬ