Название: Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten
Автор: Sven Elvestad
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027212743
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Zuerst wollte ich doch meiner Sache sicher sein und prüfte einige Maschinenteile unter höchster elektrischer Spannung. Sehen Sie! Darum konzentrierte ich in meinem Zimmer in Christiania, das Sie ja kennen, die gesamten Kräfte des Elektrizitätswerkes. Christiania lag mehrere Stunden im Dunkeln, aber mir leuchtete meine verwirklichte Erfindung.
Da kreuzten Sie plötzlich zum zweiten Male meinen Weg und meine Pläne. Zur Warnung sandte ich tausend Volt durch Sie. Ich hätte Sie töten können und bedaure jetzt, daß ich es nicht tat.
Nun kommt das, was Sie ebensogut wissen, wie ich selbst. Aber«, fügte Barra mit erhobener Stimme hinzu, »jetzt haben Sie mich zum dritten Male auf der Schwelle zu dem Ruhm und Glück meines Lebens aufgehalten. Darum werden Sie begreifen, entweder lassen Sie mich jetzt mit meinem durch, oder weder ich noch Sie kommen lebend von hier fort.«
»Ich verstehe Sie,« sagte Krag mit anscheinender Kälte, aber nicht ganz unberührt von den Ideen des tollen Mannes, »und nun?«
»Nun sind Sie so gut, ein Datum unter Ihr Schreiben zu setzen.« Und er legte das Papier noch einmal dem Detektiv vor, während er gleichzeitig deutlich an seinem Revolver fingerte.
Krag setzte das Datum ein und fragte Barra, ob er wirklich glaubte, daß er ihn durch die Revolvermündung dazu gebracht habe, diesen Brief zu unterschreiben.
»Nein, Herr Erfinder, nicht deshalb habe ich es getan,« fügte er hinzu, »sondern ausschließlich, weil ich nicht glaube, daß der Admiral die geringste Rücksicht auf ein so plumpes Schreiben nehmen wird! Jeder muß ja sehen, daß es mir erpreßt ist.«
»Möglich,« erwiderte Barra. »Aber zu dem Schreiben muß noch etwas anderes kommen, das wirkungsvoller ist.«
»Das wäre?«
»Sie werden auf Verdeck gehen und zum Abschied winken, damit der Admiral persönlich konstatieren kann, daß alles in Ordnung ist.«
»Nie!« rief der Detektiv anscheinend empört, während in seinem Innern sich jetzt ein neuer Plan formte. Hier galt es in Wahrheit die höhere Komödie. Und bevor jemand ihn hindern konnte, ergriff er das Schreiben und riß es quer durch.
»Machen Sie mit mir, was Sie wollen!« schrie er. »Mein Leben spielt keine Rolle.«
»Aber meines schon,« rief Barra und gab dem Kapitän einen Wink, und binnen wenigen Sekunden hatte der riesenstarke Seemann Asbjörn Krag gefesselt.
»Lassen Sie ihn nur stehen und zusehen,« sagte Barra. »Diese Art Kopien sind meine geringste Kunst.« Und er nahm das zerrissene Schreiben, legte die Stücke zusammen und studierte die Schrift einige Augenblicke genau. Dann griff er zur Feder und ahmte das Schreiben genau nach vom ersten bis zum letzten Buchstaben.
»Selbst der berühmte John Burnes, der Bankschwindler in London, von dem Sie wohl schon gehört haben,« warf er, an Asbjörn Krag gewendet, hin, »hätte dieses Schriftstück nicht besser nachahmen können.«
Asbjörn Krag neigte den Kopf wie ein Mann, der sich überwunden fühlt, aber in seinem Herzen freute er sich darüber, wie leicht seine List gelungen war.
Dieser Barra war ein Phantast, der seine Gegner immer unterschätzte. Darum mußte er ihn auch schließlich trotz alledem unterkriegen. Sicherlich würde Krags Kollege, der junge, tüchtige Detektiv, keine Silbe dieses Schreibens glauben, denn er kannte Krags wirkliche Handschrift ganz genau.
»So, und jetzt stellen Sie sich auf das Verdeck und winken,« sagte Barra, »wenn nicht, blase ich Ihnen das Hirn aus!«
»Winken – mit gebundenen Händen?« fragte Krag beinahe lustig.
»Nein, Sie sollen freie Hand haben, da es sich doch um Ihr Leben handelt,« erwiderte Barra zuvorkommend und gab seinem Kapitän Order, den Detektiv wieder zu befreien. Dies geschah, und Asbjörn Krag fühlte die Kälte einer Revolvermündung in seinem Nacken, während ihn die zwei Banditen zwangen, mit auf das Verdeck hinaufzukommen. Er tat es mit Freuden, stellte sich aber, als fühlte er sich überwunden, und sah mit Gemütsruhe zu, wie ein Boot bemannt wurde, um sein gefälschtes Schreiben an Bord des Admiralschiffes zu bringen. Es war der Kapitän selbst, der diese gefahrvolle Mission auf sich nahm. Aber bevor er in das Boot stieg, rief er seinen Steuermann, einen vierschrötigen, stiernackigen Gesellen, und gab ihm einige Weisungen. Unterdessen wandte sich Krag Barra zu, der die ganze Zeit jede seiner Bewegungen bewachte und den Finger in einer Weise auf dem Hahn des Revolvers hielt, die Krag nicht daran zweifeln ließ, daß er ihn bei der geringsten unvorsichtigen Bewegung niederschießen würde wie einen tollen Hund.
»Sie sollten mit Ihrem Revolver etwas vorsichtiger sein,« sagte er ruhig.
»Darf ich ehrerbietigst fragen, warum?« fragte Barra mit einem ungeheuer liebenswürdigen Lächeln.
»Weil man an Bord des Torpedobootes gute Ferngläser hat! Gesetzt, das Auge des Admirals fiele auf Ihren Revolver! Was würde dann geschehen?«
»Dann würden vermutlich die kleinen Kriegsschiffe hierher steuern,« erwiderte Barra gleichgültig.
»Nun? Und was dann?«
»Dann wäre ich eben genötigt, Sie zu erschießen! Denken Sie, Ihre Gesellschaft bis Fredrikshavn entbehren zu müssen,« lachte er spöttisch.
»Warten Sie nur!«
»Das tue ich.«
Der Kapitän hatte unterdessen seinen Steuermann instruiert, und Krag sah jetzt, wie er das Boot bestieg, während der Steuermann seinen Revolver in Empfang nahm und sich auf der anderen Seite von Asbjörn Krag aufstellte.
»Du verstehst – bei der geringsten verdächtigen Bewegung!« rief der Kapitän noch einmal dem Steuermann zu.
»All right,« erwiderte dieser mit einem finsteren Blick auf Asbjörn Krag, der jetzt zwischen Barra und ihm stand. Aber keiner von ihnen war doch so nahe, daß Krag ihn mit ausgestreckter Hand erreichen konnte. Als der Kapitän in das Boot gesprungen war, legten die Matrosen die Riemen aus, und gleich darauf war das Boot von einer Sturzwelle ein tüchtiges Stück von dem kleinen Dampfer fortgeschleudert. Das eine Torpedoboot dampfte langsam den Kommenden entgegen. Nach Verlauf von zehn Minuten konnten die Ruderer an der eisernen Flanke des Torpedobootes anlegen, und Krag sah den Kapitän auf das Verdeck springen. Was dort vorging, konnte er nicht sehen, die Entfernung war zu groß, auch war es noch zu dunkel.
Krag bemerkte, daß Ingenieur Barra von der Spannung des Moments ergriffen war. Das Einzigartige und Gewagte des Spieles, das jetzt vorging, hatte also selbst auf einen so verhärteten Burschen wie den rotbärtigen Ingenieur seine Wirkung nicht verfehlt. Sollte ihm das Spiel gelingen?
»Ah,« murmelte Barra, »ein Signal!«
Und wirklich, aus dem Boot des Admirals wurde dem anderen Torpedoboot, das sich in der Nähe befand, signalisiert. Ein paar Minuten darauf sah Krag, wie dieses Boot nach Norden drehte und davondampfte. Dicke, schwere Rauchwolken wälzten sich aus seinem Rauchfang.
Ingenieur Barra lächelte, und beinahe freundlich sagte er zu dem Polizisten:
»Jetzt geht das eine Torpedoboot nach Arendal. Es sieht aus, als sollte das Ganze gelingen. Ihr Schicksal wollte nicht, daß Sie diesmal sterben.«
»Triumphieren СКАЧАТЬ