Название: Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten
Автор: Sven Elvestad
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027212743
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Der Polizeichef war stark bewegt.
»Und das können Sie alles beweisen?« fragte er.
»Ja,« erwiderte Krag, »denn wir haben Jaervens Rock und Hut beim Sekretär gefunden– in seiner Garderobe, und wir haben Jaervens Schlüsselbund im Boudoir der Varietédame gefunden.«
»Ich leugne alles,« rief der Sekretär. »Ich bin das Opfer eines schändlichen Komplotts!«
Der Polizeichef tat, als ob er den Ausruf nicht gehört hätte.
»Ja, es muß sich alles so verhalten,, wie Sie es erklärt haben,« sagte er zu dem Detektiv gewendet; »nur eines möchte ich Sie noch fragen.«
»Was denn?«
»Warum mußte denn die Dame, als sie in der Wohnung des Wucherers war, die Kasse durchaus so genau untersuchen?«
»Sie vergessen die Quittung,« erwiderte Krag.
»Die Quittung?«
»Ja, Sekretär Ström hat natürlich eine Quittung über den Empfang von 10nbsp;000 Kronen ausgestellt –«
Ein Schrei ertönte.
Die Chansonette griff sich mit der Hand an die Brust, so als ob sie erstickt.
»Wasser« flüsterte sie
Ein Polizist eilte mit einem Glas Wasser herbei, das sie zitternd an die Lippen führte.
Krag sah mißtrauisch zu.
Doch als sie eben trinken will, schlägt er plötzlich an das Glas, so daß es klirrend zu Boden fällt. Gleichzeitig umklammert er fest ihre rechte Hand und entwindet ihr etwas.
Es ist ein kleines zerknülltes Papier.
Er glättet es und liest es.
»Habe ich es nicht gedacht!« ruft er. »Hier haben wir die Quittung. Sie wollte sie verschlucken.«
Der Sekretär sieht die Dame an und murmelt höhnisch:
»Weiber!«
Der Polizeichef las das Papier ebenfalls. Es war die Quittung des Sekretärs Ström über den Empfang von 9000 Kronen gegen Garantie eines näher bezeichneten Staatsdokumentes, des »kleinen Blauen«. Der Betrag sollte bis zum Dreizehnten bezahlt werden.
Der Sekretär war leichenblaß geworden. Seine Augen brannten mit einem unheimlichen Glanze.
»Gestehen Sie jetzt,« fragte Krag, »daß Sie es waren, der den Wucherer erschlagen hat?«
Mit einem letzten Rest seines eleganten Auftretens geht der Sekretär auf den Detektiv zu und verbeugt sich.
»Ja,« erwiderte er ernst, aber doch noch immer höhnisch, »ich gestehe. Sie sind wirklich mit Ihren Schachfiguren feiner gezogen, Herr Detektiv.«
*
Drei Wochen darauf wurde Sekretär Ström verhört, verurteilt und lebenslänglich in die Strafanstalt Äkershus gesperrt.
Der Mann im Monde
I.
Die ersten Anzeichen
Es ist gegen vier Uhr morgens. Die Dunkelheit beginnt so allmählich dem anbrechenden Tage zu weichen. Aus einem Hause in der Ackersgasse hört man plötzlich ein lautes Summen, so als ob mehrere Maschinen gleichzeitig in Gang gesetzt würden. Ein ähnlicher Lärm dringt aus einigen anderen Häusern in der Nähe. Das sind die Maschinen der Zeitungsdruckereien, die ihre Tagesarbeit beginnen. Alles ist jetzt aus der Hand der Redaktion fertig und in die Presse gegangen. In einigen Minuten werden die ersten feuchten Exemplare hervorgenommen und ausgebreitet. Gibt es etwas Neues? Was ist draußen in der großen Welt vorgefallen?
Zu dieser Zeit trat eine vermummte Gestalt aus einem der Häuser, in dem der Druckereilärm am stärksten war. Mit aufgestelltem Rockkragen, denn der Morgen war kalt und ein leichter Sprühregen fiel. Offenbar eilte er jetzt nach einer Nacht der Arbeit in seiner Zeitung heimwärts. An der Ecke der Karl-Johann- und Ackersgasse stieß er auf eine ähnliche vermummte Gestalt, die aus einem andern Tor und einer andern Zeitung kam.
»Guten Morgen!«
»Guten Morgen!«
Da sie denselben Weg hatten, gingen sie miteinander und begannen nicht lebhaft, sondern rein automatisch zu plaudern.
»Heute nacht ist etwas Merkwürdiges passiert,« sagte der erste.
»Na, was denn?«
»Wir hatten ein langes Privattelegramm von mehreren tausend Worten aus London im Gange. Seltsame Geschichte. Bekamen es wie gewöhnlich stückweise vom Telegraphenamt. Plötzlich ist die Leitung unterbrochen, eine ganze Stunde. Endlich bekommen wir gegen zwei Uhr den Schluß. Aber das Mittelstück ist und bleibt fort.«
Der andere Journalist zuckte zusammen.
»Ganz wie bei uns!« rief er. »Wir haben heute unsere Privattelegramme aus London überhaupt nicht bekommen! Und sie sollten ganz bestimmt zwischen zwölf und zwei Uhr eintreffen.«
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