Название: Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden Box
isbn: 9783740931995
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»Na ja, immerhin bist du seit über zehn Jahren nicht mehr einfach so vor meiner Haustür aufgekreuzt«, erwiderte er schließlich und sah sie fragend an. »Woher weißt du eigentlich, wo ich wohne?«
»Das war nicht weiter schwierig«, wich Bitsi einer ehrlichen Antwort aus und einen Moment lang hatte Danny den unangenehmen Gedanken, dass sie ihm möglicherweise am Abend zuvor gefolgt war. »Darf ich reinkommen oder lässt du deine Gäste immer vor der Tür stehen?«, fragte sie in seine Gedanken hinein herausfordernd.
Offensichtlich war Brigitte es gewohnt, den Ton anzugeben, und steuerte ohne Umwege auf ihr Ziel zu. Danny haderte einen Augenblick mit sich. Plötzlich fühlte er sich gar nicht mehr so wohl in seiner Haut, hatte aber keine Idee, wie er sich unauffällig aus der Affäre ziehen konnte.
»Also gut, komm rein«, beschloss er, sich der Situation zu stellen.
Hintereinander betraten sie den Hausflur und standen nur ein paar Minuten später in seiner geschmackvoll eingerichtete Wohnung im oberen Stockwerk des altehrwürdigen Hauses.
»Eine freudige Begrüßung stelle ich mir irgendwie anders vor«, reklamierte Bitsi und das Lächeln, das um ihre Lippen spielte, war eindeutig spöttisch.
»Tut mir leid, aber ich hatte einen langen, anstrengenden Tag«, redete sich Danny heraus und hängte seine Jacke an die Garderobe. »Kann ich dir die Jacke abnehmen?«, erinnerte er sich gerade noch rechtzeitig an seine Pflichten als Gastgeber.
»Nein, danke, die behalt ich lieber an.« Demonstrativ versenkte Bitsi die Hände in den Taschen und wandte sich ab. Ohne auf Danny zu warten, begann sie ihren Rundgang durch die Wohnung. »Hier willst du also auch neue Farbe an die Wände?«, fragte sie ihn, als er zu ihr trat und ihr ein Glas Weißwein in die Hand drückte.
Er selbst hatte sich auch eines eingeschenkt und prostete seiner Jugendfreundin zu, ehe er antwortete:
»Ich finde dieGelegenheit günstig. Wie gesagt: Tatjana soll in der kommenden Woche hier ein …« Mitten im Satz hielt Danny inne und mit einem Schlag waren die quälenden Gedanken wieder da.
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, trank Bitsi einen Schluck vom angenehm kühlen Wein.
»Wie geht es ihr denn?«, erkundigte sie sich pflichtschuldig.
»Wenn alles gut geht, wird sie bald entlassen.«
»Und du bist sicher, dass sie dann gleich in der Lage ist, hier zu streichen?«
Danny zögerte. Allmählich wurde ihm dieses Verhör unangenehm. Zum ersten Mal, seit er Bitsi Beer wiedergesehen hatte, empfand er ihr Verhalten zunehmend aufdringlich.
»Nachdem es ihr zukünftiges Zuhause ist, will sie es selbst mitgestalten.« Er trank einen weiteren Schluck Wein und ging hinüber ins Wohnzimmer, das direkt an die offene Küche und den Essbereich angrenzte. Dort setzte er sich auf die Couch und schlug die Beine übereinander. Während er darauf wartete, dass sich Bitsi zu ihm gesellte, betrachtete er die Küche. Unwillkürlich erschien ein Bild vor seinen Augen. Ein Bild von Tatjana, wie sie mit vor Konzentration hochroten Wangen in der Küche stand und eines ihrer Kunstwerke schuf.
»Danny?« Bitsis ein wenig ungeduldige Stimme riss ihn aus seinen Träumereien.
»Entschuldige, ich war gerade in Gedanken.«
»Das hab ich gemerkt.« Mit Schwung ließ sie sich neben ihn aufs Sofa fallen und rückte bedenklich nah an ihn heran. Dabei lachte sie aufreizend. »Was ist los mit dir? Früher warst du viel entspannter«, sagte sie ihm auf den Kopf zu und sah ihn forschend an.
»Die Zeiten ändern sich eben«, gab Danny zu bedenken. »Vielleicht mehr, als wir auf den ersten Blick selbst erkennen können.«
»Ach was!«, winkte Brigitte Beer unbekümmert ab. »Wahrscheinlich arbeitest du nur zu viel.«
»Kann schon sein. Du hast ja gehört, dass ich vor Kurzem angefangen habe, meine Doktorarbeit zu schreiben.« Befremdet betrachtete er Bitsis Hand, die wie selbstverständlich an seinem Arm hinauf wanderte und in seinem Nacken liegen blieb.
»Deshalb solltest du vielleicht doch noch mal über mein Angebot nachdenken und dir helfen lassen«, raunte sie ihm ins Ohr.
»Das kann ich nicht annehmen«, versuchte er, sich möglichst elegant aus der Affäre zu ziehen, ohne Bitsi zu verletzen. Schließlich war sie so hilfsbereit gewesen und hatte sich trotz der angespannten Lage bereit erklärt, die Praxis zu streichen. Da wollte er sie nicht vor den Kopf stoßen.
»Ich biete es dir doch an«, gab sie unbekümmert zurück. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, hob sie ihr Glas und trank einen Schluck Wein.
»Das mag schon sein. Trotzdem werde ich dieses Angebot nicht annehmen.«
»Aber warum denn nicht?« Bitsi sah ihn mit großen Augen an, und kurzerhand rückte Danny von ihr ab.
»Ganz einfach. Weil Tatjana und ich uns vorgenommen haben, es selbst zu tun.« Mit diesen Worten stand er auf und ging in die Küche, um ein paar Knabbereien zu holen. Dabei verwickelte er Bitsi in ein allgemeines Gespräch über die vergangenen zehn Jahre, auf das sich die Malerin arglos einließ.
Als sie die Wohnung des jungen Arztes eine Stunde später verließ, war der Abend zwar nicht so verlaufen, wie sie sich das erhofft hatte. Trotzdem sah sie in seiner Gastfreundschaft ein eindeutiges Zeichen seines Interesses und nahm sich vor, das Feuer zu schüren, solange es brannte. Um ein Haar wäre sie zu spät gekommen. Aber solange diese Tatjana noch nicht bei Danny Norden eingezogen war, war noch alles offen. Zumindest war es das, was sich Brigitte Beer einbildete.
*
»In der Südsee gibt es eine Insel, auf der sich’s als Frau perfekt leben lässt!« Laut und deutlich klang Tatjanas Stimme am nächsten Morgen an Dannys Ohr. Mit geschlossenen Augen lag er im Bett und lauschte auf ihre gut gelaunten Worte. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Da war sie endlich wieder, die frech-fröhliche Art, die er in letzter Zeit so schmerzlich vermisst hatte. »Stell dir vor: Dort tun die Männer das, was die Frauen wollen. Wenn wir dort leben würden, müsstest du dich ausschließlich um mein Essen kümmern. Dann würde ich die Croissants nicht selbst backen und dir auch noch ans Bett servieren. Sieht so aus, als ob hier was gewaltig schief läuft!« Helles Lachen drang an Dannys Ohr. Er hatte die Augen noch immer geschlossen und wickelte sich vorsichtshalber noch fester in seine Bettdecke ein. Schließlich kannte er Tatjana gut genug, um von ihrer sadistischen Ader zu wissen. Wie oft hatte sie ihm schon die Decke weggezogen und ihn frierend zusehen lassen, wie sie genüsslich ein Croissant nach dem anderen verspeiste, ohne ihm auch nur ein Bröselchen abzugeben.
»Ich verspreche, dass ich die nächsten fünf Mal Brötchen hole, wenn du deine Croissants mit mir teilst«, spielte er ihr vergnügtes Spiel verschlafen mit. »Sechs Mal, wenn ich auch noch einen Schluck Kaffee bekomme«, bot er an und hob schnuppernd die Nase.
Doch statt des aromatischen Duftes streifte nur ein frischer Lufthauch durch das Schlafzimmer. Verwirrt öffnete Danny die Augen und sah sich um. Seine Enttäuschung war riesengroß, als er bemerkte, dass er allein im Bett lag. Das Gespräch mit Tatjana war nur ein wunderschöner Traum gewesen, und die Sehnsucht nach diesen glücklichen Tagen schmerzte wie eine offene Wunde. Mit bleischwerem Herzen kämpfte er sich aus dem Bett und stellte sich unter die Dusche. Nach einer einsamen Tasse Kaffee in seiner verwaisten Küche СКАЧАТЬ