Название: MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter
Автор: Robert Mccammon
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Matthew Corbett
isbn: 9783958354050
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»Widerwärtig«, sagte Lillehorne. Sein kalter Blick glitt über Matthew hinweg, fiel auf den riesigen Sklaven, der bewegungslos mit hängendem Kopf dastand, und blieb an Hudson Greathouse hängen. »Als ich Skelly zwei Straßen weiter brüllen hörte, hätte ich wissen sollen, dass Ihr hier seid. Ihr seid der einzige in dieser Stadt, der dem alten Knaben dermaßen Angst einjagen kann, dass er seinen Bart verliert. Oder ist der Sklave für das hier verantwortlich?«
»Ich weiß das Kompliment zu schätzen«, meinte Greathouse, der immer noch sein selbstzufriedenes und ärgerlich aufreizendes Lächeln im Gesicht hatte. »Aber ich bin mir sicher, dass Ihr, wenn Ihr mit den Zeugen sprecht – den nüchternen Zeugen, meine ich –, hören werdet, wie Mr. McCaggers‘ Sklave lediglich vermieden hat, verletzt zu werden. Und mich ebenso davor bewahrte – auf äußerst fähige Weise, finde ich.«
Lillehorne wandte seine Aufmerksamkeit Zed zu, der den Boden fixierte. Einige der Rufe draußen begannen böse zu klingen. Matthew hörte »Leichengräberneger«, »kackschwarzes Biest« und Schlimmeres, gepaart mit »Mord« und »teeren und federn.«
»‘s ist gegen’s Gesetz!« Nack erinnerte sich plötzlich an seinen Posten. »Sir! ‘s ist gegen’s Gesetz für ‘n Sklaven, inner Schänke zu sein!«
»Ins Gefängnis mit ihm!«, schrie das Weib zwischen mehreren Schlucken Brandy. »Zur Hölle auch, die sollen alle unters Gefängnis!«
»Das Gefängnis?« Greathouse zog die Augenbrauen hoch. »Ach, Gardner! Findet Ihr, dass das eine gute Idee ist? Ich meine … drei oder vier Tage da drin – selbst nach nur einem Tag wäre ich vielleicht schon zu schwach, meinen Pflichten nachzukommen. Und da ich und ich allein ganz freimütig zugebe, diesen Ort als Treffpunkt für Mr. McCaggers‘ Sklaven ausgesucht zu haben, würde ich derjenige sein, den das Gesetz bestraft.«
»Ich denke, die gehör‘n an den Pranger, Sir! Allesamt!« Nacks bösartige kleinen Äuglein glänzten. Er drückte Matthew den Schlagstock gegen die Brust. »Oder sie haben‘s Brandeisen verdient!«
Lillehorne schwieg. Die Rufe auf der Straße wurden immer wilder. Er legte den Kopf schief, sah zu Greathouse, dann zu Zed hinüber und daraufhin wieder zu Greathouse. Der Hauptwachtmeister war ein zierlicher schlanker Mann, der um einiges kleiner als Matthew war und neben den beiden großen Männern wie ein Zwerg wirkte. Trotzdem war sein Ehrgeiz, in New York aufzusteigen, der eines Goliaths. Eines Tages Bürgermeister oder gar Gouverneur der Kolonie zu werden war sein erklärtes Ziel.
»Was wird‘s also sein, Sir?«, drängte Nack. »Der Pranger oder das Brandeisen?«
»Gut möglich, dass der Pranger schon besetzt sein wird«, erwiderte Lillehorne, ohne Nack anzuschauen. »Und zwar mit einem feigen Wachtmeister, der sich im Dienst besinnungslos betrunken hat und diesen Gesetzesbruch unter seiner Nase geschehen gelassen hat. Und hört bitte auf, von Brandeisen zu reden, sonst bekommt Ihr noch eins auf den Hintern.«
»Aber … Sir … ich meine …«, stotterte Nack, der knallrot angelaufen war.
»Ruhe.« Lillehorne scheuchte ihn mit dem Spazierstock zur Seite. Dann machte er einen Schritt auf Greathouse zu und starrte ihm fast die Nasenlöcher hoch. »Hört mir gut zu, Sir. Ich lasse mich nicht herumschubsen, verstanden? Egal, worum es geht. Ich weiß nicht, was für ein Spielchen Ihr heute Abend spielt, und vielleicht will ich es auch gar nicht wissen. Aber ich will nicht, dass es wieder vorkommt. Habe ich mich verständlich ausgedrückt, Sir?«
»Ganz und gar«, erwiderte Greathouse ohne zu zögern.
»Ich will Genugtuung!«, schrie der gefallene Fechter, der mit einer großen Beule auf der Stirn auf dem Boden saß.
»Es reicht, dass Ihr ein Dummkopf seid, Mr. Giddins.« Lillehornes Stimme war ruhig, klar und eiskalt. »Auf das Ziehen eines Degens in der Öffentlichkeit mit dem Vorhaben, Schaden anzurichten, steht eine Strafe von zehn Peitschenhieben. Möchtet Ihr immer noch Genugtuung?«
Giddins sagte nichts, streckte aber die Hand aus und nahm seinen Degen an sich.
Das Gegröle auf der Straße, das immer mehr Männer – oder Betrunkene und Raufbolde – aus den anderen Wirtshäusern anzog, wurde lauter und verlangte nach Gerechtigkeit in der Form von Gewalt. Zed hielt weiter den Kopf gesenkt und Matthew stand der Schweiß im Nacken. Selbst Greathouse begann leicht beunruhigte Blicke auf den einzigen Ausgang zu werfen.
»Manchmal ärgere ich mich über das, was zu tun ich gezwungen bin«, sagte Lillehorne. Dann sah er Matthew an und verzog spöttisch das Gesicht. »Seid Ihr es immer noch nicht müde, den jungen Helden zu spielen?« Ohne auf Antwort zu warten, fuhr er fort: »Also los. Ich geleite Euch nach draußen. Nack, Ihr haltet hier Wache, bis ich jemanden Gescheiteres schicke.« Den Spazierstock schulterhoch erhoben marschierte er auf die Tür zu.
Greathouse nahm seine Mütze und den Mantel und ging ihm hinterher, gefolgt von Ted und Matthew. Die Schänkengänger, die noch der Sprache mächtig waren, warfen ihnen Flüche hinterher, und Nack bedachte den jungen Angestellten der Herrald Vermittlung mit mordlustigen Blicken. Die dreißig oder mehr Männer und ein halbes Dutzend betrunkene Frauen zählende Menge auf der Straße drängte sich an den Eingang.
»Macht Platz! Alle Mann Platz machen!«, befahl Lillehorne, aber selbst die Stimme eines Hauptwachtmeisters reichte nicht aus, die aufgebrachten Gemüter zur Raison zu bringen. Matthew wusste nur zu gut, dass es drei Dinge gab, die in New York einen Menschenauflauf verursachten, egal um welche Uhrzeit: ein Hausierer, der Stadtschreier und die Aussicht auf einen Faustkampf.
Durch die aufgebrachten Menschen hindurch sah er, dass Bonehead seine Reise durchs Fenster mit einer Platzwunde auf der Augenbraue überlebt hatte. Für einen Kampf war er jedoch offensichtlich noch nicht ausreichend genesen, denn er torkelte Schläge in die Luft austeilend wie ein Kreisel umher. Jemand packte ihn an den Armen und hielt sie fest, ein anderer schnappte ihn um die Taille, und dann sprangen fünf andere Männer grölend auf ihn. Jeder kämpfte gegen jeden und Bonehead wurde verprügelt, ohne einen einzigen Schlag austeilen zu können. Ein dürrer alter Bettler streckte eine Schellentrommel in die Luft, tanzte und schüttelte sie – aber ein Mann mit Musikgeschmack schlug sie ihm aus der Hand, woraufhin der Bettler zu kämpfen und zu fluchen begann wie ein Rasender.
Die restlichen Menschen drängten sich immer noch um ihre wahre Beute: Zed. Sie zerrten an ihm und sprangen dann schnell weg. Einer riss an seinem zerfetzten Gehrock, aber Zed behielt den Kopf gesenkt und reagierte nicht. Abstoßendes Gelächter – das Gelächter von Scheusalen und Feiglingen – stieg in den Nachthimmel. Matthew merkte auf dem langsamen und gefährlichen Weg die Wall Street hinunter plötzlich, dass der Wind sich gelegt hatte. Kein Luftzug bewegte sich und er konnte das Meer riechen.
»Hört zu.« Greathouse war neben Matthew angelangt. Seine Stimme klang angespannt – eine große Seltenheit. »Morgen früh um halb acht bei Sally Almond. Dann erkläre ich Euch alles.« Eine Flasche zersplitterte an einer Wand und er stockte einen Moment. »Falls wir hier mit heiler Haut rauskommen«, fügte er hinzu.
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