Название: Bombenstimmung 2 - erweiterte Version
Автор: Dietmar Wolfgang Pritzlaff
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783967994568
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1. Szene Martin an der Hausfront
Eine Hausfront. Spot auf einen Mann, der sich an einem Vorsprung festklammert. Es ist Nacht.
MARTIN Mama, Mama, ich kann mich nicht mehr halten, Mama!
Eine Frauengestalt wird am Fenster sichtbar.
MUTTER Ist das kalt hier drin.
Mutter schließt das Fenster.
MARTIN Mama, hier draußen, Mamaaaaaaaaaaa...
Martin fällt und schreit. Der Schrei wird immer leiser.
Black.
2. Szene Martins Wohnung, einige Minuten früher
Ein Telefon klingelt.
MARTINS STIMME AUS DEM OFF Verdammt, wo ist der Schlüssel.
Martin schließt die Tür auf. Licht an. Er schlägt die Tür fest hinter sich zu. Er ist nervös, aufgeregt. Er weiß nicht, was er machen soll. Martin läuft zum Telefon, wirft seinen Rucksack in eine Ecke und nimmt den Hörer auf.
MARTIN Aufgelegt. So eine Scheiße. Überall nur Scheiße.
Er legt den Hörer auf und lässt sich auf einen Stuhl fallen.
MARTIN Wer wollte denn was von mir?
Martin hört den Anrufbeantworter ab.
SUSANNES STIMME VOM ANRUFBEANTWORTER (enttäuscht) Hallo Martin, hier ist Susanne, wo bleibst du denn? Wir wollten doch heute ins Kino. Ist wohl wieder mal was dazwischen gekommen. Na gut, meld dich mal.
MARTIN (spricht zu sich selbst) Tut mir leid Susanne, heute geht es wirklich nicht.
BERNDS STIMME VOM ANRUFBEANTWORTER (sehr tuntig) Hi, Martin, also du glaubst nicht was bei mir los ist. Bei mir ist eingebrochen worden. Die ganze Wohnung durchsucht. Schrecklich. Und das Schlimmste: Die ganzen Klamotten für meine Transenshow sind weg. Der ganze Strass, der schöne Flitter... (schluchzt) Ich bin total fertig. Du musst unbedingt herkommen. Die Polizei ist hier. Ich halte das nicht aus. Ach so, hier war Bernd.
MARTIN (spricht zu sich selbst) Noch mehr Probleme.
MUTTERS STIMME VOM ANRUFBEANTWORTER (keifend, überdreht) Martin, hier ist deine Mutter. Ich stehe am Hauptbahnhof. Du wolltest mich doch abholen. Ich nehme jetzt ein Taxi. Weiß gar nicht, ob ich so viel Geld habe. Ich hoffe, du bist gleich zu Hause. Ich hab doch keine Schlüssel. Wo bist du denn?
MARTIN (springt auf) Mama, der Besuch ist doch erst nächstes Wochenende. Oh, nein!
Martin will zur Tür. Das Telefon klingelt. Martin läuft zurück zum Telefon. Es schellt immer mal wieder an der Haustür.
MARTIN Mama? Ach so, du bist es Andreas. (Pause) Was? Vorbeikommen? Auf ein Schwätzchen? Ne, lass mal, das geht heute wirklich nicht. Ich bin total fertig. (Pause) Was ich habe? Heute Morgen fing alles an: Frank hat Schluss gemacht. (Pause) Was? Stand sowieso auf der Kippe? Da weißt du mehr als ich. Anschließend musste ich zum Arbeitsamt. Die haben mir die Arbeitslosenhilfe gestrichen. Ich soll erst mal eine Lebensversicherung auflösen und davon leben. Erst wenn das aufgebraucht ist kriege ich wieder Hilfe. (Pause) Was? Ich habe schon 17. Jahre eingezahlt. Ist doch für meine Rente und dann die hohen Verluste bei der Auflösung. Dann ist auch noch mein Wagen liegen geblieben. (Pause) Ja, der alte Opel Kadett. Der ADAC war da. Irgendwas mit dem Keilriemen. Einen passenden Keilriemen für meinen alten Wagen hatte er nicht dabei. Dann hat er mich abgeschleppt, bis vor die Haustür. (Pause) Bitte? Ich meine nicht den Typ, das Auto. (Pause) Ja klar, in die Werkstatt. Wer soll das bezahlen? Kaum zuhause rief Britta an. Hat sich ausgesperrt. Ich mit dem Bus zu Britta und die Tür eingetreten. Ging nicht anders. Aber sie konnte wenigstens wieder rein. Die Tür haben wir nur notdürftig geflickt. Mit dem Bus zurück. Unterwegs ein Unfall. Nix ging mehr. Ich bin dann gelaufen. Aber wie der Blitz, weil ich doch mit Susanne ins Kino wollte. Dann war ich aber im Krankenhaus. (Pause) Im Krankenhaus, weil ich gestolpert und auf meine Hand gefallen bin.(Pause) Nein, nicht gebrochen, nur aufgeschürft und geprellt. Trage nur einen Verband, keinen Gips. (Pause) Wie, dann gehts ja noch? Na, auf jeden Fall, Kino muss heute ausfallen und meine Mutter kommt heute abend übers Wochenende zu Besuch. (Pause) Ja genau, auch das noch und Bernds Wohnung ist aufgebrochen worden. Er rief gerade an und...
Es schellt an der Haustür.
MARTIN Du, es hat geschellt, wird wohl meine Mutter sein. Ich muss an die Tür. (Pause) Ja, ja, halt du auch was steif. Tschüß.
Es schellt wieder an der Haustür. Martin läuft zur Tür und öffnet.
MARTIN Mama!?
MUTTER (redet sehr schnell - ohne Punkt und Komma) Jetzt darf deine arme, alte, kranke Mutter auch noch selbst die Koffer in die dritte Etage tragen. Danke, mein Sohn. Wo warst du denn?
MARTIN (gibt Mutter einen Kuss, die nicht weiß, wo sie mit ihren Koffern hin soll) Mutti, ich...
MUTTER (unterbricht) Da besucht man einmal in der heiligen Zeit seinen Sohn und dann hat der Herr was Besseres zu tun, als seine arme, alte, kranke Mutter vom Bahnhof abzuholen. Gib mir mal einen Schnaps.
MARTIN Mutter!
MUTTER Du wirst doch deine arme...
MARTIN (fällt mit ein) ...alte, kranke Mutter...
MUTTER ...nicht verdursten lassen?
MARTIN Hol dir einen Schluck Wasser aus dem Hahn.
MUTTER Ich brauche nur ein bisschen, keine Panik, habe ich jetzt alles im Griff.
MARTIN Du hast schon fünf Entzüge hinter dir...
MUTTER Zählen kann er auch nicht mehr. Sechs sind es schon, mein Kleiner.
MARTIN Von mir kriegst Du nichts.
Martin dreht sich herum und geht ins Wohnzimmer. Er läuft ziel- und kopflos hin und her. Er achtet nicht auf seine Mutter. Mutter holt aus der Reisetasche eine Literflasche Schnaps, dreht sich vom Sohn weg und trinkt fast ein Viertel daraus und versteckt sie ganz schnell wieder in der Tasche.
MUTTER So, geht schon wieder. Müssen wir das alles im Hausflur besprechen?
MARTIN (genervt) Dann mach doch die Tür zu.
Mutter schlägt die Tür fest zu und kommt ins Wohnzimmer.
MUTTER Junge, was ich dir erzählen muss, deine Tante Inge kriegt was Kleines. Sie ist zwar 20 Jahre jünger als ich, auch nur ein Ausrutscher, aber mit 44 sollte man doch keine Kinder mehr kriegen. Jetzt weiß sie nicht ob abtreiben oder nicht. Und Onkel Heinz hat es wieder ganz schlimm...
MARTIN Mama, ich muss dir was sagen. Ich habe heute...
MUTTER (lauter) Gleich mein Kleiner! Lass doch mal deine arme, alte, kranke, Mutter was erzählen. Man sieht sich doch kaum noch. Onkel Heinz hat es wieder ganz schlimm СКАЧАТЬ