Gabriel Schillings Flucht: Drama. Gerhart Hauptmann
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Название: Gabriel Schillings Flucht: Drama

Автор: Gerhart Hauptmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066115203

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СКАЧАТЬ hat mir verflucht Arbeit gemacht, können Sie mir glauben, die schöne Bildsäule. Ich bin froh, daß sie mir aus dem Gehege ist.

      Kühn:

      Nu gehn Sie aber doch gleich schon wieder nach Griechenland?

      Mäurer:

      Hat das etwa auch schon wieder in der Zeitung gestanden?

      Kühn:

      Jawohl! Es gibt ja wohl Marmorbrüche dort, und da wollen Sie ja wohl Steine für neue Standbilder aussuchen.

      Mäurer:

      Na, Gott sei Dank bin ich mal erst vorläufig hier! — Ich habe schon manchmal ganz gemütlich in Berlin in einer Weinkneipe gesessen und in der Zeitung gelesen, ich befände mich augenblicklich in Konstantinopel und modellierte die Tochter des Sultans. — Übrigens, wem gehört denn die Gallionfigur?

      Kühn:

      Die hat der große Nordweststurm vor zwei Jahren an Land gebracht.

      Mäurer:

      Sie gefällt mir; ich würde sie gerne kaufen.

      Kühn:

      »Ilsebilse, niemand will se, kam der Koch und nahm se doch.« — Schuckert, glaub' ich, hat sie gefunden.

      Mäurer:

      Ist das der junge Schuckert?

      Kühn:

      Jawohl. Bei Schuckerten finden Se immer so was. Der Alte hat mal einen dicken goldnen Armring aus'm Wasser rausgebracht. Soll ich vielleicht mal mit ihm reden?

      Mäurer:

      Ja, bitte, Meister; tun Sie das!

      Kühn:

      Übrigens hat's mit dem Dinge, wie mir einfällt, ne kuriose Bewandtnis. Die dänische Brigg, von der's wahrscheinlich stammt und die hier draußen gesunken ist, hat der junge Schuckert zwei oder drei Tage vorher, jenau mit die Figur, bei schönstem Wetter wafeln gesehn.

      Mäurer:

      Weißt du, was wafeln ist, Lucie?

      Lucie:

      Nein.

      Mäurer:

      In Schottland nennt man es second-sight.

      Lucie:

      Ach so, etwas mit dem zweiten Gesicht sehen.

      Mäurer:

      Ja, zum Beispiel sein eignes Begräbnis.

      Kühn:

      Gott sei Dank, ich leide nicht dran, trotzdem ich alle Augenblick mal mit Sargbretter zu tun habe.

      Mäurer:

      Ist jemand gestorben?

      Kühn:

      Nee, vorläufig nich; aber Vorrat muß sein.

      (Er legt sich zwei Bretter auf die Schulter und geht.)

      Adje, Herr Professor!

      Mäurer:

      Wiedersehn, Meister Kühn. — — —

      (Lucie und Mäurer allein.)

      Mäurer:

      Na, Schusterchen, ich bin ja im höchsten Grade überrascht, dich hier zu sehen.

      Lucie:

      Ich erst recht. Ich dachte, du bist auf die Südspitze zugegangen: deshalb habe ich mich hier in den Norden geschlängelt; es war wirklich nicht meine Absicht, dir aufzulauern.

      Mäurer

      (schmunzelnd, klug, stoßweise):

      So! So! Wirklich? Na na! Ein Musterkind! — Übrigens hast du gewafelt bei mir; denn ich wollte eben mal über unser grünes Kuhländchen nach dir Auslug halten. — Was liest du denn da?

      Lucie:

      Rate! —

      Mäurer:

      Dann ist es nicht schwer zu raten: die Droste. — Wie lange liegst du schon hier, mein Kindchen?

      Lucie:

      Schon lange Zeit. — Mit wem hat diese Figur dort eine gewisse Ähnlichkeit?

      Mäurer

      (faßt die Gallionfigur ins Auge):

      Ich weiß es nicht! Etwa mit deiner Mutter?

      Lucie:

      Mit Mutter, gewiß.

      Mäurer:

      Das finde ich nicht.

      Lucie:

      Ich würde vielleicht auch nicht darauf gekommen sein; aber ich habe von Mutter geträumt. Ich ging mit ihr unten am Strand spazieren, nachts, und da hatte sie ihre Hand mit dem bloßen Unterarm auch so an der Halskette und auch einen Kranz auf, wie diese Figur ihn hat. Ich hatte wohl also Mutters Bild und dies hier unwillkürlich verschmolzen. — Ich träume hier überhaupt furchtbar lebhaft und schleppe, merkwürdigerweise sogar mitten im hellen Sonnenschein, einen heißen Kopf und den Spuk der Nacht mit mir herum.

      Mäurer

      (lächelnd, gehoben):

      Aber sonst ist es wieder göttlich hier. Ich habe jetzt wieder Stunden erlebt, die unvergleichlich sind. Diese Klarheit! Dieses stumme und mächtige Strömen des Lichtes! Dazu die Freiheit im Wandern über die pfadlose Grastafel. Dazu der Salzgeschmack auf den Lippen. Das geradezu bis zu Tränen erschütternde Brausen der See, — siehst du, hier hinter der Brille ist noch ein Tropfen! — Dieses satte, strahlende Maestoso, womit sie ihre Brandungen ausrollen läßt. Köstlich!

      Lucie:

      Da hast du gewiß wieder interessante Ideen gehabt. (Sie nimmt sein Skizzenbuch.)

      Mäurer:

      Nichts. Auf Ehrenwort, keine Linie. Schreibtafel her, ich muß mir's niederschreiben: Ich werde zwar diese unmoderne Gewohnheit nicht los, — aber vor so etwas heißt es einpacken. — Sag' mal, den Brief von Schilling hattest du doch?

      Lucie:

      Ich hatte ihn dir heut morgen wiedergegeben.

      Mäurer

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