Название: MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1)
Автор: Robert Mccammon
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Matthew Corbett
isbn: 9783958351981
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»Ein Unterschlupf!«, stieß der ältere Mann frohlockend aus. »Matthew, Gottes Gnade ist mit uns!«
Es war ein noch recht neuer Bau, was erklärte, wieso das Gebäude auf der Karte nicht eingetragen war. Der Geruch von frisch mit der Axt bearbeiteten Kiefernstämmen wurde stärker, als sie sich näherten. Matthew bemerkte, vielleicht etwas ungnädig, dass der Erbauer der Blockhütte weder zu den geschicktesten noch zu den ordentlichsten Handwerkern gehörte. Großzügige Mengen von rotem Schlamm waren dazu benutzt worden, die Spalten zwischen den Stämmen der schiefen Wände abzudichten. Der Schornstein bestand mehr aus Lehm denn aus Stein und spie aus zahlreichen Ritzen Rauch. Das Dach saß ähnlich der verrutschten Kappe eines Betrunkenen in einem unguten Winkel auf dem Haus. Weder Farbe noch sonstiger Zierrat schmückten die Hütte, deren kleine schmale Fensteröffnungen allesamt mit Brettern verrammelt waren. Hinter dem Haus befand sich ein Gebäude, das noch schludriger aussah und wohl eine Scheune sein musste: Drei Pferde mit Senkrücken standen in einem eingezäunten Korral daneben. In einem schlammigen Pferch nahebei schnauften und grunzten ein halbes Dutzend Schweine. Ein roter Hahn stolzierte herum, gefolgt von einigen nassen Hennen und ihren schlammbespritzten Küken.
Neben einer Anbindestange für Pferde stand ein in den Boden getriebener Pfosten. Daran festgenagelt war ein grünes Holzschild, auf welches mit dicker weißer Farbe die Worte ›Tavern Ye Trade‹ gekrakelt worden waren.
»Sogar ein Wirtshaus!«, rief der ältere Mann und übernahm die Zügel von Matthew, als könnten seine Hände den Wagen schneller zu der Anbindestange lenken. »Es wird uns heute Abend also doch noch ein heißes Mahl zuteil!«
Eins der Pferde neben der Scheune begann zu wiehern, und plötzlich öffnete sich ein Fensterladen. Ein kaum zu erkennendes Gesicht spähte hinaus.
»Seid gegrüßt!«, rief der Ältere. »Wir brauchen eine Unter…«
Der Fensterladen wurde zugeknallt.
»…kunft«, beendete er seinen Satz. Und dann, als die Pferde sich die letzten Meter zu der Anbindestange vorkämpften: »Brr! Langsam!« Er betrachtete den Fensterladen. »Für einen Wirt recht ungastlich. Aber hier sind wir nun mal und hier bleiben wir auch. Nicht wahr, Matthew?«
»Ja, Sir.« Das wurde mit nicht allzu fester Überzeugung vorgebracht.
Der ältere Mann stieg vom Kutschbock. Seine Stiefel versanken bis über die Knöchel im Matsch. Er schlang die Zügel um die Anbindestange, während Matthew langsam vom Wagen stieg. Auch als er einige Zentimeter tief im Schlamm versank, war Matthew immer noch größer als sein Begleiter. Mit seinen eins-achtundsiebzig war er ein außerordentlich groß geratener junger Mann, im Gegensatz zu seinem mit einem Meter siebzig durchschnittlich großen Begleiter.
Ein Riegel wurde zurückgeschoben. Die Tür der Hütte öffnete sich schwungvoll. »Guten Tag, guten Tag!«, sagte der Mann, der auf der Türschwelle stand. Er war in eine fleckige Wildlederjacke und ein braunes Hemd, graugestreifte Kniebundhosen und grellgelbe Strümpfe gekleidet, die über den wadenhohen Stiefeln zu sehen waren. Das breite Lächeln in seinem kastanienrunden Gesicht stellte Zähne zur Schau, die wie eine Reihe von Stiften in seinem Mund prangten. »Kommt herein und wärmt Euch!«
»Ob sich dies als ein guter Tag bezeichnen lässt, weiß ich nicht, aber ein Feuer wird uns sehr gefallen.«
Matthew und der ältere Mann stiegen zwei Stufen auf die Veranda hinauf. Der Wirt trat zurück und hielt ihnen die Tür auf. Noch bevor sie mit ihm auf gleicher Höhe waren, wünschten sie sich, dass der Kiefernholzgeruch stärker wäre, um den abstoßenden Gestank des ungewaschenen Körpers und der schmutzigen Kleider ihres Gastgebers zu überdecken. Gerade als Matthews linkes Ohr den Pfad der schallenden Stimme kreuzte, brüllte der Mann jemandem im Wirtshaus zu: »Mädel! Leg noch einen Scheit ins Feuer – beweg dich!«
Die Tür schloss sich hinter ihren Rücken, und damit wurde es dunkel. Drinnen war es so finster, dass keiner der beiden Reisenden mehr als das rote Glimmen der zuckenden Flammen im Kamin sehen konnte. Nicht aller Rauch entschwand durch den Schornstein; ein großer Teil davon fühlte sich in der Hütte anscheinend wohl und hing in schmierigen grauen Schleiern im Raum. Matthew kam es vor, als bewegten sich Gestalten um sie herum, aber seine Augen brannten zu sehr vom Rauch, um etwas zu erkennen. Eine knorrige Hand presste sich in seinen Rücken. »Kommt nur, kommt!«, drängte der Wirt. »Wärmt Euch auf!«
Sie schlurften näher an die Feuerstelle heran. Matthew stolperte gegen einen Tisch. Eine gedämpfte Stimme erklang, jemand lachte, und das Lachen ging in einen trockenen Husten über. »Verdammtes Pack, benehmt euch!«, schnappte der Wirt. »Wir haben feine Herren zu Besuch!«
Auch der ältere Mann musste mehrmals husten, um seine Lunge von dem beißenden Rauch zu befreien. Er stellte sich an den Rand des flackernden Feuers und zog seine nassen Handschuhe von den Fingern. »Wir sind den ganzen Tag unterwegs gewesen«, sagte er. »In Charles Town sind wir losgefahren. Wir haben gedacht, dass wir eher rote als weiße Gesichter sehen würden.«
»Es stimmt, Sir, die roten Teufel gibt's hier in rauen Mengen. Aber sehen tut man sie nie, nur dann, wenn sie gesehen werden wollen. Ich bin Will Shawcombe. Dies ist mein Wirtshaus und Handelsposten.«
Der ältere Mann bemerkte, dass ihm durch den Qualm eine Hand entgegengestreckt wurde. Er schüttelte sie. Die Handfläche war so hart wie der Pferdesattel eines Quäkers. »Ich heiße Isaac Woodward«, gab er zurück. »Und dies ist Matthew Corbett.« Er nickte in Richtung seines Begleiters, der damit beschäftigt war, sich die Finger warm zu reiben.
»Aus Charles Town, sagt Ihr?« Shawcombe hielt noch immer die Hand des andern Mannes umklammert. »Und wie ist es dort?«
»Es lässt sich leben.« Woodward entzog sich des Handschlags und fragte sich unwillkürlich, wie oft er wohl seine Finger schrubben müsste, bis sie vom Gestank befreit waren. »Die Witterung ist in den letzten Wochen jedoch sehr unausgeglichen gewesen. Solch heiße und kalte feuchte Dämpfe sind eine wahre Prüfung für das Gemüt.«
»Bei uns will der Regen nicht aufhören«, entgegnete Shawcombe. »Einen Morgen schwitzt man, am nächsten heißt es bibbern.«
»Ist das Ende der Welt, so wie's aussieht«, erhob sich die gedämpfte Stimme. »Geht doch nicht mit rechten Dingen zu, jetzt noch warme Decken zu brauchen. Der Teufel verdrischt seine Frau, daran liegt's.«
»Schweig!« Shawcombes kleine dunkle Augen blickten in Richtung der Stimme. »Du verstehst davon nichts!«
»Ich les die Bibel, ich kenne Gottes Wort! Das Ende der Welt ist's, und auch das aller unsauberen Dinge.«
»Ich schmier dir eine, wenn du so weiterredest!« Shawcombes Gesicht sah im roten flackernden Licht des Feuers wie eine Maske kaum beherrschten Zorns aus. Woodward hatte gesehen, dass der Wirt ein gedrungener, stämmiger Mann von vielleicht einem Meter zweiundsiebzig Größe war, mit breiten kräftigen Schultern und einer Brust wie einem Bierfass. Shawcombe hatte einen wilden braunen Haarschopf, der von Grau durchzogen war, und einen kurzen graugesprenkelten Bart. Er sah wie ein Mann aus, mit dem nicht zu spaßen war. Sein Akzent, ein ungehobeltes Englisch der Unterklasse, klärte Woodward darüber auf, dass der Mann die Docks an der Themse noch nicht allzu lange hinter sich gelassen hatte.
Wie Matthew warf auch Woodward einen Blick in Richtung des Bibellesers und konnte in den Rauchschwaden eine knorrige, weißbärtige Gestalt ausmachen, die an einem der roh zusammengezimmerten Tische saß. Der rote СКАЧАТЬ