MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1). Robert Mccammon
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Название: MATTHEW CORBETT und die Hexe von Fount Royal (Band 1)

Автор: Robert Mccammon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Matthew Corbett

isbn: 9783958351981

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СКАЧАТЬ für den Galgen.«

      Johnstone machte große Augen. »Ich verstehe nicht …?«

      »Meine Schuhe befinden sich in Gewahrsam eines Mörders«, erklärte Woodward und begann, die Geschehnisse in Shawcombes Wirtshaus in allen Details zu schildern. Der Richter hatte gemerkt, dass eine derartige Geschichte, die fast als Tragödie geendet hatte, so schnell Zuhörer fand wie eine Motte das Kerzenlicht. Voller Interesse bemerkte Matthew, dass der Richter in dieser Version der Geschichte schon von Anfang an sicher war, dass Shawcombe ein »Schurke, der Böses will« war und dass er sofort beschlossen hatte, vorsichtig zu sein, damit Shawcombe ihn nicht totschlagen konnte.

      Während die Geschichte neue Formen annahm, klingelte es wieder an der Tür. Mrs. Nettles erschien mit einem weiteren Gast. Der Gentleman war ein kleiner, zierlicher Mann, der Matthew an ein Käuzchen erinnerte. Sein Gesicht mit dem bleichen, zusammengezogenen Mund und der gebogenen Nase, den großen blassblauen Augen hinter runden Brillengläsern und den gerundeten Augenbrauen, die hoch auf der gerunzelten Stirn saßen, war ganz das einer Eule. Seine langen braunen Haare, die an den Schläfen mit Grau gesprenkelt waren, hingen ihm auf die Schultern, und sein Kopf war von einem schwarzen Dreispitz gekrönt.

      »Dr. Benjamin Shields, unser Arzt«, verkündete Bidwell. »Ben, wie geht's Euch?«

      »Ein schlimmer Tag, befürchte ich«, entgegnete der Arzt, dessen Stimme so laut, wie die eines wesentlich größeren Mannes war. »Entschuldigt, dass ich so spät komme. Ich war gerade noch bei den Chesters.«

      »Wie steht es um Madam Chester?«, fragte Winston.

      »Schlecht.« Shields nahm seinen Dreispitz ab und reichte ihn Mrs. Nettles, die wie eine dunkle Wand hinter ihm stand. »Es grämt mich, Euch sagen zu müssen, dass sie vor kaum einer Stunde verstorben ist. Diese Sumpfluft verstopft uns die Lungen und verdickt das Blut. Wenn sich nicht bald etwas ändert, Robert, wird unseren Grabschaufeln noch viel Arbeit bevorstehen. Guten Abend!« Mit ausgestreckter Hand ging er auf Woodward zu. »Ihr seid also der Richter, auf den wir schon so lange warten. Gott sei Dank, dass Ihr endlich gekommen seid!«

      »Wenn ich den Stadtrat von Charles Town richtig verstanden habe«, sagte Woodward, nachdem er dem Arzt die Hand geschüttelt und gemerkt hatte, dass diese sich sehr kalt und feucht anfühlte, »bin ich bereits der dritte Richter, der mit diesem Fall beauftragt wurde. Der Erste war im März, noch bevor er die Reise antreten konnte, an der Beulenpest gestorben, und der Zweite … tja, Richter Kingsburys Verbleib war bis gestern Nacht ungeklärt. Dies ist mein Gerichtsdiener Matthew Corbett.«

      »Angenehm, junger Mann.« Der Arzt schüttelte Matthew die Hand. »Sir«, sagte er zu Woodward. »Mir ist egal, ob Ihr der dritte, dreizehnte oder dreiunddreißigste Richter seid, der hiermit zu tun hat! Wir wollen nur, dass die Angelegenheit geklärt wird, und zwar je schneller, desto besser.« Er unterstrich seine Meinung mit einem scharfen Blick über den Rand seiner Brille hinweg. Dann roch er prüfend das Aroma, das sich langsam im Zimmer ausgebreitet hatte. »Aha, ein Braten! Was gibt's denn heute Abend, Robert?«

      »Hühnerbraten in Pfeffersoße«, sagte Bidwell, der nicht mehr so lebhaft klang wie noch vor ein paar Minuten. Der Tod von Dorcas Chester, einer großen alten Dame, deren Mann Timothy Fount Royals Schneider war, machte ihm zu schaffen. Und die Bemerkung des Doktors über die Grabschaufeln ließ Bidwell voller Unbehagen an Alice Barrows Träume denken.

      »Das Abendessen wird gleich aufgetischt«, sagte Mrs. Nettles und verließ mit dem Dreispitz des Doktors das Zimmer.

      Shields ging an den Kamin und wärmte sich die Hände. »Eine Schande ist das mit Madam Chester«, sagte er, bevor jemand das Thema wechseln konnte. »Sie war eine großartige Frau. Herr Richter, habt Ihr schon Zeit gefunden, Euch unsere Stadt anzusehen?«

      »Nein, noch nicht.«

      »Am besten beeilt Ihr Euch. Bei unserer Sterberate wird Fount Royal bald in Massengrab umbenannt werden müssen.«

      »Ben!«, rief Bidwell mit mehr Vehemenz, als er vorgehabt hatte. »Ich glaube nicht, dass uns solche Reden weiterbringen, meint Ihr nicht?«

      »Vermutlich nicht.« Shields rieb sich die Hände, um die Todeskälte von Dorcas Chesters Fleisch daraus zu vertreiben. »Aber leider steckt viel Wahrheit darin. Und der Richter wird das schon bald selbst herausfinden; wir können das ruhig etwas beschleunigen.« Er sah den Lehrer an, der in seiner Nähe stand. »Alan, habt Ihr ausgetrunken?« Ohne auf eine Antwort zu warten, schnappte er sich das halb volle Weinglas aus Johnstones Hand und trank einen herzhaften Schluck. Dann richtete er seinen Blick auf Isaac Woodward. »Ich bin nicht Arzt geworden, um meine Patienten zu beerdigen, aber allmählich kann ich mich Leichenbestatter nennen. Allein letzte Woche sind zwei gestorben. Das kleine Kind der Richardsons, Gott segne seine Seele, gehörte dazu. Und jetzt Dorcas Chester. Wen ich wohl nächste Woche dem Jenseits überantworten werde?«

      »Solche Worte helfen nicht«, sagte Bidwell bestimmt. »Ich bitte Euch, beherrscht Euch.«

      »Mich beherrschen?« Der Arzt nickte und senkte seinen Blick auf die rote Pfütze Wein im Glas. »Robert, ich habe mich schon viel zu lange beherrscht. Ich bin es müde, mich zu beherrschen.«

      »Das Wetter ist schuld«, mischte sich Winston ein. »Dieser Regen wird doch bestimmt bald ein Ende nehmen, und dann werden wir …«

      »Es liegt nicht nur am Wetter!«, unterbrach Shields mit einem aufmüpfigen Hervorschieben seines Kinns. »Inzwischen ist es die ganze Atmosphäre dieses Ortes. Es liegt an dunkleren Dingen.« Er trank erneut, und das Glas war leer. »An etwas, das mittags ebenso finster wie um Mitternacht ist«, sagte er mit nassen Lippen. »Diese Krankheitsfälle breiten sich aus: ein krankes Gemüt, ein kranker Körper. Denn es besteht eine Verbindung zwischen beidem, meine Herren. Das eine reguliert das andere. Ich habe gesehen, wie Madam Chesters Gemütskrankheit ihrem Körper die Gesundheit raubte. Ich habe es gesehen, und es gab rein gar nichts, was ich dagegen tun konnte. Und nun ist Timothys Seele von dieser Pest angegriffen worden. Wie lange noch, bis ich an seinem Sterbebett stehen werde?«

      »Verzeihung, Sir«, warf Garrick ein, bevor Bidwell den Arzt zurechtweisen konnte. »Wenn Ihr sagt, dass die Krankheit sich ausbreitet … meint Ihr …« Er zögerte, während er nach den Worten suchte, die seine Frage ausdrückten. »Meint Ihr, dass wir es mit der Beulenpest zu tun haben?«

      »Vorsicht, Benjamin«, warnte der Schulmeister leise.

      »Nein, das meint er ganz und gar nicht!«, sagte Bidwell hitzig. »Der Doktor ist wegen Madam Chesters Tod etwas außer sich, das ist alles! Sagt ihm, dass Ihr nicht von der Pest redet, Ben.«

      Der Arzt wartete, und Matthew dachte, dass er tatsächlich den Einzug der Beulenpest in Fount Royal verkünden würde. Doch stattdessen atmete Shields mit einem langen, müden Seufzen aus und sagte: »Nein, ich rede nicht von der Pest. Zumindest nicht von der durch natürliche Umstände verursachten Pest.«

      »Ich glaube, was unser guter Arzt meint«, sagte Johnstone zu Garrick, »ist, dass sich die momentane … äh … seelische Anfälligkeit unserer Bürger auf die körperliche Gesundheit von uns allen auswirkt.«

      »Ihr wollt sagen, dass die Hexe uns krank macht«, brachte Garrick hervor.

      Bidwell beschloss, dass es höchste Zeit war, diesem Gespräch ein Ende zu bereiten, ehe Garrick, der zwar ein erfolgreicher Farmer war, dessen Intellekt in Bezug auf weniger bodenständige Dinge aber zu wünschen übrig ließ, diese Überlegungen unter der Bevölkerung verbreitete. »Gentlemen, lasst uns auf die Zukunft und nicht die Vergangenheit schauen! Elias, der Richter wird uns bald erlösen. Wir sollten Gott und unserer Gesetzgebung СКАЧАТЬ