Название: Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band
Автор: Hans Dominik
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788075831613
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Sein Geist flog rückwärts durch die Jahrtausende. Die Hauptstadt Atlantis. Das Gewirr der Häuser, von unzähligen Straßen durchzogen.
Buntes Leben und Treiben dann. Die geöffneten Basare, Magazine, Lagerhäuser. Alle Waren der Welt boten ihre Auslagen den Käufern, die das Land, die Welt sandten.
Die Menschen aller Rassen, aller Farben. Im Hafen lagen Tausende von Schiffen, die aus Osten und Westen aus Norden und Süden hier gelandet um Handel zu treiben. Vom Osten her nahend eine große Flotte. Die Menge am Hafen sie begrüßend, Tücher schwenkend jubelnd. Die Königin Kleito erwartend, die vom siegreichen Krieg zurückkehrte. Die phönizische Macht gebrochen, ihre Besitzungen in westlichem Europa und Afrika in der Hand von Atlantis.
Die Tore der siebenfachen Mauer um die Stadt durchbrochen, erweitert für den Einzug der siegreichen Königin. Bei Marsilia die große Schlacht. Ungeheure Beute brachten die Schiffe mit. Der Triumphzug der Sieger zum Sonnentempel … zum siebentorigen Haus der Welt. In der Mitte des Zuges die Königin, getragen von den Fürsten der Besiegten.
Die Stadt, das ganze Land ein Jubel, ein Siegestaumel. Der letzte, der schlimmste Aufstand bezwungen. Ost und West zu Füßen des siegreichen Atlantis. Von Norden und von Süden ankommend die Sendlinge der Mächtigen, die freiwillig Tribut boten. Atlantis die Siegerin, die Herrscherin der Welt. Kern Feind, der ihr widerstand. Ein einziges mächtiges Reich von Peru bis Ägypten. Der Sonnentempel, nie sah er so viel Blut zu Ehren der Gottheit fließen wie an diesem Tage.
Im Festesglanz der tausend Fackeln der Palast der Königin. Auf dem goldenen Thron die Herrscherin geschmückt mit Perlen und Edelsteinen. Das kühne, stolze Antlitz hoch aufgereckt, die Augen in der Runde, zu den Helden, die vor ihr knieten. Wer war der Würdigste, von der Königin gekürt zu werden als Gemahl?
Heute die letzte Frist. Die Gottheit, die Priesterschaft wollte es. Und sie wußten es, die Helden zu ihren Füßen der Sieg über den mächtigen, den letzten Feind, ihr Werk!
Jeder sah im Kampf das Ziel, der Würdigste zu sein, gekürt zu werden, Herrscher von Atlantis, Herrscher der Welt. Die Herrscherin stand, starrte. Die Rechte hob leicht den dichten Schleier, der ihr Gesicht bedeckte. Kein Sterblicher, der ihr Antlitz sehen durfte, als der, der würdig war, sie zu besitzen …
Die Helden zu ihren Füßen, sie kannte sie alle, die da knieten, harrten.
»Amiras! Ich sehe dich nicht! Wo bist du?«
Die Häupter vor ihr hatten sich noch tiefer gebeugt. Im Hintergrund wurde der Vorhang zurückgeschlagen. Von Kriegern getragen ein wunder Mann. Das junge, bleiche Gesicht zum Thron gewandt.
»Hier ist Amiras, Königin!«
Die hatte den Schleier heruntergelassen, die Röte zu verbergen.
»Amiras! Mein Gemahl! Die Götter beschützen ihn!«
Und wie wenn Zauberhand die Wunden geschlossen, geheilt … Amiras war aufgesprungen, zu ihr hinaufgeeilt zum Thron, war niedergekniet.
»Königin du! Königin von Atlantis … Königin deines Sklaven!«
Neun Monde waren vergangen, der Erbe geboren. Stadt und Land Atlantis im Jubel. Aufhorchend die Welt … der neue Herrscher geboren.
Im Saal des Palastes König und Königin. Die Abgesandten der Welt zu ihren Füßen. An der Schwelle des Saales drei Männer, fremd an Gesicht, fremd an Gewand. Aus fernem Osten, wo der Sonne Lauf beginnt. Ihre Hand, Gaben bringend, die niemand in Atlantis kannte …
Da … Weltuntergang! Weltwende! Die Meeresfluten, vom Hafen, von allen Seiten herstürzend über Atlantia, die Stadt, über Atlantis, das Land … begrabend alles in wildem Stürmen und Tosen …
… Weltuntergang? … Eine Wiege in goldenem Glanz, schaukelnd im Toben der Elemente …
Ein riesenhafter Vogel, von Osten kommend, sich zu ihr niedersinkend, sie deckend in dunklen Schatten. Stürzende Wellen … verschwunden die Wiege, der Erbe von Atlantis … Inkarnation …
Über das Toben der Elemente hinaus der schwingende Flug eines Adlers … Erbe der versunkenen Welt … der versunkenen Nacht … aufsteigend in steilem Flug der Sonne zu, der Spenderin neuen Lebens, neuer Macht … weiterlebend in neuer Inkarnation.
Er da oben im Flugzeug die letzte Inkarnation … Nirwana … letztes Paradies … Ruhe … die Schultern befreit von der schweren Last.
Zurück zu denen, die ihm die Kraft gegeben. Zu denen, die einst die drei Ringe trugen. Die Macht zurückgegeben dem Schicksal, dem Allmächtigen, bis daß er sie wieder in die Hände Sterblicher lege … in andere. Er frei! Sein Werk vollendet!
Sein Auge ging in die Tiefe. Da lag es, was Schicksals Macht durch seine Hand schuf. Wo seit Menschengedenken die Fluten des Meeres die Kontinente trennten, lag neues Festland. Ein sechster Kontinent, Atlantis, der uralte, war neugeboren, wiedererstanden, die Brücke zwischen Alter und Neuer Welt.
Die taumelnden Schiffe in taumelnder Flut des Atlantiks sah er nicht.
Sah nicht die strudelnden Wogen, die das auftauchende Land nach allen Richtungen im Kreis der Windrose von sich warf, sah nur das vollendete Werk.
Und zwischen dem neuen Atlantis und der Neuen Welt das breite, blaue Wasser des Golfstroms … de Welt, wie sie einst war, als älteste Sage begann …
Das Steuer des Flugzeugs riß der Einsame dort oben aus seiner Lage.
Nach Osten der Kurs, der Sonne zu der Flug. Das Schiff in wirbelnder Fahrt nach Morgen gerichtet … in blauer Ferne verschwindend auf Pankong Tzo hin, das Ziel der Müden.
Der große Saal faßte kaum die Schar der Gäste, die zusammengekommen waren, das Fest der neuen Vereinigung der Häuser Uhlenkort und Harlessen zu feiern. Glückwunschtelegramme aus allen Teilen der Welt. Das europäische Parlament, die europäische Regierung waren vertreten durch ihre bedeutendsten Führer.
Die Gratulationscour war beendet. Die Neuvermählten schritten an der Spitze des Zuges zur Tafel.
»Kein Glückwunsch, Walter, von deinem Freunde?«
Einen Augenblick wich der freudige Glanz aus Uhlenkorts Augen.
Seine Gedanken wanderten dorthin, wo er den Freund wußte.
Und dann, fast gleichzeitig, verhielten sie unwillkürlich den Schritt, blickten sich um, als stünde einer hinter ihnen, der ihnen glückliches Leben, glückliches Gedeihen ihres Geschlechts wünschte, prophezeite.
Ein Schauer durchrieselte sie. Die fremde Stimme, gleichzeitig hatte ihr Ohr sie vernommen, dieselben Worte. Die Worte, die einer dort drüben im alten Kloster zu dem hundertjährigen Greis sprach, der an seiner Seite saß, ihm, dessen Hände zu schwach, das Bild des Festes vors Auge zauberte.
Der sah den Freund, die Geliebte mit ihm vereint, beide im höchsten Glück. Glück! Er hatte es nie gekannt, menschliches Glück … Diener des Schicksals von Geburt an bis jetzt, da die Seele im Begriff stand, die sterbliche Hülle zu verlassen, dorthin zu wandern, wo ewige Ruhe war.
Die bleichen, schmalen Hände legten sich über der Brust zusammen.
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