Neues Altes. Peter Altenberg
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Название: Neues Altes

Автор: Peter Altenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066112691

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СКАЧАТЬ ist der Werdegang! Zuerst völlern, auf seine überschüssigen Kräfte hin! Dann sparsam leben, wegen seiner unterschüssigen Lebenskräfte. Und dann infolgedessen gesunden, reich werden und es bleiben! Dekadenz ist der organische Übergang zur Aszendenz! Zuerst vergeuden die Menschen ihre Kräfte, weil sie zu viel davon haben. Dann sparen sie damit, weil sie zu wenig haben. Und schließlich haben sie wieder angesammelt und sparen wegen schlimmer Erfahrungen! Es gibt keinen anderen Weg!

      Es wäre denn, daß ein »physiologischer« Religionsstifter die persönliche Macht ausübte, daß die Verschwender an Lebenskräften zu sparen begännen, ehe es unbedingt notwendig wäre! Dann könnte er »gottähnliche Menschen« züchten auf Erden! »Erkenntnisse aus Not« sind eigentlich dennoch lächerlich, sie haben keine »Verführungskraft«. »Erkenntnisse« aus »Erkenntnis« allein haben Triebkraft. Sie zeitigen Blüten und Früchte am Baume der Erkenntnis! Der ganze mögliche Fortschritt also: Erkenntnisse haben und sie durchsetzen, ohne »physiologisch« dazu bereits genötigt zu sein! Zum Beispiel also, Krankenkost essen, ohne es nötig zu haben, keusch leben, ohne es nötig zu haben, zehn Stunden schlafen, ohne es nötig zu haben! Mit diesem gewonnenen Überschuß an Lebenskräften es versuchen, ein »höherer, besserer Mensch« zu werden!

       Inhaltsverzeichnis

      Die fünfjährige Marie Ch. mußte um 6 Uhr morgens, bei 10 Grad Kälte, nur mit einem Hemd bekleidet, den Fußboden des Vorhauses reiben. Ein Adeliger, ein Geschäftsmann wollte ich sagen, der zufällig in das Haus trat, machte die polizeiliche Anzeige. Alle ärmlichen Bewohner des weiten alten Hauses atmeten auf. Sie selbst hätten sich vor der Furie von Mutter nicht getraut, es zu tun.

      Der Richter zu der Mutter: »— — — und was ist es mit den blutigen Striemen auf dem Leibe dieses schwächlichen todbleichen Geschöpfes?!«

      »Dös Menscherl hat eh zu viel Blut — — —.«

      Der Richter war empört und verurteilte sie zu 8 Tagen. Nach diesen acht Tagen wird sie also jedenfalls das »vollblütige Menscherl« nicht mehr den Boden des Vorhauses reiben lassen, da dort »Adelige« vorbeigehen und die Anzeige machen könnten. Im trauten Gemache, einen Knebel im Munde, gibt es verschwiegenere Martern für irgend etwas. Nun hat aber höchstwahrscheinlich diese »Mutter« eine Entschuldigung. Denn sie nahm das Mäderl von Bauersleuten weg am Lande, die es zwar sehr fürsorglich behandelten, aber immerhin 6 bis 10 Kronen monatlich erhielten. Grund genug, ein Kind als »unerträgliche Last« zu empfinden für durch Armut in einem ununterbrochenen Zustande von »reizbarer Schwäche« befindliche Nervensysteme. Grauen befällt den Allweisen erst in dem gar nicht seltenen Falle, wo Pflegeeltern ein abgöttisch geliebtes, edel gehegtes Kindchen ohne einen Kreuzer Entschädigung à tout prix behalten wollen, und die »Eltern« es nicht gestatten, sondern es nach Hause nehmen, um es der gerechten Strafe, geboren worden zu sein, unter unermeßlichen Qualen zu unterziehen, bis der Frevel seiner Geburt mit dem Tode gesühnt ist!

      Richter: »Ihr Kind hat es doch dort so gut gehabt, und Sie selbst haben in zwei engen Stuben acht Kinder zu ernähren?!«

      »Wo acht hungern, kann das neunte auch mithungern, soll sie’s besser haben als mir, warum?!«

      Richter: »Der Bauer, der Ziehvater, hat erklärt, er setze es zur Erbin ein — — —.«

      »Nix, dös Kind g’hört zu seine Eltern, zu seine Geschwister — — —.«

      Das Kind wurde später zu Tode gemartert.

      Ich stelle einen einfachen logischen Gesetzesantrag: »Kinder, die nachweislich es bei Zieheltern, die keinerlei Entschädigung dafür verlangen, gut haben, dürfen den Eltern, falls sie in bedrängten Verhältnissen leben, unter keiner Bedingung wieder ausgefolgt werden

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