Название: Butler Parker 151 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740937546
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Auf der Gegenseite wurde es daraufhin sehr still, dann aber folgte ein erregtes Schnaufen.
»Ich werde Sie stückweise umbringen, Sie altes Miststück«, geiferte der Gangsterboß. Er vergaß sein Englisch und verfluchte die ältere Dame in der Sprache seiner Heimat. Er tat es ausgiebig und pointiert.
Lady Agatha hatte aber bereits den Hörer auf den kleinen Tisch gelegt und widmete sich wieder dem Katalog. Sie war an einem weiteren Dialog nicht interessiert. Kathy Porter schaute wieder nach unten auf den Vorplatz. Die vier jungen, verdächtigen Männer waren nicht mehr zu sehen.
*
Sie verließen den Fahrstuhl, orientierten sich kurz an der Beschriftung, suchten offensichtlich nach bestimmten Zimmernummern und fanden das, was sie brauchten, setzten sich auch sofort in Bewegung. Sie trugen dunkle, gut geschnittene Anzüge und hatten gebräunte, harte Gesichter. In einem Kriminalfilm hätten die vier jungen Männer mit Sicherheit Killer und Gangster verkörpert.
Sie bogen in einen Seitentrakt und stießen hier auf einen schnauzbärtigen Zimmerkellner, der eine weiße Stewardjacke trug und damit beschäftigt war, Silbergeschirr auf einem fahrbaren Tisch zu ordnen.
»Wo ist die Suite von Lady Simpson?« fragte einer der vier jungen Männer barsch, während die drei anderen bereits vorausgingen.
»Die übernächste Haupttür«, erwiderte der bejahrt aussehende Kellner respektvoll, »soll ich die Herren anmelden?«
Sein Italienisch klang ein wenig lispelnd, was dem jungen Mann allerdings nicht auffiel.
»Den Hauptschlüssel für die Suite«, verlangte der junge Mann ungeduldig. »Wir sind von der Mafia.«
Der Etagenkellner knickte förmlich ein und schien weiche Knie bekommen zu haben. Er nickte mehrfach und ausgesprochen hastig, griff dann in seine rechte Außentasche und holte einen Gegenstand hervor, der allerdings nicht gerade einem Schlüssel glich. In der weiß behandschuhten Hand des Kellners befand sich ein Sprühfläschchen, wie es zur Bekämpfung des Schnupfens verschrieben und verkauft wird. Nur ein feines Zischen war zu vernehmen, als der Kellner die unter Druck stehende Flüssigkeit in die Augen des Mannes spritzte.
Der Getroffene rang umgehend nach Luft und fühlte eine nachhaltige Schwäche. Tränen füllten seine Augen. Er bekam überhaupt nicht mit, wie blitzschnell er seine schallgedämpfte Automatik aus der Schulterhalfter verlor.
Die drei anderen jungen Männer hatten hinter sich ein Geräusch gehört, fuhren herum und ... sahen sich einer Waffe gegenüber, deren Lauf auf sie gerichtet war. Diese Waffe wurde vom Etagenkellner gehalten, der nicht die Spur von Unsicherheit zeigte.
»Darf man anregen und empfehlen, sich mit ausgebreiteten Armen auf den Teppichboden zu legen?« forderte der Etagenkellner in passablem Italienisch. »Falls sie diesem Wunsch nicht nachkommen sollten, müssen Sie mit Schüssen rechnen, die Sie als äußerst peinlich bezeichnen würden.«
Die Männer kamen dem Wunsch des Etagenkellners unverzüglich nach, knieten zuerst vorsichtig nieder und breiteten sich anschließend auf dem Boden aus. Sie hatten herausgehört, daß sie es mit einem Mann zu tun hatten, der sich auf der Höhe der Situation befand und sicher kein Amateur war.
Eine Zimmertür öffnete sich. Mike Rander trat auf den Korridor und winkte dem Etagenkellner, der höflich und korrekt zurücknickte.
»Erfreuliche Arbeit, Parker«, rief Mike Rander dann, »die einfachen Tricks sind doch immer wieder überzeugend.«
»Sie beschämen einen alten, müden und relativ verbrauchten Mann, Sir«, bedankte sich der Etagenkellner und entfernte seinen Schnauzbart. Er warf einen Blick auf den ersten Mann, der noch immer Tränen vergoß und nach Luft schnappte. Mike Rander machte sich daran, die drei Gangster zu entwaffnen. Jetzt zeigte sich, daß er keineswegs phlegmatisch war. Geschickt und schnell barg er drei weitere Waffen und forderte die Männer danach auf, langsam hochzukommen. Obwohl Rander Englisch sprach, wurde er gut verstanden. Die immer noch entgeisterten Männer erhoben sich und verstanden die Welt nicht mehr. Sie waren als Sieger gekommen und standen nun als Verlierer da.
»Ihr Einverständnis voraussetzend, Sir, könnte man die vier Besucher im Bad meines Zimmers abstellen«, schlug Parker vor.
»Setzen Sie mein Einverständnis voraus«, erwiderte der Anwalt lächelnd, »besser hätte es übrigens gar nicht kommen können, finden Sie nicht auch?«
»Die Herren kamen gewissen Absichten freundlichst entgegen«, faßte der Butler zusammen. Dann nahm Parker eine Wärme-Abdeckhaube und setzte sie nachdrücklich auf den Kopf des Mannes, der immer noch Tränen vergoß, dennoch aber angreifen wollte. Parker erledigte dies fast beiläufig und sorgte dafür, daß der weinende Mann unverzüglich in die Knie ging.
»Sie sollten sich mit den Tatsachen abfinden«, schlug Josuah Parker dann vor, »ich werde Ihnen meine hilfreiche Hand leihen, damit Sie nicht vom Weg abirren.«
Mike Rander und Josuah Parker dirigierten die Besucher in das Hotelzimmer, in dem der Butler wohnte. Anschließend wurden sie in dem fensterlosen Baderaum abgestellt.
»Verständigen wir Lady Simpson?« fragte Rander, nachdem der Butler die Tür verschlossen hatte.
»Vielleicht könnte man dies noch hinauszögern, Sir«, antwortete der Butler, »Mylady könnte die Absicht hegen, zeitraubende Verhöre anzustellen.«
»Bleibt es bei unserem Plan?« fragte Rander weiter.
»Die Voraussetzungen dafür haben sich erheblich gesteigert und verbessert«, lautete Parkers Antwort, »Mr. Luciano Parcutti dürfte mit solch einer dramatischen Wende kaum rechnen, wenn ich es so ausdrücken darf.«
*
Etwa eine Viertelstunde später schritten Lady Simpson, Butler Parker und zwei der vier jungen Männer durch die Halle des Hotels. Man hatte dicht aufgeschlossen. Ein aufmerksamer Beobachter und Kenner krimineller Szenen hätte schnell herausgefunden, daß es sich hier um eine Art Zwangsgemeinschaft handelte, die das Hotel verlassen wollte. Die beiden jungen Männer hatten die ältere Dame in die Mitte genommen und benahmen sich ausgesucht höflich, sorgten aber dafür, daß Lady Agatha keinen Spielraum für eigene Aktivitäten besaß. Josuah Parker folgte dieser Dreiergruppe dichtauf, gemessen und kerzengerade. Auf seinem Kopf saß die schwarze Melone, über dem angewinkelten linken Unterarm hing der Universal-Regenschirm.
Der Chef der Hotelrezeption versuchte sein Gesicht unter Kontrolle zu halten. Er übersah krampfhaft die vier Personen, obwohl er ahnte oder sogar wußte, was sich da vor seinen Augen abspielte. Für ihn stand fest, daß man die englische Lady und ihren Butler zwangsweise aus dem Hotel führte. Liebend gern hätte er eingegriffen und die Polizei angerufen, doch er hatte einfach und schlicht Angst, etwas für seine Gäste zu tun. Ihm war bekannt, zu welcher Organisation die beiden jungen Männer gehörten. Nein, mit der Mafia wollte er sich auf keinen Fall anlegen ...
Die Vierergruppe hatte inzwischen die Außentreppe erreicht und schritt zum nahen Parkplatz. Man hielt auf einen großen Fiat zu, der etwas abseits stand. Parker und einer der jungen Männer nahmen vorn Platz, Lady Agatha und ihr Begleiter belegten den Fond des Wagens. Nach wenigen Augenblicken setzte der schwarze Fiat sich in Bewegung.
»Ich hoffe, Sie halten sich an gewisse Abmachungen«, sagte Parker zu dem Fahrer. Er benutzte die englische Sprache.
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