Название: Ãœberrascht von Freude
Автор: C. S. Lewis
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783765571510
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Ich denke, die Wahrheit ist, dass der Glaube, zu dem ich mich selbst hypnotisiert hatte, in sich zu unreligiös war, als dass sein Scheitern ein religiöses Aufbegehren in mir hätte hervorrufen können. Ich hatte mich Gott oder meiner Vorstellung von Gott genähert, ohne Liebe, ohne Ehrfurcht, ja ohne Furcht. In dem geistigen Bild, das ich mir von diesem Wunder machte, sollte er weder als Erlöser noch als Richter, sondern lediglich als Zauberer auftreten; und sobald er getan hatte, was von ihm erwartet wurde, würde er, so meinte ich, einfach – nun, weggehen. Mir kam nie der Gedanke, die gewaltige Begegnung, die ich gesucht hatte, könnte noch irgendwelche anderen Konsequenzen haben als nur die Wiederherstellung des Status quo. Ich stelle mir vor, dass ein „Glaube“ von dieser Art oft in Kindern entsteht und dass sein Scheitern keinerlei religiöse Bedeutung hat – genausowenig wie die geglaubten Dinge eine religiöse Bedeutung hätten, wenn sie denn geschehen könnten und so einträfen, wie das Kind sie sich vorstellt.
Mit dem Tod meiner Mutter verschwand alles gefestigte Glück, alles Ruhige und Verlässliche aus meinem Leben. Spaß, Vergnügen und viele Stiche der Freude sollten noch kommen; aber die alte Geborgenheit war dahin. Es gab nur noch Meer und Inseln; der große Kontinent war versunken wie Atlantis.
1Für Leser meiner Kinderbücher lässt sich das vielleicht am besten verdeutlichen, indem ich sage, dass Tierland nicht das Geringste mit Narnia gemein hat, von den anthropomorphen Tieren einmal abgesehen. Tierland schloss durch seinen ganzen Charakter auch den entferntesten Schimmer des Wunderbaren aus.
ZWEITES KAPITEL
Konzentrationslager
Arithmetik mit farbigen Ruten.
Times Educational Supplement,
19. November 1954
Klop-klop-klop-klop ... wir sitzen in einer vierrädrigen Droschke und rattern über die unebenen Kopfsteinstraßen von Belfast durch das dunstige Zwielicht eines Septemberabends im Jahr 1908; mein Vater, mein Bruder und ich. Zum ersten Mal bin ich auf dem Weg in die Schule. Die Stimmung ist gedämpft. Mein Bruder, der den meisten Anlass dazu hat, weil er als Einziger weiß, was auf uns zukommt, zeigt seine Gefühle am wenigsten. Er ist bereits ein Veteran. Mich hält vielleicht die Aufregung noch ein wenig aufrecht, aber nicht sehr.
Im Moment beschäftigen mich am meisten die schrecklichen Kleider, die ich anziehen musste. Noch heute morgen – ja, noch vor zwei Stunden – bin ich in Shorts und Blazer und Sandalen herumgetollt. Jetzt ersticke ich fast und schwitze und es juckt mich überall unter dem dicken, dunklen Zeug, während der Eton-Kragen mir den Hals zuschnürt und die Füße in den ungewohnten Stiefeln mir jetzt schon wehtun. Ich trage Knickerbocker, die am Knie zugeknöpft werden. Von nun an soll ich etwa vierzig Wochen im Jahr und manches Jahr lang jeden Abend, wenn ich mich ausziehe, die rote, schmerzende Druckstelle von diesem Knopf vor Augen haben. Doch das Schlimmste ist der offenbar aus Eisen gemachte steife Hut, der meinen Kopf umklammert.
Ich habe von Jungen in derselben misslichen Lage gelesen, die dergleichen als Zeichen des Erwachsenwerdens willkommen hießen; aber ich empfand nicht so. Nichts in meiner Erfahrung hätte mich auf den Gedanken gebracht, es sei schöner, ein Schuljunge zu sein als ein Kind, oder schöner, ein Mann zu sein als ein Schuljunge. Mein Bruder sprach während der Ferien nie viel von der Schule. Mein Vater, an dessen Wort ich nicht zweifelte, stellte das Leben eines Erwachsenen als eine unaufhörliche Plackerei unter der ständigen Drohung des finanziellen Ruins dar. Nicht dass es seine Absicht gewesen wäre, uns zu täuschen. Sein Temperament war nun einmal so, dass er tatsächlich glaubte oder zumindest fühlte, was er sagte, wenn er, wie er es häufig tat, ausrief: „Bald landen wir noch im Armenhaus!“
Aber ich nahm das alles für bare Münze und blickte dem Erwachsensein mit den düstersten Erwartungen entgegen. Das Anlegen der Schulkleidung kam indessen, wie ich wohl wusste, der Einkleidung in eine Gefängnisuniform gleich.
Wir erreichen den Kai und gehen an Bord des alten „Fleetwood-Schiffes“; und nach einem freudlosen Rundgang über das Deck verabschiedet sich mein Vater von uns. Er ist tief bewegt; ich dagegen hauptsächlich verlegen und peinlich berührt. Kaum ist er wieder am Ufer, heitert sich unsere Stimmung vergleichsweise geradezu auf. Mein Bruder zeigt mir das Schiff und erzählt mir von all den anderen Schiffen in Sichtweite. Er ist ein erfahrener Reisender und ganz Mann von Welt.
Eine gewisse angenehme Erregung überkommt mich. Mir gefällt, wie sich die Lichter backbord und steuerbord im öligen Wasser spiegeln, das Rattern der Winden, der warme Geruch aus der Luke des Maschinenraums. Wir legen ab. Die schwarze Fläche zwischen uns und dem Kai wird breiter; ich spüre das Pochen der Schrauben unter mir. Bald gleiten wir den Lough entlang; man schmeckt Salz auf den Lippen und der Lichterhaufen, der sich achtern von uns entfernt, ist alles, was ich je gekannt habe.
Als wir später unsere Kojen aufsuchen, erhebt sich ein starker Wind. Es ist eine raue Nacht und mein Bruder wird seekrank. Absurderweise beneide ich ihn um diese Leistung. Er verhält sich schließlich so, wie es sich für erfahrene Reisende gehört. Mit großer Mühe gelingt es mir, mich zu übergeben, aber das Ergebnis ist armselig – ich war und bin ein unerschütterlich guter Seefahrer.
Kein Engländer wird meine ersten Eindrücke von England nachvollziehen können. Als wir von Bord gingen, ich nehme an gegen sechs Uhr morgens (obwohl es mir wie Mitternacht erschien), fand ich mich in einer Welt wieder, die mich augenblicklich mit Abscheu erfüllte. Die flache Küste von Lancashire am frühen Morgen ist wirklich ein trostloser Anblick; auf mich wirkte sie wie die Ufer des Styx. Die fremden englischen Akzente, die von überallher auf mich eindrangen, kamen mir vor wie die Stimmen von Dämonen.
Doch das Schlimmste war die englische Landschaft zwischen Fleetwood und Euston. Selbst für mein erwachsenes Auge scheint diese Hauptstrecke durch den langweiligsten und unfreundlichsten Streifen der Insel zu verlaufen. Doch für ein Kind, das bis dahin immer in Sichtweite der See und hoher Bergkämme gelebt hatte, sah es so aus, wie wohl Russland für einen englischen Jungen aussehen würde. Diese Flachheit! Diese Endlosigkeit! Diese Meilen über Meilen gleichförmiger Landschaft, die einen von der See abschneidet, einsperrt, erstickt! Nichts stimmte; statt Steinwällen und Hecken gab es hölzerne Zäune, Bauernhäuser aus roten Ziegeln statt weißer Landhäuser, die Felder zu groß, die Heuschober nicht in der richtigen Form. Zu Recht heißt es im Kalevala, dass im Haus des Fremden der Boden voller Knorren ist. Inzwischen ist die Feindschaft begraben, aber in jenem Augenblick erfasste mich ein Abscheu vor England, der erst nach vielen Jahren heilte.
Unser Ziel war die kleine Stadt – nennen wir sie Belsen – in Hertfordshire. „Das grüne Hertfordshire“ nennt es Lamb, aber für einen Jungen, der in County Down aufgewachsen war, hatte es nichts Grünes an sich. Es war das flache Hertfordshire, das steinige Hertfordshire, das Hertfordshire der gelben Erde.
Das Klima Irlands unterscheidet sich von dem Englands auf die gleiche Weise wie das Klima Englands von dem des Kontinents. In Belsen gab es weit mehr Arten von Wetter, als mir je zuvor begegnet waren; dort lernte ich zum ersten Mal bitteren Frost, beißenden Nebel, sengende Hitze und schwere Gewitter kennen. Und dort, durch die gardinenlosen Schlafsaalfenster, erfuhr ich zum ersten Mal, wie gespenstisch schön der Vollmond sein kann.
Als ich die Schule kennenlernte, bestand sie aus acht oder neun Internen und ungefähr noch einmal so vielen Heimschläfern. Der organisierte Sport hatte, von endlosen Schlagballspielen auf dem steinigen Sportplatz abgesehen, schon lange im Siechtum gelegen und wurde schließlich nicht lange nach meiner Ankunft völlig abgeschafft. Außer dem wöchentlichen Bad im Waschraum gab es keine Gelegenheit zum Baden.
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